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MARVEL-BROKER/013: Der Film - Spider-Man 2 - Teil 2


Spider-Man 2 - Teil 2: Wie geht's weiter...


Erinnern wir uns an den ersten Film von Spider-Man vor zwei Jahren: Aus dem blassen, unscheinbaren Schüler Peter Parker (Tobey Maguire), dem der Biß einer genmanipulierten Superspinne übernatürliche Kräfte verliehen hatte, war ein echter Superheld geworden, dessen außerordentliche Fähigkeiten nicht nur große Macht mit sich brachten, sondern auch große Verantwortung, sollten doch die Superkräfte zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt werden. Diese Ansicht vertrat zumindest sein verstorbener Onkel Ben, und so entschied sich auch Peter dafür, Spider-Man zu sein und seiner Mission alles andere, insbesonders seine heimliche große Liebe Mary Jane Watson (Kirsten Dunst) zu opfern. Sie hatte bei seinem Kampf gegen den Grünen Kobold so oft in Lebensgefahr geschwebt, daß Peter eine Beziehung mit ihr für zu gefährlich hielt.

Bereits am Ende dieses ersten Kinofilms hatten sich für Peter wegen seiner verheimlichten Doppelexistenz gegenüber seinen Freunden ernsthafte Konsequenzen abgezeichnet. Die sind auch im zweiten Teil Ursache für die prekäre Lage, denn noch immer hat er sich nicht den Seinigen anvertraut, aus Angst, sie damit in Gefahr zu bringen.

Der Film Spider-Man 2 beginnt in der Titelsequenz mit der groben Wiedergabe der Geschichte des ersten Films in klassischen Comicbildern inklusive der legendären Überkopf-Kußszene im Regen. Das letzte Bild, zeigt das Gesicht von Spidermans Jugendliebe Mary Jane Watson, das langsam zu einer Fotografie gemorpht wird - die Kamera zoomt zurück und die Fotografie entpuppt sich als Teil einer riesigen Werbetafel, die über Manhattan thront.

Der grüne Kobold und viele andere Schurken sind zwar längst besiegt, aber noch immer plagen Peter die inneren Geister. Kein Wunder. Mary Jane lacht ihm in Überlebensgröße entgegen - sie hat ihren Traum verwirklicht und Karriere als Schauspielerin gemacht, spielt erfolgreich Theater auf dem Broardway und ihre Parfümwerbung hängt auf jedem zweiten Billboard in ganz Manhattan. Doch Peter kann sich immer noch nicht durchringen, ihr seine Liebe zu gestehen - zu groß ist seine Angst, ihr könne etwas zustoßen.

Und sein bester Freund Harry Osborn (James Franko), der Spider- Man die Schuld für den Tod an seinen Vater Norman Osborn (Daniel Defoe) gab, nicht ahnend, daß dieser wahnsinnig geworden und der Grüne Kobold war, sinnt immer noch auf Rache auf den Superhelden. Und so steht das Verhältnis zu Harry auch nicht zum besten, weil jede neue Heldentat der Spinne die Rachegelüste des Freundes schürt.

Peter zieht aus beiden Freundschaften die bittere Erkenntnis: Ein Retter der Menschheit muß ein ziemlich einsames Leben führen, und so ist er mit sich wegen seiner Zweitexistenz als Spider-Man auch noch nicht wirklich im reinen:

Als armer Physikstudent, der ja ein Stipendium von Harry Osborns Vater abgelehnt hatte, um seine Unabhängigkeit zu bewahren, wird Peter im Alltag von notorischen Geldsorgen geplagt, schlägt sich recht erfolglos als Pizzabote und als Gelegenheitsfotograf beim "Daily Bugle" durch und versucht dem leicht cholerischen Zeitungsverleger J.J.Jameson auch mal andere Bilder als die vom Netzschwinger zu verkaufen. Jameson, wieder einmal großartig von J.K. Simmons verkörpert, macht ihm aber die Hölle heiß, weil er weiterhin Fotomaterial über Spider-Man haben möchte, mit dem er den Superheld belasten könnte.

Wegen der Verbrechensbekämpfung ist Peter unentwegt in seinem roten Spinnekostüm hoch über Manhattan im Einsatz, um Menschenleben zu retten, Verbrecher zu jagen, erschreckten Frauen ihre geraubte Handtasche zurückzugeben. Darüber vernachlässigt er seine Pflichten im Privatleben und verspätet sich permanent bei seinen beiden Jobs als Pressefotograf beim "Daily Bugle" und als Pizza-Lieferant. Aufgrund seiner Unzuverlässigkeit kündigt ihm nicht nur Chefredakteur J.J.Jameson fast täglich - nur um ihn gleich darauf wieder einzustellen -, sondern er verliert endgültig seinen Job als Pizzabote, da er die Bestellungen regelmäßig zu spät auslieferte -dabei braucht er das Geld so dringend: Seine Tante May steht kurz vor der Zwangsräumung.

Selbst an der Universität bekommt der brillante Kopf Schwierigkeiten, da er regelmäßig durch Unpünktlichkeit auffällt, wenn er die Vorlesungen nicht gar vollständig versäumt. Doch am schwersten wiegt, daß Peter es nicht einmal schafft, pünktlich im Theater zu erscheinen, um seine angebetete Mary Jane auf der Bühne zu sehen, wo sie als Schauspielerin in Oscar Wildes "The Importance of Being Earnest" rauschende Erfolge feiert. Doch selbst ein Spider-Man kann nicht jederzeit und überall sein, wo man ihn braucht. Und obwohl Peter Mary Jane hoch und heilig versprochen hat, ihren Star-Auftritt nicht zu verpassen, enttäuscht er sie ein weiteres Mal, weil ihm gewöhnliche Verbrecher einen Strich durch die Rechnung machen.

Zu allem Überfluß muß Peter mitansehen, wie Mary Jane im Gegensatz zu ihm ihr Leben meistert. Der gefeierte Broadway- Jungstar hat sogar einen neuen Mann an ihrer Seite: den schnieken Astronauten John Jameson (Daniel Gillies), ausgerechnet der Sohn seines nervigen Bosses J.J.Jameson! Und ihr neuer Boyfriend ist einer, der immer für sie da ist, sich nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit quasi in Luft auflöst und es nie Spider-Man überläßt, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Und so will MJ nicht mehr länger auf Peter warten und nimmt den Heiratsantrag ihres neuen Freundes an.

Tragisch unerfüllt bleibt also seine Liebe zu Mary Jane, und tragisch bleibt auch sein Verhältnis zu seinem besten Freund Harry, denn als er dessen zum Superschurken mutierten Vater im Kampf tötete, hat er sich einen Feind fürs Leben geschaffen. Harry schwört Spider-Man, dessen Identität er nicht kennt, ewige Rache und weiß nicht, daß sein Haß seinem Freund gilt.

So beginnt Peter an sich und seiner Aufgabe zu zweifeln, und schon klappt es nicht mehr mit dem Auswerfen des Spinnennetzes. Immer wieder stürzt er ab, lernt Höhenangst kennen. Als auch noch sein Spinnenanzug in der Waschmaschine auf Socken und Unterhose ausfärbt, wirft unser arg gebeutelte Spider-Man den Job als Superheld endgültig hin und zwar in der punktgenauen Umsetzung eines Bilds aus dem Comic-Band "Spider-Man No More", wo er seine Maske einer Mülltonne überantwortet.

- Fortsetzung folgt -

Euer Marvel-Broker


O: Spider-Man 2; USA 2004
R: Sam Raimi
D: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco, Rosemary Harris, J.K.Simmons
127 Min