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ANTIQUARIAT/053: "Warrens Schwur" von Brunschwig und Servain (SB)


Brunschwig / Servain


Warrens Schwur

"Das neunzehnte Opfer" und "Die Legende der Navajos"



In seiner Kindheit hatte Johnny Rowland den geheimnisvollen Indianerjungen Warren Wednesday kennengelernt, der die scheinbar beschauliche Idylle seiner Heimatstadt durch einen Mord völlig aus den Fugen brachte. Weil Johnny Warren an die Polizei verriet, schwor der Indianer Rache. Elf Jahre später wird der inzwischen zu einem jungen Mann herangewachsene Rowland an einem Weihnachtsabend von dem Alptraum aus seiner Vergangenheit eingeholt ...

... als es an der Wohnungstür klingelt. Der Weihnachtsmann, der vor der Tür steht, hat ein Messer in der Hand, das er Johnnys Freundin in den Leib rammt, dann nimmt er sich den jungen Mann vor. Johnny weiß sofort, wen er vor sich hat: Warren, den Indianerjungen von damals, der ihm ewige Rache schwor - nun war es ihm also doch gelungen, ihn aufzuspüren.

Als Johnny im Krankenhaus erwacht, ist er erstaunt, daß er noch lebt - und die ermittelnden Beamten nicht minder, denn sie fanden den jungen Rowland mit einer an sich tödlichen Verletzung, jedoch fachgerecht verbunden und mit blutstillenden Kräutern versorgt, so daß er überlebte. Ein Mörder, der seinem Opfer das Leben rettet, das kommt so häufig nicht vor und gibt einigen Anlaß zur Spekulation. Doch Warren ist auch kein "normaler" Mörder. Er ist der Meinung, eine Reinkarnation des 1967 wegen Mordes hingerichteten Warren Wednesday zu sein. Sein Leben dient einzig und allein dem Zweck, alle Beteiligten am Prozeß seines Vaters, vom Polizisten der die Festnahme vornahm, über die Geschworenen bis hin zum Richter, systematisch auszulöschen. Ein "Besuch" Warrens im Krankenhaus versetzt Johnny erneut in Schrecken ...


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Eine mitreißende Mischung aus Krimi und Indianer-Mystery, spannend von der ersten bis zur letzten Seite, ist dem Gespann Servain/Brunschwig mit der fünfbändigen Serie "Warrens Schwur" gelungen. Der mit Rückblenden in Johnnys Kindheit durchsetzte erste Band, der den Titel "Das neunzehnte Opfer" trägt, fesselt den Leser auf Anhieb. Nachdem der Leser im ersten Band in das aktuelle Geschehen eingeführt wird, rollt der zweite Band, "Die Legende der Navajos", die Hintergründe auf:

Während einer Sitzung mit einem Psychologen gelingt dem Serienmörder Warren Wednesday die Flucht aus dem Gefängnis von San Luciano. Lieutenant Ritchie, der mit dem Fall beauftragt wird, versucht sich ein Bild von Warrens Leben zu machen, um ein Täterprofil erstellen zu können. Dabei stößt er auf die traurige Geschichte eines Jungen, dessen Leben von Geburt an nur eine einzige Bestimmung hatte: den fragwürdigen Traum seines Vaters zu vollenden, der als Massenmörder hingerichtet wurde ...

Warum er jedoch eines seiner Opfer - den zweiten der beiden Jungen, die ihn nach seinen ersten beiden Morden an die Polizei verraten hatte - am Leben ließ, erklärt sich der Gefängnispsychologe, der bei der Attacke so brutal zugerichtet wurde, daß er sich nur noch mit technischen Hilfsmitteln verständigen kann, so: "Ein Junge, der von dem echten Warren fasziniert ist. Dieser Rachefeldzug war die Möglichkeit, sich für Warren zu halten ... Wenn er sein letztes Opfer tötet, stirbt auch die letzte Person, die diese Phantasie genährt hat. Darum hat er ihn gerettet: damit er weiter glauben kann, er sei Warren!"

In weiteren Rückblenden wird die Geschichte von Warrens Vater erzählt, der als Kind seine Mutter und deren Freund umbrachte, mit 14 Jahren ins Gefängnis gesteckt wurde, wo er seine Strafe absaß, wie er ehrfurchtsvoll "Neuer Mann" genannt, zu den Navajo-Indianern kam, wo er sich für ihre Rechte einsetzte, und wie es schließlich zu dem grausamen Mord an dem Fernsehregisseur Henry Chrysler und seiner Familie kam, für den er später hingerichtet wurde. Sein Sohn, der heimlich im Gefängnis gezeugt worden war, wurde im selben Moment, in dem Warren Wednesday starb - seine Mutter war bei der Hinrichtung anwesend - geboren. Eine Gruppe von Navajos, die der Überzeugung war, daß in dem Baby der Geist von Warren weiterlebte, übernahm dessen Erziehung.

Dieser Warren, der nicht weiß, wer er wirklich ist, streift nun durch die Straßen von New York, langsam erkennend, daß er vielleicht nicht der ist, der er zu sein glaubt. Was wird er tun, weiter morden - nun ohne Grund - oder sich in die neue Situation hineinzufinden versuchen, um eines Tages zu verstehen ...


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Zeichner SERVAIN wurde 1970 in der Nähe von Grenoble geboren. 1988 begann er sein Studium an der École des Beaux-Arts in Angoulême. Sein erster Comic, die im Mittelalter spielende Erzählung "Rapt" wurde 1992 veröffentlicht, 1993 folgte die Science-fiction-Serie "Le Traque Mémoire" mit dem Autor Gibelin. 1994 gründete Servain mit einigen anderen französischen Comic-Schaffenden (Thierry Robin, Pierre-Yves Gabrion und Bertrand Antigny in Angoulême das "Studio Entropie". Zu seinen zeichnerischen Vorbildern gehören Herman und Jean Giraud (Moebius).

Autor LUC BRUNSCHWIG wurde 1967 in Belfort geboren. Nach dem Studium (Marketing und Kommunikation), arbeitete er in einer Werbeagentur. Seine Vorliebe für Comics bewegte ihn dazu, auf diesem Gebiet zu arbeiten. Sein erstes Produkt war das Szenario für den 1992 erschienenen Polit-Thriller "Le Pouvoir des Innocents", der mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Es folgten einige abgeschlossene Geschichten und die Fantasy-Serie "Taugenichtse", bevor er sich mit "Warrens Schwur" wieder dem Thriller, seinem bevorzugten Gebiet, zuwandte.

5. Oktober 2007


Warrens Schwur
Band 1 "Das neunzehnte Opfer", Band 2 "Die Legende der Navajos"
Luc Brunschwig, Servain
Carlsen Verlag, Hamburg, 1997
je 56 S., farbig
ISBN 3-551-73131-4 und ISBN 3-551-73132-2