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ANTIQUARIAT/057: "Die Geissel der Götter" von Mangin und Gajic (SB)


Valérie Mangin, Aleksa Gajic


Die Geissel der Götter

Band 2 "dies irae"



Nach 1000 Jahren Friedens zittert Orbis, das galaktische römische Reich, in seinen Grundfesten. Die Hunnen kamen wie aus dem Nichts über das Reich. Ihr König Attila hat bereits mehrere Dutzend Planeten geplündert und gebrandschatzt und es scheint kein Mittel zu geben, ihn aufzuhalten. Attila sieht seine Herrschaft über die Galaxis in erreichbarer Nähe, nicht zuletzt dank der Hilfe von Kerka, der Göttin des Chaos, die in Gestalt einer jungen Römerin wiedergeboren wurde. Doch warum verharrt die Göttin, die doch seine Geliebte geworden ist, niedergeschlagen in ihrem Tempel? Wie viele Opfer bedarf es noch, bis sie sich wieder zu den Mächten gesellt, die dem Kosmos heimsuchen?


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"Der neue Bestseller in Frankreich", "History meets Fantasy", "Opulentes Artwork", hieß es in der Ankündigung zu der 2002 erstmals erschienenen Serie "Die Geissel der Götter", die als "ebenso blutiges wie raffiniertes Fresko zwischen Science Fiction, Historie und Fantasy" beschrieben wird. In einer sehr freien Interpretation der Begegnung von Attila, dem König der Hunnen, mit dem römischen General Flavius Aetius, entwerfen die Autorin Valérie Mangin und der Zeichner Aleksa Gajic eine neue Variante des ewigen Kampfes zwischen Ordnung und Chaos.

Ob hinter der Geschichte mehr steckt als aufwendig gestaltete Bilder und lediglich in ein anderes Umfeld verfrachtete Heldensagen und -figuren, muß jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall bedarf es beim Lesen dieses Comics einiger Konzentration, etwa um mit den verschiedenen Persönlichkeiten von Kerka alias Flavia Aetia nicht durcheinanderzukommen. Die Römerin Flavia Aetia nämlich, die vor zwei Jahren zusammen mit elf weiteren jungen römischen Patriziern an die Hunnen ausgeliefert wurde, wo sie ihrer Göttin Kerka geopfert werden sollte, erwies sich als deren Reinkarnation, was sie zu Attilas kostbarstem Schatz machte. Um so verstörter ist er nun darüber, daß sie nicht mehr zu ihm spricht und seine Opfer nicht mehr anzunehmen scheint. Ebar, der einst zu Kerkas persönlichen Diener ernannt wurde, weiß, warum dem so ist. Denn Kerka ist eben zugleich auch die Römerin Flavia Aetia, deren Eltern Attila umgebracht und deren Planeten er verwüstet hat. "Flavia muß trauern, um ihre göttliche Bestimmung annehmen und zu den Hunnen zurückkehren zu können", erklärt Ebar. Und so erlaubt Attila schließlich, daß Kerka/Flavia in Begleitung Ebars nach Sirmium fliegt, um das Grab ihrer Eltern zu sehen.

Ganz schön kompliziert, nicht wahr? Und das ist noch nicht alles, denn auf Sirmium gehen die Verwicklungen erst richtig los. Dort wird nämlich die totgeglaubte Flavia als Verräterin angesehen, die sich ihr Überleben offensichtlich damit erkauft hat, daß sie die Sternkoordinaten des Planeten an die Hunnen verraten hat. Ihren Höhepunkt finden die Ereignisse, als Kerka/Flavia herausfindet, daß es in Wirklichkeit ihr Vater war, der diese schändliche Tat begangen hat. Doch sie erkennt auch, daß Attila sie beide getäuscht hat. Die junge Frau schwört Rache: "Verflucht seist du, Attila! Es gibt keine Kerka mehr. Es hat sie nie gegeben. Ich bin nicht länger ihre Reinkarnation!". Zusammen mit Ebar, der ihr ewige Treue geschworen hat, auch wenn das heißt, daß er nun gegen sein eigenes Volk kämpft, macht sie sich auf die Reise zur römischen Kaiserin, die ihr ihre Armee unterstellen soll. "dies irae" - der Tag des Zorns - ist angebrochen ...

Man sollte schon ein Faible für extrem phantasievolle Stories und insbesondere für göttergleiche Heroen mitbringen, wenn man dieses überbordende Szenario genießen will. Dann, keine Frage, ist es ein Vergnügen, denn die Geschichte ist trotz aller Verwicklungen stringent aufgebaut und das düstere "Artwork" paßt gut zu der dramatischen Grundstimmung dieser Serie. Wem dies alles hingegen nicht zusagt, wird "Die Geissel der Götter" wohl eher als "zu schwülstig" abtun.

1. November 2007

Die Geissel der Götter (2) "dies irae"
von Valérie Mangin und Aleksa Gajic
Carlsen Verlag, Hamburg, Oktober 2002
48 Seiten, Softcover, farbig, 10,- Euro
ISBN 3-551-76522-7


(Band 1 "Morituri te salutant" ISBN 3-551-76521-9)