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ANTIQUARIAT/102: "Cohn & Markowitz - Ladykiller" von A. Dierßen und J. Mick (SB)


Andreas Dierßen, Jürgen Mick


Cohn & Markowitz - Ladykiller



Diese Geschichte ist ernst und wahrhaftig. Sie findet statt in der Metropole einer Welt, die in einem Abstand von ungefähr 23 Zentimetern parallel zu der unseren in einem Teil des Universums existiert, der unvorstellbar weit entfernt scheint.

Grundsätzlich unserer Wirklichkeit sehr nahe, ist die gesellschaftliche und technische Entwicklung schon ein wenig weiter fortgeschritten. Die Staatsform ist eine heruntergekommene Demokratie, die den Menschen schon lange nicht mehr den Glauben an eine bessere Zukunft zu geben vermag.

Die soziale Schere klafft immer weiter auseinander, und die hoffnungslos überforderten Ordnungskräfte stehen der überbordenden und zunehmend immer brutaler werdenden Kriminalität hilflos gegenüber.

Nur selten durchdringt ein Sonnenstrahl die verschmutzte Luft oder die ewigen Wolken, die wie drohend über der Stadt hängen. Und trotzdem, das Leben, oder was der eine oder andere dafür halten mag, geht seinen Gang ...


*


Hier leben die beiden etwas ungleichen Freunde Cohn und Markowitz, die eine Reparaturwerkstatt für die in jener Parallelwelt so beliebten Fühl-TV-Geräte betreiben. Da sie unter chronischem Geldmangel leiden und von ihren Schuldnern recht nachdrücklich darauf hingewiesen wurden, daß die Zahlungsfrist längst überschritten ist, fassen die beiden den Entschluß, sich künftig als Privatdetektive zu betätigen, um reich und berühmt zu werden. Ob sich diese Idee als so gut erweist, zumal sich gleich ihr erster Fall als brisante Mordaffäre herausstellt, wird sich zeigen.

Hat man sich in diesen in einem sehr ungewöhnlichen Zeichenstil gehaltenen Comic erst einmal hineingesehen und -gelesen, entpuppt er sich als überraschend amüsant. In kantigem Stil gehalten, fallen vor allem die Linien auf, denn jede einzelne - und deren gibt es viele, denn der Zeichner verwendet sie großzügig nicht nur für die Umrisse, sondern auch für Texturen - wurde akribisch mit Zähnungen ausgestattet, die an Briefmarkenränder oder Burgmauern erinnern. Was das soll, kann nur der Zeichner selbst beantworten, auf jeden Fall hat er damit seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil kreiert, an den man sich auch noch nach langer Zeit erinnert. Ungewöhnlich ist auch die Wahl der Zeichenmittel - Buntstift auf Packpapier - was den wirkungsvollen Effekt hat, daß die leuchtenden Farbtöne auf dem relativ dunklen Papier eine intensive Leuchtkraft entfalten.

Hat man sich, wie gesagt, an den Zeichenstil erst einmal gewöhnt, entdeckt man in den Rasterzähnchen eine gut gemachte, mit witzigen und mit überraschenden Gags ausgestattete Parodie auf Science Fiction und Krimi. Ein ungewöhnliches, aber dennoch lohnenswertes und zeitloses Album. Für experimentierfreudige Gemüter zu empfehlen.

27. Oktober 2008


"Cohn & Markowitz - Ladykiller"
von Andreas Dierßen und Jürgen Mick
Carlsen Verlag, Hamburg 1998
64 Seiten, Softcover, farbig, damaliger Preis DM 29,90
ISBN 3-551-73381-3
Außerdem wurde eine auf 333 Exemplare limitierte
Hardcover-Sonderausgabe mit signierter Grafik angeboten
(damaliger Preis DM 98,-) ISBN 3-551-73387-2