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ANTIQUARIAT/119: "Pyrenea" von Régis Loisel und Philippe Sternis (SB)


Régis Loisel, Philippe Sternis


Pyrenea



Auf der unzugänglichen Bergkette der Pyrenäen lebt ein kleines Mädchen, ohne Eltern und Familie, doch nicht allein: Drei Tiere haben sich des Findelkinds angenommen, sorgen für die Kleine, kümmern sich um ihre Erziehung.

Der mächtige Bär ist es, der sie mit seinem patriarchalischen Wissen wieder in die Zivilisation zurückführen will. Der Fuchs hingegen lehrt ihr die Charakterzüge des Menschengeschlechts. Der Adler schließlich, ruhig und majestätisch über Höhenzüge und Täler gleitend, führt Pyrenea in die Philosophie und die Weisheit ein ...


Wer diesen Text, der sich auf der Rückseite des Albums findet, liest und nicht gerade über eine ausgeprägte philosophische Neigung verfügt, ist vielleicht versucht, diesen Comic gleich wieder aus der Hand zu legen. Das sollte er oder sie aber nicht tun, denn fängt man erst einmal an, in dem Hardcoverband zu blättern, stellt sich schnell heraus, daß die Geschichte gar nicht so viele Schnörkel hat und als das, was sie ist, eine in schönen Bildern in Szene gesetzte, ein wenig rührselige Dschungelbuch-Variante, durchaus ihren Reiz und ihren Stellenwert hat.


*


In der Umgebung einer durch eine Katastrophe zerstörten Stadt findet ein Zirkusbär, der in der allgemeinen Aufregung entkommen konnte, ein kleines, elternloses Mädchen, das sich ihm voller Vertrauen nähert. Es hat keine Angst vor dem gewaltigen Tier, denn es sieht seinem Teddy ähnlich. Der Bär, davon angerührt, nimmt sich des Kindes an und flüchtet mit ihm in die Berge.

Später, das Kind ist inzwischen herangewachsen, findet man die beiden in trauter Zweisamkeit an. Der Bär bringt dem Mädchen, das er nach den Bergen, in denen sie leben, Pyrenea genannt hat, bei, was man zum Überleben in der Wildnis braucht, kümmert und sorgt sich um sie. Er hat das junge Menschenkind sehr gern. Besonders dankbar ist er Pyrenea dafür, daß sie ihm eines Tages sein Halsband mit der schweren Kette abnehmen konnte, denn dazu war er trotz seiner Kraft nicht selbst in der Lage. Obwohl er das Mädchen von ganzem Herzen liebhat, weiß der Bär doch, daß ihre Zeit ein Ende haben wird, denn Pyrenea ist eine Menschin und wird eines Tages ihre Artgenossen kennenlernen wollen. Und auch er will den Ruf der Natur folgen, den er in all den Jahren, in denen Pyrenea seine ganze Aufmerksamkeit brauchte, ignoriert hatte. Pyrenea will das nicht einsehen, reagiert eifersüchtig, läßt sich am Ende jedoch überzeugen. Und so macht sie sich auf den Weg zum "Alten", wo sie mehr über die geheimnisvollen Menschen erfahren soll.

Der "Alte", so stellt sich heraus, war ein Einsiedler, der allein in den Bergen lebte. Er ist jedoch schon lange tot. Immerhin konnte der Adler, der lange Zeit in der Nähe dieses Menschen lebte, Pyrenea einiges über die Menschen erzählen und sie mit Hilfe von Kleidung und Konserven aus den Beständen des "Alten" über den Winter bringen. Im Frühjahr kehrt Pyrenea zu ihrem Bären zurück und teilt ihm mit, daß sie nun bereit ist, hinunter ins Tal zu gehen, zu den Menschen ...

16. April 2009


Pyrenea
Régis Loisel (Autor) und Philippe Sternis (Zeichner)
Ehapa Comic Collection, Juli 1999
68 S., farbig, Hardcover, ursprünglicher Preis DM 24,80
ISBN 3-7704-1474-8