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FESTIVAL/234: Fumetto · Internationales Comix-Festival Luzern 2012 - Yves Chaland (Fumetto)


Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern, Medienmappe vom 9.3.2012

FUMETTO | INTERNATIONALES COMIX-FESTIVAL LUZERN

Yves Chaland (FR)
Ausstellung im Am-Rhyn-Haus


Der Franzose Yves Chaland gilt als Meister der Ligne Claire, die er durch seinen dynamischen Strich modernisierte. Eigentlich gilt es im Falle von Yves Chaland auch vom Meister des "style atome" zu sprechen, den er in seinem Einfallsreichtum und seiner spielerischen Eleganz ebenso verkörpert. Diesen Begriff prägte der holländische Zeichner Joost Swarte. Er lies seine Figur Anton Makassar durch die Kunstgeschichte schwadronieren und sich über die grassierende Einfallslosigkeit und Standardisierung des europäischen Designs beklagen. Demgegenüber propagierte er einen Stil, der mit Design spielen müsse und benannte ihn nach dem "Atomium" in Brüssel als "style atome".

Von Kind auf versessen in die franko-belgischen Comics des goldenen Zeitalters der 50er Jahre entwickelte Yves Chaland unter dessen Einfluss (Franquin, Tillieux, Jijé), seinen Stil. Chaland ist einer der wenigen Zeichner denen es gelingt den Comic als ein Gesamtkunstwerk zu konzipieren. Seine Werke stehen ganz im Zeichen des Lesevergnügens, er spielt die Eigenheiten der sequentiellen Kunst gekonnt aus. Stil, Atmosphäre, Dekor, Design, Charaktere und Plot müssen der Grammatik des Comics folgen. Das heisst, jedes dieser Elemente muss ineinandergreifen ohne die anderen zu dominieren. Formal ist jedes einzelne Bild ein durchdachtes Puzzlestück, das dem Gesamtkontext geschuldet ist. Gesegnet mit einer überbordenden Fantasie erschuf Chaland nicht nur verschiedene Figuren und Universen, sondern entwarf in seinen Bildern gleich einem Designer eine perfekt durchkomponierte Welt. Chaland gilt deshalb als Ikone des "style atome" und der Ligne Claire gleichermassen.

Inhaltlich bestechen seine Comics durch seinen charakteristischen schwarzen Humor. Dabei versteht es Chaland ausgezeichnet in diversen Subplots die Gesellschaft abzubilden und ihre Misstände zu zeigen. Oft tragen die Hauptfiguren seiner Geschichten die Züge seiner eigenen Persönlichkeit, so beispielsweise bei jeune Albert in dessen Strips en vacances gar ganze Kindheitserlebnisse festgehalten sind, oder im Falle von Freddy Lombard der Chalands Charakterzüge trägt. In einem Interview von Philippe Morin & Dominique Poncet für PLG (1992) erzählte Yves Chaland folgende aufschlussreiche Anekdote zu Freddy Lombard und seiner Arbeitsweise: "Ich habe ihn kreiert ohne gross nachzudenken. Ich habe das für einen kleinen Verleger, Magic-Strip, getan, für eine Reedition von Klassikern (Anmerkung: Freddy Lombard ähnelt stark Tintin). Und weil es sich um eine Hommage an alte Alben der Edition Lombard handelte, nannte ich ihn Freddy Lombard. Das erste Album hiess Das Testament von Gottfried von Bouillon weil sich die Geschichte in Bouillon, in den belgischen Ardennen abspielte. Ich bin dorthin gereist um zu recherchieren. Als ich nach Hause zurückkam hatte ich die Atmosphäre so sehr aufgesogen, dass ich kein Szenario mehr zu schreiben brauchte. Ich begann direkt zu zeichnen, eine Seite täglich. Auf Seite dreissig fiel mir das Ende spontan zu. Es war wahrlich eine 'écriture automatique'."

Yves Chaland verstarb, nur 33 Jahre alt, in einem Verkehrsunfall. Fast das gesamte Werk entstand in den 80er Jahren und ist noch heute modern. Fumetto zeigt die erste umfassende Retrospektive im deutschsprachigen Raum.


Biografie

Yves Chaland wird am 3. April 1957 geboren und stirbt am 18. Juli 1990 an den Folgen eines Autounfalls. Zusammen mit Ted Benoit, Serge Clerc und Floc'h trug er in den 80er Jahren zur Revitalisierung der Ligne Claire bei. Chaland veröffentlicht seine ersten Comics mit 17 Jahren in der Fanzine Biblipop. Daraufhin studiert er an der Kunsthochschule in Saint-Etienne, wo er 1976 zusammen mit Luc Cornillon seine eigene Fanzine L'Unité de Valeur gründet. 1978, entdeckt durch Jean-Pierre Dionnet, arbeitet Chaland beim Magazin Métal Hurlant mit. Er kreiert die Figuren Bob Fish, Adolphus Claar und Freddy Lombard, dessen Abenteuer in Métal Hurlant Aventure gezeigt werden. 1982 übernimmt er das Zeichnen von Les Aventures de Spirou et Fantasio in einem Stil, der derjenigem von Jijé ähnelt, als dieser die Figuren noch selbst zeichnete.


Bibliografie (Auswahl)

Die Abenteuer von Freddy Lombard (1982 - 1991)
Adolphus Claar (1986)
Bob Fish (1983)
Klein Albert (1989 - 1991)
Die Abenteuer von Spirou (1985 - 1990, Sonderband 1 posthum 2003)


Events am Festival

Vernissage in der Ausstellung:
Sa. 24. März, 15.30 Uhr

Podiumsgespräch im Kunstmuseum Luzern:
So. 25. März, 16.00 Uhr


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Quelle:
Medienmappe vom 9.3.2012
Herausgeber:
Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern
Rössligasse 12, Postfach 5163, CH-6000 Luzern 5
Telefon: +41 41 412 11 22
Telefax: +41 41 412 11 23
Internet: http://www.fumetto.ch
E-Mail: comix@fumetto.ch


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2012