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FILM/643: Tim in Hollywood (Szene WHatcher)


Szene WHatcher - Das Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995
No. 284 vom 19. Dezember 2010

Tim in Hollywood


Die Geheimniskrämerei hat offenbar ein Ende. Die deutsche Dezember-Ausgabe des Film-Magazin Empire zeigt erstmals Bildmaterial des Streifens Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der "Einhorn". Neben Informationen über den Hollywood-Tim wird man auch mit vermeintlich legendenbildenden und oft genug rührseligen Anekdoten aus dem Umfeld des Produzenten Peter Jackson und des Regisseurs Steven Spielberg versorgt, die das unbändige Verlangen Hollywoods, sich mit dem europäischen Kulturgut Tim zu schmücken, rechtfertigen sollen. Geschichtchen über wann, warum und wo Spielberg seine "Liebe" zu Tim entdeckt hat, erzeugen eher einen pelzigen Nachgeschmack, denn man mag diesen Filmsöldnern einfach nicht glauben, dass sie auch nur einen Finger rühren ohne an ihr Bankkonto zu denken. Es ist unglaubwürdig, dass sich das heutige Hollywood für Kultur interessiert, man greift stattdessen auf traditionslastiges Material zurück, das dollarbringende Perspektiven aufzeigt.

Allein die Tatsache, dass der Film in der 3D-Performance-Capture-Technik abgedreht wird, lässt ein halbwegs erträgliches Resultat erhoffen - immerhin glaubte Spielberg nicht an die Möglichkeit einer Umsetzung von Hergés Werk als Realfilm. Im selben Atemzug verlautet allerdings, dass in USA alles von der cinematographischen Darstellung und vom Marketing abhängt. Also könnte man den Film auch "Pingpong" nennen, denn in den USA ist Tim völlig unbekannt. Auch wird nicht so recht klar, wovon die Filmemacher mehr fasziniert sind, von den technischen Möglichkeiten oder der Figur Tim, denn mit Belgien oder wenigstens Frankreich scheinen die Hollywood-Herren wenig im Sinn zu haben, stattdessen holte man sich britische Autoren, "weil die mit der Serie aufgewachsen sind" ... (sic)

Geplant sind über diesen Streifen hinaus, der sich inhaltlich an den Tim-Alben Die Krabbe mit den goldenen Scheren, Das Geheimnis der "Einhorn" und Der Schatz Rackhams des Roten orientiert, weitere Tim-Filme wie Die sieben Kristallkugeln/Der Sonnentempel, König Ottokars Zepter, Der Fall Bienlein und natürlich Tims Reise zum Mond, die Hergé bereits 1952 eindrucksvoll in Szene gesetzt hat. Jeder Tintinophile muss natürlich für sich selber entscheiden, wie er mit diesen Adaptionen umgeht und ob eine Verhollywoodung diesem belgischen Kulturgut zuträglich ist oder nicht. Starke Bedenken zumindest sind hier durchaus angebracht.

Zu diesem Thema siehe auch SW #271 vom 11. Oktober 2008. Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der "Einhorn": Kinostart am 27. Oktober 2011.


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Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995, No. 284 vom 19. Dezember 2010
Herausgeberin: Gaby Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Telefon: 030-768 051 22
E-Mail: heinkow@gmx.de
Internet: http://www.szene-wHatcher.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2010