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MANGA/205: Hot Gimmick (1) - Neue Shojo-Serie von Miki Aihara


Miki Aihara


Hot Gimmick (1)



Die Schülerin Hatsumi Narita wohnt mit ihrer Familie in einem Firmenapartment, einer Wohnung also, die sich im Besitz des Unternehmens befindet, bei der ihr Vater arbeitet. Das bringt einiges an Schwierigkeiten mit sich, denn als Bewohner einer solchen Wohnung muß man ein besonderes Wohlverhalten an den Tag legen, um nicht durch schlechtes Benehmen den guten Ruf des Vaters bei seinem Arbeitgeber zu schmälern. In Hatsumis Wohnblock sorgt obendrein Frau Tachibana, die Frau eines höheren Angestellten, für die Einhaltung des Verhaltenscodes und tyrannisiert die gesamte Hausgemeinschaft. Eines Tages gerät Hatsumi in eine peinliche Lage, als sie für ihre leichtlebige Schwester heimlich einen Schwangerschaftstest besorgt hat. Vor dem Fahrstuhl trifft sie auf Ryoki, den Sohn von Frau Tachibana, der sich, genau wie seine Mutter, für etwas besseres hält. Als Kind stieß er Hatsumi einmal sogar eine Treppe hinunter, weil er den Platz, an dem das Mädchen spielte, für sich allein beanspruchte. Weil sie seit diesem traumatischen Erlebnis Angst vor Ryoki hat, weicht Hatsumi erschrocken zurück - und prompt fällt ihr der Schwangerschaftstest aus der Tasche, Ryoki direkt vor die Füße. Als ausgemachter Fiesling, der er ist, wittert dieser sogleich seine Chance und erpreßt die verstörte Schülerin. Wenn Hatsumi nicht wolle, daß er seiner Mutter davon erzähle, daß eines der Narita-Mädchen einen Schwangerschaftstest benötige, müsse sie fortan seine Sklavin sein und alles tun, was er wolle.

Aus dieser Grundkonstellation entspinnt sich eine verwickelte Story, in deren Verlauf Hatsumi sich, obwohl sie mehrere Gelegenheiten bekommt, das aus Erpressung geborene Abhängigkeitsverhältnis zu Ryoki zu beenden, eher noch tiefer in eben dieses hineinbegibt. Man könnte fast meinen, daß sie sich irgendwie doch zu dem verhaßten Nachbarn hingezogen fühlt, und auch dieser scheint mitunter nicht nur Verachtung für das "blöde" Mädchen übrig zu haben. Um das ganze noch komplizierter zu machen, taucht auch noch Azusa Odagiri wieder auf, der vor einigen Jahren aus der Siedlung weggezogen war, dessen Vater nun aber wieder nach Japan versetzt wurde. Schon damals mochte Hatsumi den Nachbarsjungen sehr gern, nicht nur, weil er sie, nachdem Ryoki sie brutal die Treppe hinuntergestoßen hatte, tröstete. Inzwischen ist er zu einem gutaussehenden jungen Mann herangewachsen, der es als Model sogar zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat, sich darauf aber überhaupt nichts einbildet. Er ist noch genau so freundlich wie früher und rettet Hatsumi aus einer peinlichen Situation. Kein Wunder, daß sie dahinschmilzt - und auch Azusa scheint mehr als nur gutnachbarliche Gefühle für sie zu hegen. Durch ein Mißverständnis, das sie wegen Ryokis nach wie vor bestehender Erpressung nicht aufklären kann, glaubt Azusa aber bald, daß Hatsumi mit Ryoki geht ...

Damit endet der erste Band.

Jedes Mädchen, das nur halbwegs selbstbewußt ist, dürfte sich ziemlich über diese Geschichte ärgern, die überdies ein wahrscheinlich ziemlich realistisches - und gerade deshalb sehr beklemmendes - Bild der japanischen Gesellschaft zeichnet, in der der Arbeitgeber über alles geht und willfähriges und unterwürfiges Verhalten bis weit in die Privatsphäre hinein als selbstverständlich vorausgesetzt wird.


Miki Aihara
Hot Gimmick (1)
Panini, Stuttgart, Februar 2006
180 Seiten, sw., Taschenbuch, Euro 6,50
ISBN 3-86607-099-3