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NEUERSCHEINUNG/527: 05/06 · Simpsons Comics Sonderband (15)


John Costanza, Nathan Kane, Bill Morrison, Ian Boothby, Chuck Dixon, Gail Simone und andere


Simpsons Comics Sonderband 15

"Wald + Wiesen Wahnsinn"



Endlich ist er da, der von vielen sicher schon heiß ersehnte Simpsons-Sonderband 15, der, passend zum bevorstehenden Sommer, den Titel "Wald + Wiesen Wahnsinn" trägt. Das 180seitige Softcoveralbum enthält die Geschichten aus den deutschen Simpsons-Ausgaben #67 bis #72 (US-Ausgaben #64 bis #69), die zwischen Mai und Oktober 2002 erschienen sind. Zwölf Geschichten kamen dabei zusammen, die auch Neueinsteigern einen Überblick über die Bandbreite der Themen aus dem Springfield-Kosmos von urkomisch bis beinahe ernst zu bieten vermögen. 12,95 Euro kostet der Spaß, der, legt man einen Ladenpreis von durchschnittlich 2,50 Euro pro Heft zugrunde (Differenzen durch Preiserhöhungen und "Extras"), sogar billiger kommt, als die Anschaffung der einzelnen Ausgaben, die zudem in der Regel kaum mehr erhältlich sind und wenn, dann zu einem Vielfachen des ursprünglichen Preises.

Meine Frau ist tot?
Nein, das hatte ich doch schon gesagt. Es ist meine Frau, die von uns ging! Deshalb versuche ich ja, dir unsere Karten für die romantische Kreuzfahrt zu geben, die wir vor einem Jahr gebucht hatten.

Während bei "Richterin Marge" die nicht nur in Amerika boomenden Gerichtsshows aufs Korn genommen werden und die Simpsons in "Viva Bart" einen Abstecher nach Südamerika machen, wo sie in die Wirren eines Militärputsches geraten, ist in "Liebe über Bord", Urlaubsstimmung angesagt - oder? Wohl kaum, denn wenn jemand wie Homer Simpson eine Kreuzfahrtschiffs-Linie eröffnet, sind die Katastrophen vorprogrammiert, denkt der erfahrene Leser und behält, wie eigentlich immer in so einem Fall, damit auch Recht. Dabei fing alles so vielversprechend an ...

Nachdem das Mißverständnis mit der verstorbenen Ehefrau geklärt ist und Marge die Initiative in die Hand genommen hat, wechseln die Karten - gegen Homers ausdrücklichen Protest ("Ich habe Angst vor Wasser") - den Besitzer. Leider gerät die Fahrt mit Captain McCallister zu einem Desaster an dem letztlich Homer die Schuld trägt, denn war es, der den dressierten Delphin Skipper ein Duff- Bier einflößte - wobei man ihm lediglich zugute halten kann, daß er nicht wissen konnte, daß Skipper Alkoholiker ist, der, wenn er betrunken ist, ausgesprochen aggressiv reagiert. Der Kapitän jedenfalls läßt keine Milde walten: "Ich erteile euch Bootsverbot bis zum Sankt Nimmerleinstag!" faucht er.

Schön! Mir doch egal! Dann veranstalte ich halt selbst Kreuzfahrten! Hrrmmm. Marge, was sollte das 'Hrrmmm'? Ach, Homer. 95 Prozent der Geschäftsgründungen in Springfield scheitern im ersten Jahr. Und 85 Prozent davon werden von DIR gegründet.

Kein Wunder also, daß Marge Bedenken hat. Doch ihr Gatte kann sie davon überzeugen, daß es diesmal etwas gaaaanz anderes werden wird. Der Zufall kommt Homer zu Hilfe, denn just dieser Tage will sein Arbeitgeber eine Jacht verschrotten. Homer baut die ehemalige "Gone Fission" zum Kreuzfahrt-Schiff um. Es finden sich sogar Passagiere, die auf "Homer's Superboot" mitreisen wollen. In schicke weiße Uniformen gekleidet, ist die ganze Familie Simpson emsig damit beschäftigt, die Urlauber zu versorgen. Leider hat Homer so seine eigenen Vorstellungen davon, die Reisenden in Ferienstimmung zu bringen. Seine Versuche Amor zu spielen, gehen sämtlich schief. Doch dann geschieht das Erstaunliche: Angesichts eines Piratenschiffs raufen sich die Streithähne zusammen und gemeinsam treten alle gegen die Freibeuter, deren Anführer übrigens ein versoffener Delphin namens Skipper ist, an. Am Ende stehen beide Schiffe in Flammen und Haie umkreisen die von Bord gegangenen Passagiere von "Homer's Superboot". Doch die stört das nicht. Immer zu zweit in einem Rettungsring turteln sie miteinander und sind glücklich - zumindest für den Moment ...

In der Geschichte "Sag's mit Samen" entdeckt Bart in einem alten Comic-Heft eine Anzeige, die demjenigen ein tolles Geschenk verspricht, der eine bestimmte Menge an Blumensamen verkauft. Eines der angebotenen Präsente ist eine Armbrust - und die will Bart haben. Er ruft bei der Firma an und ordert die Samen. Weil er sich unklar ausdrückt ("... es ist mir egal wie viele Kisten Samen ich dafür verkaufen muß!") wittert der ewig erfolglose Loser-Vertreter Gil seine Chance, die radioaktiv bestrahlten "Supersamen" endlich loszuwerden und schickt dem Knaben die gesamte Menge. Bald türmen sich im Garten der Simpsons die Kisten und auf Homers Konto ist Ebbe, denn wie es die übliche Geschäftpraktik zu sein scheint, hält sich der Samenverkäufer am Konto der Eltern schadlos - Bart hat schließlich eine Kontovollmacht zugunsten der Firma "Armenische Samen" unterschrieben. Als Bart erkennt, was er da angerichtet hat, ist er verzweifelt. Glücklicherweise findet er in seiner Schwester Lisa eine Vertraute, die zusammen mit ihrem Umweltclub alles versucht, um ihrem Bruder aus dieser mißlichen Lage herauszuhelfen.

Bis Famile Simpson aus dem finanziellen Schlamassel wieder heraus ist, in den Bart sie hereingebracht hat, geschieht natürlich noch eine ganze Menge. Am Ende helfen alle mit, einen altertümlichen Samen-Jahrmarkt zu organisieren, der gegen den ausdrücklichen Willen von Homers Chef, Mr. Burns, durchgeführt wird. Mr. Burns ist nämlich allergisch gegen alles was grünt und blüht, und hat Angst, daß in Springfield zu viel wächst, wenn alle Samentütchen an den Mann gebracht werden. So schießt er eine Ladung seiner pflanzenvernichtenden "Todesstrahlen" auf die Festwiese. Die haben jedoch die fatale Wirkung, daß die radioaktiv bestrahlten Samen urplötzlich anfangen zu wachsen ...

Halli-Hallöchen Gil! Heute schon Glück beim Diebesfang gehabt?
Nein, Mr. Flanders, Sir.
Na, vermale-diddeli-deit! Diese Vandalen des fünften Gebots halten meine Gewinnspanne dünner als eine Kommunionsoblate!

"Ruhmreiche Rächer geben keinen Rabatt" schließlich soll als Beispiel für eine Story mit durchaus ernstem Hintergrund dienen: Wie schnell kann ein aus dem Ruder geratener Überwachungsapparat Gesetzesbrecher "produzieren"?

Nicht nur Ned Flanders hat über zunehmende Ladendiebstähle zu klagen. Auch der Comicladen und Apus Kwik-E-Markt werden von Dieben heimgesucht. Homer bekommt die Folgen davon zu spüren: Plötzlich soll er bei Apu 400 Dollar für eine Tüte Schweineschwarten bezahlen und Moe verlangt mit der Begründung, er hole seine Gürkchen und Erdnüsse aus dem Kwik-E-Markt und der habe seine Preise angezogen, für ein winziges Bier 100 Dollar. Homer ist so wütend, daß er einen Bürgerprotest organisiert. Das Ergebnis der Aktion ist, daß die drei betroffenen Ladenbesitzer - mit finanzieller Unterstützung der Stadt - die Sache selbst in die Hand nehmen. Sie gründen die "Gerechtigkeitsliga für gute Geschäfte" und von nun an haben die Diebe nichts mehr zu lachen. Reihenweise werden sie erwischt, so daß binnen zwei Wochen kein Ladendieb mehr auf freiem Fuß ist. Da es für die Gerechtigkeitsliga nun nichts mehr zu tun gibt, wird sie wieder aufgelöst, was den Besitzer des Comicladens, der sich in der Gruppe zum erstenmal richtig akzeptiert fühlte, sehr betrübt.

Schon wenige Tage nach Auflösung der Gruppe werden indes neue Diebstähle aktenkundig, die Täter können jedoch dank der von der Gerechtigkeitsliga installierten Überwachungstechnologie identifiziert und dingfest gemacht werden. Als es mit den Verhaftungen jedoch so weit geht, daß der Schulbus fast leer ist, wird Lisa mißtrauisch. Mittlerweile werden nämlich auch diejenigen des Diebstahls überführt, die sich bis jetzt noch nie auffällig verhalten hatten. Bart hält seine Schwester für überspannt - bis er wenig später am eigenen Leib erfahren muß, wie schnell man unschuldig des Diebstahls verdächtigt werden kann.

Nun ist guter Rat teuer, doch die clevere Lisa deckt den Schwindel auf. Die Geschichte wartet mit einer überraschenden Wendung auf: Der Comicladen-Besitzer hat die Überwachungsbänder manipuliert, weil er die Gerechtigkeitsliga wieder aufleben lassen wollte. Als er seine Verfehlung gesteht und sich einsichtig zeigt, sind ihm die anderen nicht böse - bis auf einige zu Unrecht verurteilte Kinder, die weiter im Straßenbau schuften müssen ...


Zeichner u.a. John Costanza, Nathan Kane, Bill Morrison
Autoren u.a. Ian Boothby, Chuck Dixon, Gail Simone
Simpsons Comics Sonderband 15 "Wald + Wiesen Wahnsinn"
Panini, Stuttgart, Mai 2006
180 Seiten, Softcover-Album, Euro 12,95
ISBN 3-8332-1426-0