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NEUERSCHEINUNG/531: 07/06 · "Superman Returns" - Der Comic zum Film


Martin Pasko, Matt Holey, Mike Collins, Ron Randall


"Superman Returns"

Der offizielle Comic zum Film



Es ist Sicherheit nicht gerade die dankbarste Aufgabe für die beteiligten Zeichner und Autoren gewesen, einen "Comic zum Film" zu machen - erst recht, da es sich um einen Blockbuster und noch dazu um einen der teuersten Filme aller Zeiten handelt. Dem gestalterischen Spielraum und der eigenen Kreativität waren hier wahrscheinlich so enge Grenzen gesetzt wie bei kaum einem anderen Projekt, galt es doch, die gesamte Handlung eines abendfüllenden Kinofilms - in diesem Fall sogar mit einer Überlänge von 154 Minuten - in 52 knappe Seiten zu zwängen. Natürlich sollte das Werk verständlich und in sich logisch, eigenständig und spannend sein, mußte alle wichtigen Elemente enthalten, durfte dabei aber nicht zu plakativ geraten - und man sollte ihm all diese Zwänge auf keinen Fall anmerken.

Hinzu kommt die Frage, wer denn, um Himmels willen, diesen Filmcomic überhaupt lesen wird. Denn selbst wenn "Superman Returns", der bei uns am 17. August in den Kinos anläuft, nicht alle hochtrabenden Erwartungen erfüllen sollte, werden ihn doch auf jeden Fall sehr viele Menschen sehen. Wer wird sich da vorher die Spannung verderben wollen, zumal der Film, schenken wir der überwiegenden Meinung der Journaille Glauben, ohnehin lediglich ein sehr überschaubares Quantum davon aufweist? Und erst recht nicht, so möchte man meinen, hat man nach dem Kinovergnügen das Bedürfnis, die Geschichte noch einmal nachzulesen. Dennoch gibt es einen Comic zum Film, nicht zuletzt wohl deshalb, weil die Ursprünge von Superman, man könnte es ob der zahlreichen computerunterstützten Special Effects beinahe vergessen, nun mal im Comic liegen. Zumindest die comiclesende Superman-Klientel scheint also wohl ein die Druckkosten rechtfertigendes Bedürfnis nach "ursprünglicher" zeichnerischer Aufbereitung des Stoffes angemeldet zu haben.

Berücksichtigt man die oben genannten Schwierigkeiten, haben die Kreativen des offiziellen Comics zum Film "Superman Returns" ihre Hausaufgaben gemacht. Auch ohne den Film gesehen zu haben, bekommt man eine Vorstellung davon, was in den besagten 154 Minuten passiert und kann mitreden, ohne zum Cineasten werden zu müssen. Wenn auch die unterschiedlichen Stile der drei beteiligten Zeichner den Comic mitunter etwas zusammengestückelt erscheinen lassen, fügt sich das ganze zu einer übersichtlichen und verständlichen Geschichte in klaren Bildern, in deren Mittelpunkt die Informationsvermittlung und weniger zeichnerische Raffinessen stehen - ein Comic zum Film eben.

So erfährt man, daß Superman nach fünfjähriger Abwesenheit, in der er sich auf die Suche nach den Überresten seines Heimatplaneten Krypton gemacht hatte, zur Erde zurückkehrt, wo er feststellen muß, daß auch hier die Zeit weitergegangen ist. Supermans große Liebe Lois hat nicht nur einen kleinen Sohn, Jason, sondern inzwischen auch einen Verlobten. Und auch Lex Luthor, der Superman damals mit Hilfe von fingierten Berichten, Krypton würde noch existieren, auf die Reise geschickt hatte, in der Hoffnung, der Stählerne würde in den Weiten des Alls sterben, war in der Zwischenzeit nicht untätig. Er läßt mit Hilfe von gestohlener kryptonitischer Technologie einen neuen Kontinent entstehen, um New York zu fluten und letztlich die Weltherrschaft an sich zu reißen. Den Superhelden, der ihm auf die Schliche kommt, wehrt er mit Hilfe von Kryptonit ab, doch dieser kann mit Lois' Hilfe seine Mission erfüllen und transportiert den künstlichen Kontinent gerade noch rechtzeitig ins All. Das Ende bleibt, jedenfalls in Hinblick auf die Beziehung von Lois und Superman, offen. Zu anständig, um in Lois' neue Partnerschaft einzubrechen und seinen Sohn - Produkt jener Liebesnacht vor fünf Jahren, nach der er ohne Abschied fortging - in die Arme zu schließen, verabschiedet Superman sich mit dem Versprechen, immer in der Nähe zu sein.


Superman - Der Film

1987 flog Christopher Reeve als Mann aus Stahl in "Superman IV - Die Welt am Abgrund" zuletzt über die Leinwand, über zehn Jahre lang wurde an Supermans Rückkehr gearbeitet, eine Rückkehr, an die lange Zeit kaum einer mehr glaubte, die am Ende aber trotz aller Schwierigkeiten und durch Einsatz von enormen Geldmitteln dennoch gelang.

Den Anfang machte ein verworfenes Drehbuch von Kevin Smith, dann erhielt "Batman"-Regisseur Tim Burton den Auftrag, Superman mit neuem Leben zu erfüllen, bekam diesen aber kurz vor Beginn der Dreharbeiten durch Warner Brothers wieder entzogen. Dann übernahm Brett Ratner ("Rush Hour") die Regie, der jedoch konnte keinen passenden Hauptdarsteller finden und gab den Job schließlich an "McG" Joseph McGinty ("Charlie's Angels") weiter. Doch auch hier gab es Differenzen, weil Warner Brothers den Film aus Kostengründen in Australien produzieren wollte, der neue Regisseur aber auf New York bestand, um auf heimischem Boden den amerikanischen Geist des Helden besser auf die Leinwand bannen zu können. Anfragen bei Michael Bay ("Pearl Harbor") und Robert Rodriguez ("From Dusk Till Dawn") wurden abgelehnt, ein "Batman vs. Superman"-Projekt des deutschen Filmemachers Wolfgang Petersen nach millionenschweren Vorbereitungen wieder fallengelassen - ganz zu schweigen von der Problematik, einen passenden Hauptdarsteller zu finden. Wie es mehr oder weniger scherzhaft heißt, wurde annähernd jeder Hollywoodstar im Alter zwischen zwanzig und dreißig gefragt, doch keiner nahm an. Ashton Kutcher soll sogar gemunkelt haben, die Rolle sei verflucht. Als der "X-Men"-erfahrene Regisseur Bryan Singer dann schließlich freudig die Arbeit aufnahm - er legte dafür sogar sogar "X-Men 3" auf Eis - waren die Kosten bereits auf rund 50 Millionen Dollar angewachsen. Und das war erst der Anfang, 210 Millionen für die Dreharbeiten und noch einmal rund 100 Millionen für die Werbung machen "Superman Returns" zumindest in einer Beziehung zu einem Superlativ: Es handelt sich um einen der teuersten Filme aller Zeiten.

Die Meinungen über den Film sind höchst unterschiedlich. Überschriften betiteln ihn als "Seifenoper", bezeichnen den Helden ironisch als "Zu gut für diese Welt" oder sagen deutlicher "Ist der fad, Mann" bzw. "Warum das Kino Superman nicht braucht". Andererseits werden aber auch Werktreue und "liebevoll" eingearbeitete Zitate und Gastauftritte von Darstellern aus früheren Verfilmungen gelobt (u.a. Marlon Brando als Supermans Vater). Am besten, man bildet sich selber eine Meinung. Warum man Superman, der nun mal der uramerikanische Held an sich ist, in einer hunderte Millionen schweren Verfilmung nicht den Weg des Desperados gehen läßt, liegt jedoch auf der Hand. Mit einer derart teuren Produktion stellt man keine Experimente an, auch wenn sie in der Kreativphase durchaus erwogen wurden. Jung und teeniegerecht setzt Neuling Brandon Routh den Weg des sauberen, des anständigen Helden fort. Für die dunklen Seiten des Lebens gibt es andere Figuren.


Superman - Die Ursprünge

Viele Fans der heutigen Generation wissen wahrscheinlich nicht, daß Superman, dessen erstes Abenteuer 1938 erschien, in seinen ersten Jahren noch ein recht ruppiger Action-Held war und sich als solcher bei der Eliminierung verbrecherischen Unrats nicht allzu zimperlich zeigte. Da blieb im Namen der Gerechtigkeit schon mal der eine oder andere Schurke auf der Strecke. Seine differenzierten Moralvorstellungen, die es ihm unter anderem verbieten, einen anderen Menschen, egal, was er auch für Verbrechen begangen hat, zu töten, entwickelte Superman, ebenso wie seine Kräfte von geradezu kosmischen Ausmaßen, erst im Laufe vieler Jahre.

Von seinen Erfindern, den damals erst 16jährigen Jerome Siegel und Joe Shuster, war Superman anfänglich lediglich mit der Fähigkeit zu recht beachtlichen Sprüngen ausgestattet worden, er konnte große Gewichte stemmen wie beispielsweise ein Auto, und D-Züge überholen. Fliegen "lernte" Superman erst, als als seine Abenteuer 1941 zum ersten Mal in einer Zeichentrickversion verfilmt wurden. Seinen Animateuren, den Zeichentrickproduzentem Dave und Max Fleischer, war es schlichtweg albern vorgekommen, den "Stählernen" immer nur hüpfen zu lassen, was im Film ja auch ganz anders wirkt als im gezeichneten Comic, so daß sie ihm kurzerhand die Fähigkeit verliehen, zu fliegen. Das kam so gut an, daß es auch für die Hefte übernommen wurde.


Martin Pasko (Autor)
Matt Holey, Mike Collins, Ron Randall (Zeichnungen)
"Superman Returns"
Der offizielle Comic zum Film
Panini, Stuttgart, Juli 2006
72 Seiten, farbig, Softcover, 17 x 26 cm, Euro 5,95