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NEUERSCHEINUNG/555: 08/07 · Futurama (28) "Jede Menge Leela" (SB)


Ian Boothby, Mike Kazaleh


Futurama (28)

"Jede Menge Leela"



Es ist köstlich zu sehen, wie in einem gut gelungenen Comic Dinge, um man sonst viele Worte macht, auf den Punkt gebracht werden können. So zum Beispiel die gemeinhin als "typisch männlich" geltende und gar nicht mal böse gemeinte Ignoranz gegenüber Äußerlichkeiten. Ein sicherlich sehr sympathischer Charakterzug, der auch dem Ex-Pizzaboten Fry anhaftet, den es, wie alle "Futurama"-Leser wissen, vor einiger Zeit in das dritte Jahrtausend verschlagen hat. Der Gag wurde im Eröffnungspanel der Geschichte "Jede Menge Leela" plaziert: Man sieht eine Gruppe von vier exotischen Tieren, die dem Leser sogleich verdächtig bekannt vorkommen: Die Giraffe hat die roten Haare und den unsicheren Gesichtsausdruck von Fry, das niedliche Kätzchen hat den gleichen Haarschopf wie Professor Farnsworths schnuckelige Gehilfin, das nilpferdähnliche Ungetüm weist die selbe Hautfarbe und ebensolche Mundtentakel auf wie Zoidberg, und der rosafarbene, einäugige Polyp hat Leelas Haarschopf. Komischerweise ist es dieser Haarschopf, der Fry aufmerken läßt: "Irgendwas ist komisch. Hast du die Haare anders, Leela?", fragt die Giraffe besorgt - doch dann ist der Spuk auch schon vorbei. "Hoppsa! Sorry! Ich hab gerade meinen Tier-Mensch-Wandelstrahler sauber gemacht und dabei ist er versehentlich losgegangen!", ruft Bender und verwandelt die verdatterten Tiere schnell wieder in Menschen zurück.

Ein gelungener Auftakt zu einer ebenso gelungenen Geschichte, die, wie es für den laut Cover "bestverkauften Comic des Jahres 3007!" absolut passend ist, ein Zeitparadoxon zum Thema hat. Auslöser der Katastrophe ist - wieder einmal - der Roboter Bender, der für den Abschluß seines Heimstudiums in außerirdischer Waffentechnik jeden Tag eine neue Waffe reparieren muß. Am Tag nach dem Tier-Unfall bastelt er an einem Zeitgewehr, das Dinge oder Menschen aus der Vergangenheit oder der Zukunft herausreißen kann. Nach einigen, halbwegs kontrolliert ablaufenden Demonstrationen, die zeigen, wie die Waffe funktioniert, passiert ein Unfall: der Abzug klemmt und das Gewehr geht los. Leela, die den Praktikanten retten wollte, der von der nahenden Katastrophe noch gar nichts mitbekommen hatte, wird voll getroffen und plötzlich gibt es vier Versionen von ihr, Baby, Teenager, sie selbst und Leela als ältere Dame. Eine ausgesprochen turbulente Story nimmt ihren Verlauf, denn wie man sich denken kann, haben alle Lebensstadien der toughen Zyklopin ihren eigenen Kopf. Da verknallt sich der Teenager in Fry, was diesem sehr, der Echtzeit-Leela hingegen überhaupt nicht recht ist; anschließend legt sich Leela-Junior einen Nasenring zu, den die älteren Leelas dann auch tragen - doch das sind nur die harmloseren Auswirkungen ...

Trotz all des Trubels, in dem sich schließlich auch noch ein Riß im Raum-Zeit-Kontinuum auftut, der jede Menge Vergangenheits- und Zukunftsversionen sämtlicher Mitarbeiter des Planet Express herbeibeamt, hat Leela Gelegenheit, mit sich ins Reine zu kommen, als sie feststellt, daß sie den ungebärdigen, heimatlosen Teenager, der sie einmal war, mag. Das ist eine völlig neue Erkenntnis für sie und sie fühlt sich sehr gut dabei. Und auch ihrer Teenagerversion tut es gut zu wissen, daß sie gemocht wird und daß das Leben, das sie noch vor sich hat, nicht so aussichtslos ist, wie es ihr zur Zeit scheint, sondern vielmehr auch seine guten Seiten haben wird. "Und dreimal hintereinander zur intergalaktischen Präsidentin gewählt zu werden, ist auch nicht schlecht", fügt die gealterte Leela noch hinzu.

Leichtfüßig in einen Comic verpackt, wirkt Leelas Erkenntnis auch auf den Leser wie Balsam, und nachzulesen wie - natürlich Leela - am Ende dafür sorgt, daß der gestresste Professor Farnsworth wieder einsatzfähig und in der Lage ist, die verklemmte Waffe zu reparieren, ist pures Vergnügen ...

21. August 2007


Futurama (28) "Jede Menge Leela"
Ian Boothby (Autor), Mike Kazaleh (Zeichner)
Panini, Stuttgart, August 2007
36 Seiten, farbig, Heft im Kleinformat, 2,90 Euro