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NEUERSCHEINUNG/566: 12/07 · Simpsons Comics (134) "International" (SB)


Chuck Dixon, James Lloyd, Nina Matsumoto, Ty Templeton, John Delaney


Simpsons Comics (134)

"Simpsons Comics International"



"Hallo, Comic-Freunde! Ich bin Jake, Praktikant bei Bongo. Ich bin Laufbursche, Mädchen für alles und hüte das Archiv ..." - So beginnt ein höchst originelles Heft, in dem - im Unterschied zur Realität, in der die Simpsons-Comics weltweit nahezu unverändert erscheinen - davon ausgegangen wird, daß es in jedem Land eine eigene, der spezifischen Kultur des Landes angepaßte, Variante der gelben Familie gibt. Augenzwinkernd spielt die Geschichte, durch die Jake sachkundig hindurchführt, mit einigen der bedeutendsten Stilrichtungen und zieht sie durch den Kakao.

Dazu gehört natürlich ein kurzer Ausschnitt aus einer Manga- Version, einem, wie Jake behauptet "fünfzigtausend Seiten umfassenden Werk", damit auf den im Unterschied zu westlichen Comics gewaltigen Umfang vieler Mangas anspielend. Von sehr vielen Geräuschworten und noch mehr Geschwindigkeitslinien umgeben, tritt nach einer kurzen Vorgeschichte Bartomu Simpson gegen einen überaus mächtigen Gegner von monströsen Ausmaßen an und wird von dessen dornenbesetzter Riesenkeule in den Boden gerammt. An der postwendend folgenden Rache seiner Schwester Lisayama kann der Leser jedoch nicht mehr teilnehmen, da Jake nun zur nächsten Abteilung schreitet, in der die Klassiker der frankobelgioschen Schule lagern.

"Les Schtroumphsons", eine Parodie auf die "Schlümpfe" und "Tim und Struppi" wird mit einer gekonnten Anspielung auf eine gewisse Überheblichkeit, die den Machern und Anhängern dieser Stilrichtung gegenüber "niederen" Vertretern der Gattung mitunter eigen ist, vorgestellt. Die im Stil der "Ligne Claire" gezeichnete Geschichte beginnt gewollt umständlich, gewinnt im Lauf der Handlung aber an Fahrt. Waffelverkäufer Henri (Homer mit Knopfaugen à la Tim) muß sich gegen den Verdacht wehren, seine Ware selber zu verspeisen, weil unter ihm die Aufgänge der Häuser zusammenzubrechen pflegen, in denen er sein Backwaren anbietet. Bartbart und Lislis finden aber heraus, daß es sich um ein Komplott der Schnompfe handelt, die sich gegen den Groß-Waffelhändler Baron von Burnswaffle auflehnen, den sie für den Bösewicht Gilgamel halten.

Zum Abschluß machen die Simpsons noch einen Abstecher nach Mexiko. In "Grenzerfahrungen" verliert Familienvater Homero (mit ölig-schwarzer Stirnlocke) seinen Job und besteigt mit seiner Familie einen Bus, der sie illegal über die Grenze in die USA bringen soll, "um die Arbeit zu erledigen, die die Gringos nicht machen wollen". Als die als amerikanische Schulreisegruppe getarnten Passagiere an der Grenze angehalten werden, rettet der als Cheerleader verkleidete Homero die Situation, indem er in echt amerikanischer Manier pöbelt und so alle Zweifel an der Herkunft der Reisegesellschaft beseitigt.

Nicht nur für Simpsons-Fans ein Genuß ist diese, dreimal ganz andere Sichtweise der gelben Familie. Eine absolute Ausnahme, denn normalerweise müssen die Zeichner sich an genau festgelegte Vorgaben halten, von denen bis jetzt nur die Zeichner der Halloween-Specials abweichen durften.

27. Februar 2008


Simpsons Comics (134) "International"
Chuck Dixon, James Lloyd, Nina Matsumoto, Ty Templeton,
John Delaney
Panini, Stuttgart, Dezember 2007
44 Seiten, Heft, 2,80 Euro
mit Extra: Mini-Basketball-Spiel und Poster