Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

STECKBRIEF/011: "Fix und Foxi" - Comic-Phänomen der 60er Jahre


Fix und Foxi

Helden der Kinderzeit ...



Viele Comicleser kennen sie noch aus ihren Kindertagen: Fix und Foxi, die beiden schlauen Füchse aus dem Kauka-Verlag. Keck und stets ein wenig übermütig kamen sie daher, und in ihrer Umgebung ging es demzufolge oftmals drunter und drüber. Auch Lupo, notorischer Egoist und ein rechter Scharlatan (der sich vielleicht gerade deshalb zur interessantesten und bei vielen auch beliebtesten Figur mauserte) sorgte für allerlei Aufregung. Doch da ihm niemand für längere Zeit böse sein konnte, saßen Fix, Foxi, Lupo, Onkel Fax, Professor Knox und Lupinchen meist schon bald wieder gemütlich vereint an Oma Eusebias Kaffeetafel und genossen den selbstgebackenen Kuchen ...

Fix und Foxi, 1952 von Rolf Kauka und dem Zeichner Dorul van der Heide erfunden, erschienen zunächst in der Zeitschrift "Eulenspiegel", die später den Namen der beiden schlauen Füchse erhielt. Auf der rasch anwachsenden Beliebtheit der Serie gründete Rolf Kauka sein Comic-Imperium. Wie er selbst erklärte, wollte Kauka mit seinem "Fix und Foxi"-Magazin, das neben Comics auch "lehrreiche" redaktionelle Beiträge, Sammelkarten, Rätsel, Bastelanleitungen usw. enthielt, Walt Disney nacheifern, was ihm aber nur teilweise gelang. Den meisten, aus hauseigener Produktion stammenden Geschichten um Fix und Foxi, Pauli und Mausi, Tom und Biber und wie sie alle hießen, fehlte es schlicht an zeichnerischem und inhaltlichem Niveau. Die Charaktere waren, gemessen an dem angestrebten Vorbild, wesentlich flacher und farbloser, die Handlung erschöpft sich in wenig anspruchsvollen Geschichten um harmlose Kinderstreiche.

Rolf Kauka selbst trat in seiner aktiven Zeit gerne als wohlwollender Kinderonkel auf. In einer eigenen Kolumne verbreitete er Woche für Woche den moralischen Zeitgeist jener Tage, etwa:

... In euren FF-Clubs sollt ihr euch vergnügen. Das geht aber nicht, wenn euch ständig das schlechte Gewissen im Genick sitzt, weil ihr noch keine Hausaufgaben gemacht oder noch nicht genügend gelernt habt. Wie wär's, wenn ihr bei der nächsten Clubleiterwahl denjenigen wählt, der die besten Zensuren vorweisen kann? ...

Neben eigenproduzierten Geschichten veröffentlichte Rolf Kauka in seinen verschiedenen Magazinen (zeitweise hatte "Fix und Foxi" bis zu zehn "Ableger") auch bekannte Funny-Serien aus dem frankobelgischen Raum und hat so wesentlich dazu beigetragen, Figuren wie Asterix und Obelix ("Siggi und Barrabas"), Boule und Bill ("Schnieff und Schnuff"), Gaston ("Jo-Jo") oder Spirou und Fantasio ("Pit und Pikolo") in Deutschland bekannt und populär zu machen. Ein nicht geringer Verdienst, der jedoch einige Abstriche dadurch erhielt, daß die Übersetzungen zum Teil miserabel waren. Insbesondere wenn es um komplexere Inhalte ging, wie etwa bei den feinsinnigen Asterix-Geschichten, gerieten die Übersetzungen zur Farce. So wurde etwa aus "Asterix und die Goten", in dem Goscinny und Uderzo pointiert auf die unterschiedliche Mentalität von Franzosen und Deutschen angespielten, "Siggi und die Westgoten", eine innerdeutsche Posse, in dem die Gallier zu Westgoten und "Kapitalistenstrolchen" und die Ostgoten zu sächselnden Kommunistenblödlingen wurden, deren Sprechblasen, damit es auch jeder merkte, in roter Schrift gefüllt waren. Als man bei den französischen Urhebern merkte, welche Sinnentstellungen man der Serie da antat, wurden Kauka die Rechte sofort entzogen.

Dergleichen rechtslastige Ausschweifungen gestattete sich Kauka des öfteren, so zum Beispiel auch bei der "Pit und Pikolo"- Geschichte "QNR ruft Bretzelburg", die im Original eine gelungene Parodie auf Krieg und Militarismus im allgemeinen ist, während sie bei Kauka zu einer gehässigen und bösartigen Satire auf die DDR geriet. Allen derartigen Widersprüchen zum Trotz wurde "Fix und Foxi" dennoch zu einer Art von deutschem "Comic-Phänomen", das sich, vor allem wohl auch in Ermangelung einheimischer Konkurrenz, jahrelang großer Beliebtheit erfreute.

Rolf Kauka (Î 13.9.2000) wurde am 9. April 1917 geboren und verkaufte schon als angehender Abiturient Zeichnungen an Tageszeitungen. 1937 legte er eine zeichnerische Zwangspause ein, denn er mußte zur Wehrmacht. Nach Kriegsende wandte Kauka sich zunächst einem gänzlich anderen Thema zu und schrieb juristische Ratgeber. 1950 gründete er einen eigenen Verlag, in dem er zunächst Taschenbuchausgaben der Romane von Hedwig Courths-Mahler herausbrachte. 1952 dann entwickelte er dann zusammen mit Dorul van der Heide das Konzept der Heftreihe "Eulenspiegel". Bis er 1973 seinen Verlag verkaufte, betreute Kauka "Fix und Foxi". Das Mitspracherecht an seinen Figuren behielt er jedoch. Neben der Arbeit an "Fix und Foxi" produzierte Kauka in den frühen 70er Jahren einige Kurzfilme mit seinen Protagonisten und längere Filme mit anderen beliebten Figuren wie "Tom und Biber". 1975 gründete er die "Kauka Comic Akademie".