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INTERNATIONAL/006: Côte d'Ivoire - Bildungsinitiative "Zurück in die Schule" (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Juli 2011

Côte d'Ivoire: Nach der Krise zurück in die Schule - Bildungsinitiative für eine Million Kinder

Von Thalif Deen


New York, 1. Juli (IPS) - In Côte d'Ivoire verfolgt UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, ein ehrgeiziges Bildungsziel. Die Initiative 'Zurück in die Schule' will allen Kindern des westafrikanischen Landes wieder einen geordneten Schulbesuch ermöglichen. Die internationale Nichtregierungsorganisation (NGO) 'Save the Childen' und das ivorische Bildungsministerium unterstützen das Projekt.

In einem Gespräch mit IPS betonte Jordan Naidoo, Bildungsberater bei UNICEF: "Wir werden dafür sorgen, dass alle Kinder zur Schule gehen können, denn das ist schließlich ihr Recht." Von diesem Recht konnte in den monatelangen Kämpfen zwischen Gefolgsleuten und Gegnern des im November gewählten Staatspräsidenten Alassane Ouattara keine Rede sein. Die Ivorer flohen zu Hunderttausenden von Haus und Hof. Der westliche Nachbar Liberia nahm nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) 142.000 Flüchtlinge auf.

Nach Angaben des für Côte d'Ivoire zuständigen Direktors von 'Safe the Children', Guy Cave, hatten schon vor Ausbruch der politischen Krise im Land eine Million Kinder keine Schule besucht. Viele andere mussten die Grundschule ohne Abschluss verlassen. In Westen, Norden und in der Landesmitte sorgten Anhänger des Wahlverlierers Laurents Gbagbo dafür, dass die Schulen geschlossen blieben und mindestens 800.000 Jungen und Mädchen vier bis sechs Monate lang keinen Unterricht erhielten.


Schulinfrastruktur am Boden

In vielen teilweise erheblich beschädigten Schulen fehlt es an allem: an Mobiliar, Unterrichtsmaterial und vor allem an Lehrern. Viele Lehrkräfte sind geflohen und nicht wieder zurückgekehrt. Nach UNICEF-Berichten hatte es während der Kämpfe in Côte d'Ivoire 224 Angriffe auf Schulgebäude gegeben. 180 Schulen wurden geplündert, 23 von Soldaten besetzt und 20 mit Granaten beschossen.

"Nach Schätzungen von UNICEF war eine Million Schulkinder betroffen", berichtete Naidoo. "Inzwischen sind in den vergangenen zwei Monaten 85 Prozent von ihnen wieder in ihre Klassen zurückgekehrt. 250.000 Kinder fehlen noch. Sie dürfen wir ebenso wenig vergessen wie die eine Million Kinder in Côte d'Ivoire, die noch nie eine Schule besucht haben", betonte er.

"Für den Wiederaufbau der ohnehin dürftigen schulischen Infrastruktur des Landes wird dringend Geld gebraucht", forderte der UNICEF-Vertreter. In den meisten Schulgebäuden gibt es kein Wasser, auch kein Trinkwasser, und nur in jeder 5. Schule funktioniert wenigstens eine Toilette."

Inzwischen hat UNICEF untersucht, wie man sämtliche Schulen im Land wieder in Betrieb nehmen kann. "Gemeinsam mit 'Save the Childen' übernehmen wir die Koordinierung weiterer Partner, die bereit sind, sich im Bildungssektor zu engagieren", berichtete Naidoo.


Bildungsoffensive

In einem vom Bildungsministerium organisierten Arbeitsseminar wurden kürzlich die vier Schwerpunkten der Bildungsoffensive vorgestellt. Die Gemeinden sollen für die Mitarbeit gewonnen werden, ein besseres schulisches Umfeld mit mehr Lehrern und Unterrichtsmaterial soll die Lernbereitschaft der Schüler fördern, und für Lehrer ist eine psychosoziale Fortbildung vorgesehen, die sie besser auf ihre Arbeit vorbereitet. Das Bildungsministerium unterstützt die Initiative.

Die Arbeit mit Kindern in den Auffanglagern für Binnenflüchtlinge ist ebenfalls Teil der UNICEF-Initiative in Côte d'Ivoire. "Dort beteiligen sich derzeit täglich mehr als 13.000 Kinder an den Unterrichts- und Sportangeboten", berichtete Naidoo. "Weitere 26.000 Jungen und Mädchen können die Schulen der Gastgemeinden besuchen, die sie aufgenommen haben", sagte er IPS. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2011