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SPRACHE/463: Dresden - Gastgeber des Hispanistentages (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 6 vom 27. März 2007

Bienvenidos! Spanisch für Fortgeschrittene
Dresden ist Gastgeber des Deutschen Hispanistentages

Mit Prof. Böhmer sprach Dagmar Möbius


"Congreso de la asociación alemana de hispanistas" - auch wenn einem das Spanisch vorkommt, könnte man dieser Sprache stundenlang zuhören. Spanisch hat auch für Wissenschaftler einen ganz besonderen Reiz. Vom 28. bis 31. März 2007 wird in Dresden der 16. Deutsche Hispanistentag stattfinden. UJ sprach mit Professor Heiner Böhmer vom Institut für Romanistik an der TU Dresden und Mitorganisator des Kongresses.


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UJ: Professor Böhmer, was muss sich der Laie unter Hispanistik vorstellen?

PROF. BÖHMER: Hispanistik ist ein Teilbereich der Romanistik. Hispanisten beschäftigen sich wissenschaftlich mit der spanischen Sprache und mit der spanischen Literatur. Ebenso gehören die modernen Kulturwissenschaften dazu, die sich mit der spanischen Nation, ihrer Geschichte und Landeskunde befassen. Die spanische Kultur hat lange Traditionen und eine große Bedeutung in der Welt. Spanisch ist eine Weltsprache und konkurriert zunehmend mit Englisch. In Kalifornien zum Beispiel wird schon heute teilweise mehr Spanisch als Englisch gesprochen.

UJ: Gibt es einen bestimmten Schwerpunkt, dem sich der Kongress widmet?

PROF. BÖHMER: Das übergreifende Thema heißt: "Sprache, Literatur und Kultur - Autonomie und Vernetzung". Es soll über die Möglichkeiten der intradisziplinären Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachrichtungen wie Literaturwissenschaft, Linguistik, Kulturwissenschaft und Fachdidaktik diskutiert werden. Mein Kollege Professor Christoph Rodiek hat es so formuliert: "Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft können ihren jeweils anderen Blick durchaus auf Gegenstände gemeinsamen Interesses richten. Es ist keine neue Einsicht, dass die Diskurse der Verständigung über kulturelle Lebenswelten in literarischen und nicht-literarischen Texten eng miteinander verwoben sind."

UJ: Wie kann man sich das praktisch vorstellen?

PROF. BÖHMER: In einer Reihe von Sektionen sprechen wir über Fragen, deren Erörterung zu einer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen der Hispanistik anregt, zum Beispiel die Übersetzung von Metaphern, Film und Gesellschaft in Spanien nach Franco oder die Sprache, Literatur und Kultur der mexikanischen Einwanderer in den USA. Wir hoffen, dass dort dann auch Linguisten, Literaturwissenschaftler und Kulturwissenschaftler in einer Sektion zusammensitzen. Natürlich hat jede dieser Fachrichtungen ihre eigene Methodik. Literaturwissenschaftliche Deutung ist zum Beispiel sehr hilfreich, wenn man einen literarischen Text liest, der einen irgendwie anzieht und fasziniert, gleichzeitig aber nach einer interessanten Idee sucht, wie dieser Text gedeutet werden könnte. Linguistik schlägt alternative Erklärungsfiguren für sprachliche Fakten vor und schafft auf einer abstrakten Ebene nützliche Übersichten über ein so komplexes Objekt wie die spanische Sprache. Kulturwissenschaft schließlich erklärt, wie die spanische und die lateinamerikanischen Gesellschaften funktionieren und auf welchen historischen Wegen sie zu dem geworden sind, was sie heute sind.

UJ: Wer nimmt am Hispanistentag teil und gibt es auch Veranstaltungen für interessiertes Publikum?

PROF. BÖHMER: Die Tagung richtet sich an Fachleute und setzt Vorwissen voraus. Natürlich wird überwiegend Spanisch gesprochen. Wir erwarten rund 400 Teilnehmer aus der ganzen Welt: aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien, Mexiko, Argentinien, Peru und den USA und anderen.

Einige Vorträge könnten auch für Spanisch sprechende und verstehende Gäste interessant sein. So spricht zum Beispiel Felipe Solfs, der Chef des größten Museums in Mexiko-City, am Samstag zum Thema: "La vocación patrimonial del Museo Nacional de Antropología y la sociedad mexicana".

UJ: Welche Wünsche haben Sie für die Hispanistik in der näheren Zukunft?

PROF. BÖHMER: Professor Christoph Rodiek, der das Gebiet an unserem Institut aufgebaut hat, hat sich hier große Verdienste erworben. Ich wünsche mir, dass die Fachrichtung stark bleibt und sich noch verstärken wird. Zurzeit betreuen wir zwischen 600 und 700 Studenten aus allen Fachrichtungen. Und ich wünsche mir natürlich, dass unser Kongress erfolgreich verläuft.

(www.tu-dresden.de/hispanistentag2007; www.tu-dresden.de/sulifr)


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 18. Jg., Nr. 6 vom 27.03.2007, S. 6
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Tel.: 0351/463-328 82, Fax: 0351/463-371 65
E-Mail: uj@tu-dresden.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2007