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SPRACHE/499: Wenn Stimmen altern (idw)


Technische Universität Berlin - 15.10.2007

TUB: Wenn Stimmen altern

Tonhöhe von Männern und Frauen nähert sich an


Ein seltenes Phänomen: Am Telefon hört man eine Stimme. Sie klingt scheinbar alt. Wenn man dann dem Sprecher gegenübersteht, stellt man fest: Der Eindruck täuschte, denn der Mann ist jung. Oft kommen solche Überraschungen nicht vor, denn meist verrät die Stimme tatsächlich einiges über das Alter des Sprechers. In dem Forschungsprojekt "Junge und alte Stimmen" haben Walter Sendlmeier und seine Mitarbeiter am Institut für Sprache und Kommunikation der TU Berlin die Veränderungen von Stimme und Sprechweise als Funktion des Alters untersucht. Sie fanden heraus: In der Sprache steckt weit mehr als nur die rein linguistische Funktion. Im Alltag ist es häufig wichtiger, wie etwas gesagt wird; die Inhalte spielen eine geringere Rolle. Die Ergebnisse könnten für die automatische Spracherkennung von großer Bedeutung sein.

Stimmungsschwankungen oder altersbedingte Veränderungen der Sprechweise und der Stimme machen zum Beispiel einem automatischen Spracherkenner zu schaf-fen. Deshalb wollen die TU-Forscher typische Merkmale finden, beispielsweise die Tonhöhen, die Sprechgeschwindigkeit, Rauigkeit, Dehnungen und die Melodie. Schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass man Sprachproben mit hoher Trefferquote jungen oder alten Sprechern zuordnen kann. Die entscheidenden akus-tischen Merkmale der Sprachsignale, die Hörer so zuverlässig hinsichtlich des Alters urteilen lassen, sind jedoch weitgehend unbestimmt. Walter Sendlmeier, Professor für sprachliche Kommunikation und Phonetik, hat nun versucht, Stimmen akustisch und elektroglottografisch zu analysieren. Die Elektroglottografie ist eine Methode, die Funktion der Stimmlippen im Kehlkopf während des Sprechens aufzuzeichnen.

Dabei ging es besonders darum, die Relevanz des Stimmeinsatzes bei der Altersbe-stimmung zu erforschen. Untersucht wurden auch Veränderungen der Sprechweise mit zunehmendem Alter. Die TU-Forscher konnten nachweisen, dass sich bei Män-nern bereits in der dritten Lebensdekade das Gewebe im Kehlkopf verändert, bei Frauen dagegen erst ab der fünften Dekade.

Ältere Männer weisen in der Regel eine höhere Grundfrequenz auf, bei Frauen sinkt die Sprechstimmlage im Alter. Sendlmeier nutzte Hörexperimente und akustische Analysen der Sprachstimuli, um festzustellen, an welchen Merkmalen man das Alter eines Sprechers oder einer Sprecherin erkennt. Ziel ist ein Altersklassifikator. Darunter versteht man ein Analyseprogramm, das aufgrund der akustischen Parameter des Sprachsignals automatisch das Alter eines Sprechers bestimmt. (rk)

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Berlin, Dr. Kristina R. Zerges, 15.10.2007
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2007