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SPRACHE/536: Studieren in mehr als einer Sprache (idw)


VolkswagenStiftung - 20.06.2008

Studieren in mehr als einer Sprache

Die VolkswagenStiftung fördert mit rund 400.000 Euro die Einrichtung von zwei mehrsprachigen Studiengängen in ihrer Initiative "Deutsch plus".


Denkstil, Sprache und Kultur sind eng miteinander verknüpft; über die jeweils verwendete Sprache finden spezifische Begriffe und Erkenntnisse Eingang in die Prozesse von Forschung und Lehre. Selbst wenn "dieselben" Worte verwendet werden, können sie fach- und kulturbedingt etwas anderes bedeuten. Folglich ist es gerade in der Wissenschaft bedeutsam, in mehreren Sprachen zu Hause zu sein. Diesem Verständnis trägt die VolkswagenStiftung mit ihrer vor einem Jahr eingerichteten Förderinitiative "Deutsch plus - Wissenschaft ist mehrsprachig" Rechnung. Im Rahmen dieser Initiative werden unter anderem mehrsprachige Studienangebote unterstützt. Ziel ist es hier, dass die Studierenden mindestens zwei Sprachen auf wissenschaftlichem Diskursniveau beherrschen sollen. Die Curricula richten sich gleichermaßen an ausländische und deutsche Studierende.

In der ersten Wettbewerbsrunde konnten sich nun zwei Vorhaben durchsetzen: Mit jeweils rund 200.000 Euro unterstützt die VolkswagenStiftung die Einrichtung mehrsprachiger Studiengänge in Köln und in Olmütz, Tschechien.

An der Universität Köln entsteht ein mehrsprachiger Bachelor-, Master- und Promotionsstudiengang "Regionalstudien Lateinamerika / Estudios regionales sobre América Latina", der den bereits bestehenden Studiengang ergänzen soll. Federführend sind die Professorinnen Dr. Barbara Potthast und Dr. Katharina Niemeyer vom Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika. Der an der Philosophischen Fakultät der Universität beheimatete Studiengang ist multidisziplinär angelegt: Beteiligt sind neben Fächern wie Geschichte und Romanistik auch Volkswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften. Besonderes Gewicht legen die Initiatoren des neuen Studiengangs auf die Sprachpraxis. So werden die Studierenden Lehrveranstaltungen in Spanisch und Portugiesisch, Englisch und Deutsch besuchen. Neben dem wissenschaftlichen Instrumentarium sollen zudem interkulturelle Kompetenzen gefördert werden; sie sind zwingend erforderlich, um die Mittlerrolle von Sprache und Wissenschaft zwischen den Kulturräumen Europa und Lateinamerika zu erfüllen.

Kontakt
Universität Köln
Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika
Prof. Dr. Barbara Potthast
Telefon: 0221 470 2446
E-Mail: barbara.potthast@uni-koeln.de


An der Palacky-Universität in Olmütz in Tschechien entsteht ein mehrsprachiger Bachelor-Studiengang "Deutsch als Sprache der Geisteswissenschaften". Professorin Dr. Ingeborg Fiala-Fürst von der Philosophischen Fakultät der tschechischen Universität und Professor Dr. Walter Schmitz vom MitteleuropaZentrum der Technischen Universität Dresden werden den Studiengang gemeinsam einrichten. Gerade in Tschechien erweist sich der Verfall der deutschen Sprachkenntnis als Beschränkung der Erkenntnismöglichkeiten, ist doch ein großer Teil der historischen Quellen und der kulturellen Entwicklung an das Deutsche gebunden. Vor allem zwei grundlegende Ziele werden mit dem neuen Ausbildungsweg verfolgt: Zum einen geht es darum, die Mehrsprachigkeit im tschechischen Wissenschaftssystem zu fördern, zum anderen sollen über die Mehrsprachigkeit auch solides Fachwissen und fundiertes Quellenstudium möglich werden. Inhaltlich umfasst der Studiengang ein breites Spektrum der Geisteswissenschaften - von Kulturgeschichte und Philosophie über Soziologie, Bohemistik und Judaistik bis zu vergleichender Religionswissenschaft, Theater- und Filmwissenschaft. Studienziel ist es, sichere fachliche und sprachliche Grundlagen zu schaffen, die es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erlauben, unmittelbar in entsprechenden Masterstudiengängen an einer deutschen oder tschechischen Universität weiterstudieren zu können.

Kontakte

Palacky-Universität Olmütz
Dr. Ingeborg Fiala-Fürst
Telefon: 00420 585633 207
E-Mail: ingeborg.fialova@centrum.cz

Technische Universität Dresden
MitteleuropaZentrum
Dr. Walter Schmitz
Telefon: 0351 4633 7865
E-Mail: mez@tu-dresden.de


Skizzen für mehrsprachige Studienangebote können weiterhin bei der Stiftung eingereicht werden. Der Bewerbungsschluss einer Ausschreibungsrunde wird jeweils auf der Website bekannt gegeben.

Zur Initiative "Deutsch plus - Wissenschaft ist mehrsprachig" Die Förderinitiative umfasst insgesamt vier Komponenten: Neben den genannten Studiengängen können des Weiteren Forschungsvorhaben zu Fragen der sprachlichen und kulturellen Prägung wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens unterstützt werden. Ferner wird ein Veranstaltungsprogramm zum Thema "Wissenschaft ist mehrsprachig" auf den Weg gebracht. Die Stiftung unterstützt zudem Übersetzungen herausragender deutschsprachiger wissenschaftlicher Werke. Über die ersten wissenschaftlichen Publikationen, die im Rahmen dieser Initiative jetzt in eine andere Weltsprache übersetzt werden, informieren wir Sie in Kürze in einer weiteren Pressemitteilung.

Kontakte
VolkswagenStiftung
Förderinitiative "Deutsch plus"
Prof. Dr. Hagen Hof
Telefon: 0511 8381 - 256
E-Mail: hof@volkswagenstiftung.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution458


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
VolkswagenStiftung, Dr. Christian Jung, 20.06.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2008