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UNIVERSITÄT/119: Weitere Profilierung der Stuttgarter Geisteswissenschaften (idw)


Universität Stuttgart - 31.10.2014

Weitere Profilierung der Stuttgarter Geisteswissenschaften

Universität Stuttgart eröffnet neues "Stuttgart Research Centre (SRC) for Text Studies"



Die Universität Stuttgart erhält ein neues fakultätsübergreifendes Forschungszentrum im Bereich der Textwissenschaften. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung beschäftigt sich das neue "Stuttgart Research Centre (SRC) for Text Studies" mit anspruchsvollen Methodenfragen, die sich an das "Objekt Text" richten lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei Zugänge der Digital Humanities und Material Studies, die konventionelle hermeneutische Beschreibungs- und Deutungsverfahren ergänzen und erweitern.

Das Forschungszentrum wird offiziell am 5. November 2014 mit Grußworten von Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, und SCR-Direktorin Prof. Sandra Richter sowie mit einem Festvortrag des renommierten Altphilologen und Informatikers Prof. Gregory Crane zum Thema "Weltliteratur und Digital Humanities" eröffnet (Ort: Tiefenhörsaal, K II, Keplerstr. 17; Zeit: 12:30 Uhr). Crane gilt als Pionier der eHumanities, der Entwicklung von Computerprogrammen für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Als einer der innovativsten Forscher in seinem Gebiet ist er wie kein Zweiter in den Geisteswissenschaften und der Angewandten Informatik bewandert.

Mit Blick auf die Gründung des neuen Forschungszentrums sagte Prof. Richter: "Stuttgart mit seiner reichen Landschaft von Archiven und Bibliotheken bietet eine ideale Voraussetzung für diesen neuartigen Forschungsansatz an der Universität. Mit bereits angestoßenen Projekten wie "ePoetics" und "Das Digitale Archiv Stuttgart" haben wir erste Erfahrungen gesammelt und sind zuversichtlich, das Zentrum mit weiteren einzuwerbenden Geldern wie beispielsweise aus der Förderlinie "Kompetenzentrum Digital Humanities" des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgreich ausbauen zu können."

Ziel und Aufgabe des SRC Text Studies wird es sein, hochrangige interdisziplinär vernetzte Forschung auf den Gebieten der Textwissenschaften zu betreiben und die Lehre auf diesen Gebieten zu stärken sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Im Forschungszentrum sind wissenschaftliche Einrichtungen verschiedener Fakultäten sowie Forschungsgruppen der Universität Stuttgart beteiligt. Das SRC übernimmt eine integrative Funktion für die Textwissenschaften und kooperiert u.a. mit dem Deutschen Literaturarchiv (DLA) Marbach. Mit den drei Schwerpunkten Hermeneutik, Material Studies (im Verbund mit dem DLA Marbach) und Digital Humanities (gemeinsam mit dem Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung der Universität Stuttgart) wird das SRC Text Studies dazu beitragen, bisherige Praktiken der Texterschließung, -beschreibung und -deutung weiterzuentwickeln und Brücken zwischen unterschiedlichen textbasierten Disziplinen zu schlagen.


Hermeneutik der Textwissenschaften:

In diesem Themenbereich stehen Arbeiten über Theorien und Praktiken des Verstehens von Texten (inkl. Autorbegriff, Analyse- und Interpretationskonzepte) im Mittelpunkt. Besonderer Schwerpunkt ist die Entwicklung des traditionsreichen Gebiets der Hermeneutik unter den Vorzeichen der neuen Wissensgebiete Material Studies und Digital Humanities.


Material Studies der Textwissenschaften:

In diesem Themenbereich werden Texte als Objekte (Manuskripte, Korrespondenzen, Bibliotheken usw.) sowie textbezogene Objekte (Verlagsarchive, Schreibgerät der Autoren usw.) untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei die Methodenentwicklung der Material Studies unter textwissenschaftlichem Aspekt, womit sowohl Praktiken der Editionsphilologie (Textologie) als auch des textbezogenen Archiv- und Ausstellungswesens angesprochen sind.


3. Digital Humanities der Textwissenschaften:

In diesem Themenbereich geht es um Methodenentwicklung in den Digital Humanities, sofern sie sich mit Texten befassen: um die forschungspraktischen und -theoretischen Aspekte digitaler Editionen und Tools zur Texterschließung ebenso wie um digitale Aufarbeitung großer Textbestände ('big data').

Zu den zahlreichen am SRC verfolgten Editionsprojekten gehört auch eine Muster-Typoskriptedition von Theodor W. Adornos posthum erschienenem Werk "Ästhetische Theorie". Diese Neuedition soll bespielhaft aufzeigen, welchen Einfluss die ästhetische Faktur eines Textes für die Deutungspraxis besitzt, und neue Zugänge für die digitale Erschließung philosophischer Texte eröffnen.

Das SRC Text Studies steht auch anderen Mitgliedern der Universität Stuttgart offen, die Forschungsprojekte gemäß dem wissenschaftlichen Konzept des Zentrums einbringen wollen. Im Forschungszentrum können außerdem Wissenschaftler einer anderen Hochschule oder sonstiger Forschungseinrichtungen nach Maßgabe entsprechender Kooperationsvereinbarungen mitwirken.


Zu Prof. Gregory Crane:

Die Universität Leipzig hat eine mit fünf Millionen Euro ausgestattete Professur der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten, um den renommierten Altphilologen und Informatiker Prof. Dr. Gregory Ralph Crane von der Tufts University in Medford/Boston, USA, zu berufen. Crane kombiniert in einem innovativen Ansatz Altphilologie und Informatik. So wendet er Methoden der Informatik zur Systematisierung der kulturellen Entwicklung des Menschen an. Seine Reputation als Pionier der Digital Humanities, der digitalen Geisteswissenschaften, verdankt er der Entwicklung der Perseus Digital Library, einer umfangreichen und frei zugänglichen Online-Bibliothek für antike Quellen.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution80

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Stuttgart, Andrea Mayer-Grenu, 31.10.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2014


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