Schattenblick → INFOPOOL → BILDUNG UND KULTUR → FAKTEN


UNIVERSITÄT/163: Hochschule Bochum - Projekt zur Förderung von Grundschülern (idw)


Hochschule Bochum - 06.10.2015

Gemeinsam wachsen - "Balu und Du"
Studierende der Hochschule Bochum unterstützen Projekt zur Förderung von Grundschülern.

Von Rüdiger Kurtz


Tülay Ilhan wartet auf dem Pausenhof der Hufelandschule auf Salma. Zuerst einmal kommt deren jüngere Schwester Hakima um die Ecke gerannt und fällt der Studentin in die Arme. "Ich habe die ganze Familie kennengelernt", lacht Tülay Ilhan. Das sind neben den Eltern auch Salmas vier Geschwister. Vor neun Jahren sind die Eltern aus Marokko nach Deutschland gekommen. In Bochum fühlt sich die Familie wohl, erzählt Salmas Mutter. Dass ihre Tochter in der jungen Wirtschaftsstudentin nun eine weitere Bezugsperson hat, findet sie gut: "Salma freut sich immer sehr auf die Treffen." Salma ist "Mogli", Tülay Ilhan "Balu". Die Namensgebung leitet sich aus der bekannten "Dschungelbuch"- Geschichte ab, in der der kleine Mogli von seinem Bärenfreund Balu durch die Abenteuer des Dschungels begleitet wird. Das an der Universität Osnabrück entwickelte Programm "Balu und Du" bringt seit 13 Jahren junge und motivierte Erwachsene jeweils ein Jahr lang mit Kindern im Grundschulalter zusammen, die bei den zumeist wöchentlichen Treffen im außerschulischen Bereich gefördert werden sollen.

Seit März 2015 nimmt auch die Hochschule Bochum in Partnerschaft mit der Hufelandschule, einer Gemeinschaftsgrundschule in der Hustadt, am Programm teil. Koordiniert wird das Projekt des Fachbereichs Wirtschaft von Professorin Dr. Martina Meyer-Schwickerath. "Die Teilnahme ist für unsere Studierenden natürlich freiwillig", erläutert die Wirtschaftsdozentin: "Wir wollen gezielt Studentinnen und Studenten ansprechen, die sich sozial engagieren möchten und bereit sind, sich über einen längeren Zeitraum auf die Belange der Kinder einzulassen." Ziel ist dabei weder Hausaufgabenbetreuung noch Hortersatz, sondern eine inhaltliche und freundschaftliche Begleitung der Kinder. Im wöchentlichen Miteinander sollen die jungen Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erlernen, die ihnen helfen, die Herausforderungen des Alltags erfolgreich meistern zu können. "Die Studierenden gehen auf die Bedürfnisse der Kinder ein und bieten ihnen somit, woran es manchmal mangelt: Individuelle Unterstützung, Beachtung, Zuwendung und Akzeptanz", so Professorin Martina Meyer-Schwickerath.

22 Studierende des Fachbereichs Wirtschaft sind derzeit im Projekt aktiv. Die Teilnehmer treffen sich regelmäßig an der Hochschule zu Reflexionsrunden. "Ich lerne in den Treffen mit Salma viele neue Dinge kennen und kann mich darüber mit den anderen Balus austauschen", erzählt Tülay Ilhan. In dem Projekt sollen die Studierenden sogenannte Schlüsselqualifikationen erwerben. "Es wird kein Fachwissen vermittelt, sondern der kompetente Umgang mit bereits vorhandenem Wissen", erläutert Tülay Ilhan: "So erwerben und vermitteln wir Fähigkeiten, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen von Nutzen sind." Die Studierenden werden dabei von Standortleitern professionell betreut und unterstützt. Ihre Erfahrungen mit den Treffen der Moglis dokumentieren die Balus in Tagebüchern, so dass Entwicklungsschritte gut nachvollzogen werden können. Salma kommt angelaufen. Auch sie begrüßt Tülay Ilhan mit einer stürmischen Umarmung. Neun Jahre ist sie alt, erzählt sie. Der Altersunterschied von 13 Jahren zu ihrem Balu spielt für sie keine Rolle. "Wir sind doch Freundinnen", lacht Salma und will sofort los und etwas unternehmen. "Wo sollen wir heute hin?", fragt Tülay Ilhan. Nach kurzer Überlegung entscheidet sich Salma für den Piratenspielplatz. "Der ist schön, da können wir auch ein Foto machen", sagt sie und greift nach der Hand ihres Balu. Viele schöne Dinge hätten sie schon unternommen, berichtet Salma unterwegs. "Wir haben ein Picknick gemacht und einmal einen Ball gefunden und dann Basketball gespielt", zählt die lebhafte Grundschülerin munter auf: "Und wir waren auch schon im Kino und haben uns 'Tinkerbell' angeschaut."

Für die Treffen sollen die Balus kein eigenes Geld ausgeben. Zehn Euro Taschengeld bekommt jedes Paar pro Monat. "Nicht viel", sagt Tülay Ilhan, "aber man kann auch ohne Geld spannende und schöne Dinge erleben." Das sei ein Punkt von vielen, den sie als Balu gerne vermitteln möchte. "Dabei ist natürlich Kreativität gefragt - und Aufmerksamkeit", so die engagierte Wirtschaftsstudentin: "Aber die Kinder haben so viele gute Ideen und freuen sich schon über kleine Dinge." Und schließlich sei es auch für sie eine sehr schöne Erfahrung, sich "neben dem Stress im Studium für einen kleinen Menschen Zeit zu nehmen und ihn ein Stück auf seinem Lebensweg zu begleiten."

"Ich mochte Tülay gleich beim ersten Treffen", erzählt Salma und möchte ein Foto mit ihr auf der Rutsche machen. Tülay Ilhan lacht und ergänzt, dass selbstverständlich auch die Verantwortlichen der Hufelandschule und der Hochschule Bochum darauf achten, dass Mogli und Balu zueinander passen. "Ich bin selber mit Geschwistern groß geworden", erzählt Tülay Ilhan: "Für mich war Salma gleich wie eine kleine Schwester." Wie es sein wird, wenn sich die Wege nach einem Jahr wieder trennen, kann sie nicht sagen. "Ich denke der Kontakt wird auch nach Ende der Projektphase nicht abbrechen", so Tülay Ilhan: "Schließlich sind wir ja jetzt Freundinnen."

Weitere Informationen unter:
http://www.balu-und-du.de
Das Mentoring-Programm "Balu und Du"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution186

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Bochum, Detlef Bremkens, 06.10.2015 09:38
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang