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FRAGEN/009: Weltbester Sprücheklopfer (UNI-INFO Oldenburg)


UNI-INFO Nummer 6 - Juli 2008
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Weltbester Sprücheklopfer


Günther Willen, Bibliothekar an der Universität, hat ein neues Buch herausgebracht. "Niveau ist keine Hautcreme - Gepflegte Sprüche für alle Lebenslagen", so der Titel der Sammlung, für die gilt: Wer sich nicht amüsiert, der ist selber schuld. Der ehemalige Redakteur des Satire-Magazins "Kowalski" veröffentlichte 2003 bereits "Wer das liest lebt länger - Das Lexikon für alle Lebenslagen", das auszugsweise im Wissenschaftsteil der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" abgedruckt wurde. In seinem neuen Buch hat er dem Volksmund ganz genau auf eben jenen geschaut. Heraus kam ein Sammelsurium an Sprüchen, die einem nach der Lektüre das Schweigen erschweren. UNI-INFO traf sich mit dem Sprüchesammler.


UNI-INFO: Herr Willen, nach ihrem Lexikon haben sie nun eine Sprüchesammlung für jede Lebenslage verfasst. Was ist so faszinierend an Lebenslagen?

WILLEN: Mich faszinieren Lebenslagen von jeher mehr als Sonnenuntergänge oder wenn jemand ein Huhn imitieren kann. Gute Sprüche in jeder Lebenslage machen das Leben leichter und sorgen gleichsam für Friede, Freude, Eierkuchen. Auch und vor allem in widrigen Situationen kann man über sich hinauswachsen. Ein Beispiel? Absolut wunderbar ist es auf hoher See folgenden Spruch zu hören: "Ein sicheres Mittel gegen Seekrankheit: Setzen Sie sich unter einen Baum."

UNI-INFO: Sie waren Redakteur bei der Satirezeitschrift "Kowalski". Sie schreiben für "Titanic" und "taz". Wie passt das zu Ihrem Beruf als Bibliothekar?

WILLEN: Passt, sitzt, wackelt und hat Luft. Wer Autor sagt, muss auch Bibliothekar sagen.

UNI-INFO: Die größte Gefahr für die Bibliothek ist der lesende Bibliothekar. Wie sieht es mit dem schreibenden aus?

WILLEN: Der schreibende Bibliothekar ist das größte Glück der Bibliothek. Er weiß, wo noch Lücken im Bestand sind und füllt diese auf.

UNI-INFO: Nun die harten Fakten: Über wie viele Jahre hinweg haben Sie die Sprüche gesammelt? Wie viele Notizbücher wurden gefüllt?

WILLEN: Als ich sieben Jahre alt war, schenkte mir Onkel Bernd aus Uptloh einen Lederball. Daraufhin sagte meine Mutter: "Ein Onkel, der was mitbringt ist besser als eine Tante, die Klavier spielt." Seit damals sammle ich Sprüche, Kalauer, Wortspiele und andere Scherze. Irgendwann habe ich die Sachen nach Schlagwörtern geordnet und galt lange Zeit als einer der besten Sprücheklopfer weltweit. Wofür es Zeugen gibt. Erst 42 Jahre später kam ich auf die Idee, ein Buch daraus zu machen.

UNI-INFO: Wie viele Freundschaften zerbrachen, weil ein neuer Spruch unbedingt getestet werden musste?

WILLEN: Ein paar gute Freundschaften zerbrachen schon, dafür habe ich jetzt ein paar treue Feinde. Aber zum Glück gehören nur Leute mit Humor zu meinen Freunden.

UNI-INFO: Kann man nach der Lektüre Ihres Buches überhaupt noch normal kommunizieren, ohne ständig einen neuen Spruch anbringen zu müssen?

WILLEN: Nach dem Spruch ist vor dem Spruch. Im Übrigen gilt der astreine Satz von Harry Rowohlt: "Man wird sich dereinst für jeden Kalauer verantworten müssen, für den man sich zu schade war."

UNI-INFO: In welcher Situation sollte man lieber nicht auf einen Spruch aus Ihrem Buch zurückgreifen?

WILLEN: Wenn man dem Trappistenorden beitritt und sein Schweigegelübde abgelegt hat.

Internet: www.niveauistkeinehautcreme.de


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Quelle:
UNI-INFO Nr. 6 - Juli 2008, Seite 5
35. Jahrgang
Herausgeber: Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
26111 Oldenburg
Telefon 0441/798-54 46, Fax 0441/798-55 45
E-Mail: presse@uni-oldenburg.de
Internet: www.uni-oldenburg.de/presse/uni-info

Das UNI-INFO erscheint in der Vorlesungszeit monatlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2008