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BUCHTIP/0985: Die Geschichte der NASA (MaxPlanckForschung)


MaxPlanckForschung - Das Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft 1/2006

Hochfliegende Visionen

von Thorsten Naeser


Michael Gorn, Die Geschichte der NASA,
304 Seiten mit 500 meist farbigen Abbildungen,
Knesebeck-Verlag, München 2005, 39,95 Euro.


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Es ist wohl eines der legendärsten Fotos, die im vergangenen Jahrhundert um die Welt gingen. Aufgenommen hat es Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond. Das Motiv erscheint dem Betrachter denkbar simpel: ein Stiefelabdruck von Armstrongs Kollegen Buzz Aldrin. Geistesgegenwärtig richtete Armstrong an jenem 21. Juli 1969 seine Kamera auf die von silbrig schimmerndem Sand und Staub bedeckte Oberfläche des Erdtrabanten, nachdem Aldrin dort seinen ersten Mondspaziergang absolviert hatte. Es waren die ersten Schritte, die je ein Mensch außerhalb unseres Heimatplaneten gemacht hatte.

In der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt war dies wohl einer der bedeutendsten und ergreifendsten Momente. Nicht weniger spannend lesen sich aber auch die detaillierten Beiträge über die ersten Überschallflüge, die Spaceshuttle-Missionen oder die Erforschung des Planeten Mars, die der Historiker Michael Gern für das vorliegende Buch zusammengetragen hat. Gorn, seit 1996 Chefhistoriker bei der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, beschreibt alle wichtigen Ereignisse, die bahnbrechenden technischen Entwicklungen ebenso wie die vielen, manchmal tödlichen Fehlschläge der amerikanischen Raumfahrt.

Der Autor beginnt seinen Streifzug durch die wechselvolle Geschichte der NASA mit der Gründung ihrer Vorgängerorganisation, dem National Advisory Committee for Aeronautics (NACA) im Jahr 1915. Alles fing sehr bescheiden an. Nur 5000 Dollar betrug das Budget im ersten Jahr für die Behörde, die sich vor allem mit der Erforschung und Entwicklung von neuem Fluggerät beschäftigen sollte. Doch bedingt durch den ersten Weltkrieg wuchs das Forschungszentrum schnell. Die anfänglich eher kleinen Hallen der NACA wandelten sich schnell zu geräumigen Hangars und modernsten Windkanal-Versuchseinrichtungen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg widmeten sich die amerikanischen Ingenieure zuerst einmal dem Problem des Überschallfluges. Tatsächlich durchbrach im Jahr 1947 der Kriegsveteran Charles Yaeger die magische Geschwindigkeitsgrenze mit seinem Flugzeug über der Mojavewüste. Gleich danach begann die Erforschung des Weltraums. Eine Rakete nach der anderen wurde gebaut, bis schließlich die Amerikaner die ersten Menschen auf den Mond beförderten. Bewilligten damals die amerikanischen Präsidenten noch ohne mit der Wimper zu zucken milliardenschwere Programme, so steht die US-Raumfahrt heute eher im Zeichen knapper Kassen. Dennoch ist Gorn überzeugt, dass es trotz der engen Finanzlage in den nächsten Jahrzehnten zu spektakulären Projekten und neuen Entdeckungen im Weltraum kommen wird.

Die Errungenschaften in der Flugzeug- und Raumfahrttechnik, von den Anfängen im vergangenen Jahrhundert bis hin zu den dramatischen Fehlschlägen wie dem Absturz des Shuttles Columbia im Jahr 2003, stellt Michael Gorn klar dar. Er versteht es aber darüber hinaus auch, die visionären Menschen aus Politik und Wissenschaft, die hinter den Erfindungen stehen, in gelungenen Kurzporträts vorzustellen. Für sein Buch hat der Historiker wohl in den entlegensten Ecken der Fotoarchive der NASA gestöbert. Parallel zu den häufig in den Medien gedruckten Bildern, wie dem Stiefelabdruck Aldrins, zeigt er auch viele unbekannte Dokumente, etwa Fotografien aus den Hallen der Entwicklungszentren der Raumfahrtbehörde oder Bilder des Spaceshuttle bei der Vorbereitung auf eine Weltraummission. Allein diese meist großformatigen Illustrationen lassen den Band zu einer gelungenen Lektüre werden.


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Quelle:
MaxPlanckForschung - Das Wissenschaftmagazin der Max-Planck-Gesellschaft
Ausgabe 1/2006, S. 71-72
Herausgeber: Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der
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