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KALTE PLATTE/0020: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Ein neuer Hüftslip von "Schieter" namens "Alice S."

Als junge Deutsche in Frankreich studieren? Mais oui! Für franzöische Zeitungen journalistisch tätig sein? Très chique! Sich zu den Idealen der damaligen Studentenbewegung bekennen? Naturellement! Dem Establishment und damit auch dem eigenen bürgerlichen Versorgungsumfeld auf allen Ebenen den Kampf ansagen? Alors, man muß nicht gleich übertreiben. Das dachten damals viele, auch Alice S.

Lieber das revolutionäre Potential für die persönliche Karriere nutzen und sich auf einen weniger brisanten, aber medienwirksamen Teilbereich reduzieren. Zum Beispiel die Emanzipation der Frau. Das bringt nicht gleich Knast, aber Präsenz in den Medien. Wenn man es anstellt wie Alice S.

Zunächst gab sie die kämpferische Frauenrechtlerin. Und die Lockerung des Paragraphen 218 unter dem Motto "Mein Bauch gehört mir" wußte sie als persönlichen Erfolg zu verbuchen. Unterdessen sank sie ins weiche Kissen bürgerlicher Versöhnlichkeit zurück. Motzte später ihr verblassendes Image nochmal mit "Gesprächs"-Partnerinnen wie Ester Vilar und Verona Feldbusch auf. Nahm schließlich auch schon mal eine Bild-Zeitung werbetätig zur Hand. Ober bließ sich in der "Frauen"-Zeitschrift "Brigitte" als Romy-Schneider-Versteherin auf. Und landete schließlich wieder beim Bauch-Thema. Diesmal in der Werbekampagne des Unterwäsche-Markenherstellers "Schieter". Als Alters-Modell für den frontverstärkten Hüftslip "Alice S.", der zuverlässig verhindert, daß der Speckbauch der reiferen Frau allzusehr die Silhouette verdirbt. Und da hockt sie nun, très chique, auf dem doppelseitigen Werbefoto, und über ihr prangt der Slogan: Mein Bauch gehört mir! Gratulation. Alice S. ist endlich zuhause angekommen.

27. November 2009