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KALTE PLATTE/0028: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Google Death

Patrick Swayze ist tot. Und Farah Fawcett. Auch Dennis Hopper. Das ging lang und breit durch die Medien. Davor sind sie gestorben. Selbstverständlich. Aber darüber erfährt die Welt so gut wie nichts. Sterben? Was soll das sein? Immer mehr Kinder der Hightech-Gesellschaft stellen ihren Eltern diese Frage. Den Tod kennen sie. Ein Maus-Klick und BAMM! verschwindet jemand auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche. Doch Sterben ist etwas anderes. Es ist facettenreicher. Und kann manchmal lange dauern. Dabei ist es oft mit Umständen verbunden, die heute nur noch professionelle Pflegekräfte kennen.

Google Death möchte das ändern. Google meint es gut. Das hat nichts mit Voyeurismus zu tun. Oder Kommerz. Das ist ein soziales Anliegen. Einfach in der Nähe bleiben. Und per Maus symbolisch die Hand halten. Ganz persönlich. Den Sterbenden auf seinem letzten Weg teilnahmsvoll begleiten. Google Death will das ermöglichen. Durch die in Kliniken, Altenheimen, Hospizen und Rettungswagen installierten Kameras können Nutzer bald in Echtzeit dabeisein. Wenn es zuende geht. Der Atem aussetzt. Der Blick bricht. Das Kinn herunterfällt.

Patrick hätte das sicher gewollt. Farah bestimmt auch. Und Dennis. Aber wer Bedenken hat - keine Sorge, die Persönlichkeitsrechte bleiben gewahrt! Sollte der Sterbende mit der Übertragung nicht einverstanden sein, kann er einfach ganz schnell im Laptop das fünfzehnseitige Widerspruchsformular aufrufen, ausfüllen und an Google Death schicken. Schwupp - drei Wochen später wird die Kamera in seinem Zimmer abgeschaltet. Garantiert.

10. September 2010