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KALTE PLATTE/0046: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Universitäten im Recycling-Geschäft

Seit Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge sowie der Studiengebühren an deutschen Universitäten hat der Streß für die Studenten enorm zugenommen. Laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse stieg die Zahl der für Studenten verschriebenen Medikamente zur Behandlung des Nervensystems um 54%. Apotheken in Uninähe verzeichnen inzwischen zu Prüfungszeiten einen signifikanten Anstieg des Verkaufs von Anregungsmitteln wie z. B. Koffeintabletten. Über die Einnahme sehr viel wirksamerer, illegaler Substanzen kann nur spekuliert werden.

Also Abschaffung von Bachelor und Master? Im Gegenteil! Da die meisten Universitäten aufgrund der geringen Ausstattung mit Grundmitteln zunehmend von Drittmitteln (z.B. Förderung durch die Industrie) abhängig sind, wollen viele den angestiegenen Medikamentenkonsum ihrer Studenten fortschrittlich nutzen. Durch die Vermietung der sanitären Einrichtungen, sprich der Toiletten, an namhafte Pharmaunternehmen wird letzteren der mit Pharmazeutika und Drogen sowie deren biotransformierten Abkömmlingen hochangereichterte studentische Urin zugänglich gemacht. Die daraus relativ problemlos isolierbaren chemischen Verbindungen sollen einen Marktwert haben, der jeden herkömmlichen Dealer vor Neid erblassen ließe. Ausgerechnet die Toiletten erweisen sich somit als die Retter der universitären Bildungsstätten.

Da der enge Zusammenhang zwischen Medikamentenmißbrauch, Drogenkonsum und Lernstreß der Studenten offensichtlich ist, erweisen sich Bachelor und Master nicht nur als eine unumstößliche Errungenschaft für die Allianz zwischen Universität und Industrie, sondern auch als jeder Kritik unzugängliche Tabufelder in der deutschen Bildungskultur. Das kursierende Gerücht von einer in bildungspolitischen Kreisen intensiv diskutierten und gelegentlich zaghaft vorgetragenen Turbo- Studienversion kann da kaum noch überraschen.

1. September 2011