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KALTE PLATTE/0072: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen



Eltern gegen Armstrong-Abi

Das öffentliche Doping-Eingeständnis des Radprofis Lance Armstrong bleibt ohne Konsequenzen? Stimmt nicht ganz! Immerhin verwendet eine neugegründete Elterninitiative jetzt seinen Namen für ihre Zwecke. "Anti-Armstrong-Abitur"-Verband nennt sie sich oder auch "Anti-Aa-Bewegung" und will gegen die Chancenungleichheit beim Abitur gerichtlich vorgehen. Dabei sind die unterschiedlich schwierigen Aufgabestellungen nicht das Thema, zumal diese inzwischen bundesweit angeglichen werden sollen. Nein, es geht, wie der Name Armstrong bereits andeutet, um etwas anderes: Es geht um Doping.

Selbstverständlich können chemische Substanzen kein Vokabel- oder Grammatikwissen vermitteln, aber ein temporäres Leistungstief überbrücken können sie schon. Oder zu einem genialen Einfall für den Deutschaufsatz verhelfen, zu ungeahnter Redegewandtheit in der mündlichen Prüfung und zu spektakulären Leistungen im Sportunterricht. Kurz und gut: Auf der Jagd nach Punkten fürs Abitur sind leistungssteigernde Substanzen ein ernstzunehmender Faktor. Wer nicht doped, hat schlechtere Chancen auf einen Studienplatz in einem prestigeträchtigen Fach wie zum Beispiel Medizin. Es sei denn, er gehört zu den wenigen Hochbegabten. Entsprechend fordert die Anti-Aa-Elterninitiative ab sofort Doping-Kontrollen vor sämtlichen Klausuren und Prüfungen, deren Wertungen in die Abi-Durchschnittsnote eingehen.

Die Durchführung von Doping-Kontrollen an Oberstufenschülern der Gymnasien sei an sich nicht das Problem, sagte dazu ein Sprecher des Bildungsministeriums. Das Problem wären vielmehr die zahlreichen Medikamente, die die meisten Schüler aus gesundheitlichen Gründen bereits einnähmen, um überhaupt am Unterricht teilnehmen zu können. Sie würden die Testergebnisse signifikant verfälschen. Dazu kämen noch die zahlreichen Freizeitdrogen, gegen deren Konsum die Bildungseinrichtungen ohnehin keine rechtliche Handhabe hätten.

Eingedenk dessen, resümierte der Ministeriumssprecher, wäre es für den Abiturienten von heute im Grunde bereits ein Teil der Reifeprüfung, den erlernten Unterrichtsstoff durch einen kontrollierten Einsatz sämtlicher von ihm konsumierter pharmakologischer Substanzen optimal zu präsentieren. So gesehen sei das Armstrong-Abi gar keine schlechte Basis für den Start in einen modernen, anspruchsvollen Beruf.

22. Januar 2013