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KALTE PLATTE/0082: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen



Einfach todschick!

Der Army-Look ist passé. Auch wenn er sich für einen Modetrend ungewöhnlich lange gehalten hat und in vielen Boutiquen nach wie vor präsent ist. Kaum eine andere Moderichtung kann so wunderbar lässig mit dem Tod spielen wie der Army-Look. Selbst den Grufties fehlt beim Modetanz mit dem Sensenmann irgendwie doch die sportliche Note.

Mode ist nicht nur Kommerz, sondern auch Kommunikation. Mode ist textile Sprache. Und sie darf umsetzen, was der Mund tunlichst verschweigt. Zum Beispiel, daß ein Flair von Todesverachtung unglaublich lässig-maskulin rüberkommt. Daher sind Anleihen aus der Kleiderkammer der Armee solche designerischen Dauerbrenner.

Doch selbst der langlebigste Trend braucht irgendwann eine Steigerung. Und was könnte die soldatisch-legere Todesverachtung wohl toppen? Jetzt wird es offenbar: die zivile. Die Suizidzahlen der Bundesrepublik (laut WHO-Veröffentlichungen im Jahr 2010 über 9000) verdeutlichen, mit welcher Selbstverständlichkeit der Tod von eigener Hand schon längst Teil unseres gesellschaftlichen Lebens geworden ist. Anders ist kaum zu erklären, weshalb die Suizidrate nur so selten thematisiert wird. Doch genau dieses unausgesprochene, beiläufige Handling des Todes will die neue Mode jetzt gewissermaßen verstofflichen: in Gestalt des Suicide- Looks.

T-Shirts mit Aufdrucken wie "Aussteiger. 20. Etage" oder "Schwarzfahrt. Nehme den nächsten Zug" sind noch Anfangsvarianten eines Trends, der mit "Nie mehr Hausaufgaben? Erdgas!" oder "Altersarmut muß nicht sein. Dein Stromversorger" sicherlich nicht endet. Man denke da nur an die vielfältigen Möglichkeiten im Accessoire-Bereich ...

5. September 2013