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BIBLIOTHEK/356: Ausbau des Bibliotheksangebotes (JOGU Uni Mainz)


[JOGU] Nr. 204, Mai 2008
Das Magazin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Konsequenter Ausbau des Bibliotheksangebotes
Studium ohne Bücher nach wie vor nicht denkbar

Von Peter Thomas


2008 ist an der Mainzer Universität ein Jahr der Bibliotheken: bereits im Februar hat die neue Bereichsbibliothek der Geisteswissenschaften eröffnet. Nun wird außerdem das Angebot der Zentralbibliothek durch nochmals erweiterte Öffnungszeiten und die Aktualisierung des Literaturbestands verbessert.


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Ohne Bücher ist ein Studium auch im 21. Jahrhundert nicht denkbar. Das gilt wohl gerade für Mainz, die Geburtsstadt des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Entsprechend setzt die Johannes Gutenberg-Universität in diesem Jahr gleich zwei Akzente, um die Literaturversorgung auf dem Campus weiter zu verbessern: Im Philosophicum bündelt die neue Bereichsbibliothek der Geisteswissenschaften als vierter Schwerpunkt dieser Art die Bestände von 15 Instituten der Fachbereiche 05 (Philosophie und Philologie) und 07 (Geschichts- und Kulturwissenschaften). Außerdem wird die Zentralbibliothek ihre Öffnungszeiten auf künftig 22 Stunden täglich erweitern, den Literaturbestand gezielt aktualisieren und weitere Computer-Arbeitsplätze schaffen.

Als Sprung aus einem Bibliothekssystem des 19. Jahrhundert in die Zukunft wertete Professor Dr. Stephan Füssel, Dekan des Fachbereichs 05, die neue Bereichsbibliothek zu deren Eröffnung. Einen "guten Kompromiss zwischen Moderne und Labyrinth" nannte Füssel die jetzt realisierte Alternative zu dem vor 15 Jahren diskutierten Neubau für eine Bibliothek des Philosophicums: Erschlossen wird das Medienzentrum durch den mittleren Innenhof des Gebäudes, wo ein großzügiger Kubus mit Ausleihe sowie Informations-, Büro- und Serviceräumen Platz gefunden hat. Von hier aus führen Flure und Treppenhäuser zu den alten Bibliotheksräumen, deren Struktur und Organisation bewahrt blieb. Neu sind einheitliche und erweiterte Öffnungszeiten sowie die zentralen und optimierten Service-Angebote.

Die neue Bereichsbibliothek umfasst 625.000 Bände in verschiedenen Sprachen und ist die wichtigste Sammlung geisteswissenschaftlicher Literatur im ganzen Bundesland. Sie dient als Anlaufstelle für rund 20.000 eingeschriebene Studierende und mehr als 400 angestellten Wissenschaftlern. Das Portal der Bibliothek dient zugleich auch als Eingang zu den Räumen der Lehrenden, der Fachschaften und der Verwaltung. Diese Offenheit sah Professor Dr. Jan Kusber, Dekan des Fachbereichs 07, als Chance für die Bereichsbibliothek des Philosophicums: Der Ort verlange zwar nach einer lebendigen, intellektuellen Auseinandersetzung und werde einige Verbesserungen verlangen. Aus den gebündelten Bibliotheken könne aber eine "Schatzkammer" der Geisteswissenschaften werden.

Gestärkt geht besonders der Charakter der Bibliothek als Arbeitsraum für Studierende und Lehrende aus der Neuorganisation hervor. Das betonte Universitätspräsident Professor Dr. Georg Krausch zur Eröffnung. Denn die Kontrolle der Ausleihen geschieht künftig berührungsfrei durch RFID-Etiketten. Diese Funk-Etiketten dienen nicht nur zum Ein- und Ausbuchen der einzelnen Medien, sondern erlauben die drahtlose Überwachung, dass kein Buch ohne Erlaubnis die Bereichsbibliothek verlässt. Daher können Besucher künftig auch Taschen und Mäntel mit in die Räume nehmen.

"Die Bibliotheken der Geisteswissenschaften sind mit den Laboren der Naturwissenschaftler zu vergleichen", hob der Präsident die Rolle der Bibliotheken hervor. Krausch wertete es als Zukunftssicherung des wissenschaftlichen Angebots, dass im Philosophicum nach den Bereichsbibliotheken für Physik, Mathematik und Chemie (PMC), Sozialwissenschaften und Theologie nun die vierte Einrichtung dieser Art als Schwerpunkt für die Geisteswissenschaften entstanden sei.

Auch Michael Ebling, Staatssekretär des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur nannte die Eröffnung der neuen Bereichsbibliothek einen "guten Tag für die Geisteswissenschaften an der Universität". Das Land sehe die Kosten von 1,8 Millionen Euro für den Neubau und 1,3 Millionen Euro für die Erneuerung der Fassaden als Investition in das produktive Nebeneinander von Druckmedien und digitalen Inhalten. Lisa Bicknell, Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA), lobte im Rückblick auf Planung und Bauphase die intensive Kommunikation mit allen Beteiligten. Bei noch offenen Fragen wie einem System für die Bücherrückstellung werde man sicher ebenfalls aufeinander zugehen können.

In den großen Zusammenhang der Entwicklung der Bibliothekssituation an der Mainzer Universität ordnete Dr. Andreas Anderhub, Direktor der Universitätsbibliothek, die Neueröffnung ein. Die aufwändige Umstrukturierung der bestehenden Bibliotheken sei nicht nur eine schwierige "Operation am offenen Herzen" des Philosophicums gewesen, sagte der UB-Direktor. Vielmehr eröffne die Bereichsbibliothek eine neue Perspektive auf die Entwicklung des Campus als zentrales Bibliotheksquartier von ganz Rheinland-Pfalz. "Dieser Weg wird uns weiterführen", war Anderhub bei der Eröffnung der Bereichsbibliothek zuversichtlich.

Ein anderer zukunftsträchtiger Schwerpunkt für die Entwicklung des Bibliotheksangebotes ist ein Maßnahmenkatalog für die Verbesserung der Leistungen in der Zentralbibliothek, den Anderhub im Februar vorstellte. Insgesamt drei Millionen Euro wird die Universität dabei in den nächsten drei Jahren investieren. Dazu greift die Hochschule auf das für die Jahre 2009 bis 2013 in Aussicht gestellte Sondervermögen "Wissen schafft Zukunft" der Landesregierung Rheinland-Pfalz zurück. Durch diese Planungssicherheit kann die Hochschule das Vorhaben zunächst aus dem eigenen Haushalt finanzieren. Professor Krausch nannte das Projekt ein griffiges Beispiel für das Qualitätsmanagement der Universität: Der millionenschwere Plan soll schnell und gezielt einen Verbesserungsbedarf erfüllen, der in Rankings deutscher Universitäten mehrfach aufgezeigt worden ist. Dabei ging es den befragten Studierenden vor allem um die Infrastruktur der Bibliotheken, fasste Dr. Uwe Schmidt zusammen, der Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung der Universität (ZQ). Manchmal sorgen ganz grundlegende Mängel für schlechte Gesamtnoten in den Rankings, zum Beispiel zu wenige Kopiergeräte, so erläuterte Schmidt. Das ZQ hatte interne Befragungen und Bewertungen vorgenommen, um gezielte Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen zu machen. Dass auf diese Weise die Mainzer Verhältnisse präzise bewertet wurden, statt einfach auf die Rankings zu reagieren, lobte Lisa Bicknell: "Die heute vorgestellten Maßnahmen entsprechen den Vorstellungen der Studierenden", fasste Bicknell zufrieden zusammen.

Kernpunkt der Veränderungen ist zunächst die langfristige Ausweitung der Öffnungszeiten, sagte Anderhub bei der Vorstellung des Maßnahmenkatalogs. Angesichts der räumlichen Bedingungen könnten zusätzliche Arbeitsplatz-Kapazitäten - eine weitere wichtige Forderung - kurzfristig nur auf diese indirekte Weise geschaffen werden. 22 Stunden, sieben Tage in der Woche: Das sind die künftigen Eckdaten der Öffnungszeiten in der Zentralbibliothek." In Maßen werden wir das auch auf die Bereichsbibliotheken ausdehnen", kündigte Anderhub an.

Der steigende Bedarf nach Arbeitsplätzen mit Computern ist Ausdruck der zunehmenden Akzeptanz elektronischer Medien bei den Studierenden, sagte der Bibliotheksdirektor. Medien wie zum Beispiel allgemeine Enzyklopädien und Zeitschriften würden in Zukunft noch stärker als digitaler Inhalt eingesetzt, schätzte Anderhub. Monografien und Aufsatzbände dagegen würden sicherlich auch weiterhin vor allem als Bücher nachgefragt.

Auch den Bestand an Lehrbüchern will die UB kurz- bis mittelfristig zunächst in gedruckter Form ergänzen und aktualisieren. Denn Aktualität und Umfang des derzeitigen Bestandes reiche nicht aus, so der Bibliotheksdirektor. Dazu will die Zentralbibliothek mit den einzelnen Instituten zusammenarbeiten, die verbindliche Literaturlisten aufstellen sollen: Für die 89 Curricula werden dann entsprechende, aktuelle Referenzbestände geschaffen. Allerdings denkt die UB bereits über den Kauf von Lizenzen für die Veröffentlichung digitaler Lehrbücher im digitalen Netz der Universität nach.

Die Universitätsbibliothek der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellt für die 35.000 Studierenden der Hochschule ein umfassendes Medienangebot zur Verfügung. Zu ihr gehören die Zentralbibliothek, vier Bereichsbibliotheken und rund 30 Fach- und Fachbereichsbibliotheken. Den Schwerpunkt des Bestandes macht die Zentralbibliothek mit rund zwei Millionen Medien aus. Neben den gedruckten Inhalten entwickelt sich der Bereich digitaler Medien immer stärker: Zurzeit hält die UB rund 40.000 E-Journals vor, dazu kommen verschiedene Datenbanken und E-Books.


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Quelle:
[JOGU] - Magazin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Nr. 204, Mai 2008, S. 10-11
Herausgeber: Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch
Tel.: 06131/39-223 69, -205 93; Fax: 06131/39-241 39
E-Mail: AnetteSpohn@verwaltung.uni-mainz.de

Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr.
Sie wird kostenlos an Studierende und Angehörige
der Johannes Gutenberg-Universität sowie an die
Mitglieder der Vereinigung "Freunde der Universität
Mainz e.V." verteilt.


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2008