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REZENSION/012: Th. J. Reisdorf - Noch mehr Friesenmorde (Krimi) (SB)


Th. J. Reisdorf


Noch mehr Friesenmorde

Drei Krimis in einem Band



Drei verschiedene Mordgeschichten liegen dem Leser vor - nicht nur amerikanische Krimis haben einiges an Unterhaltung zu bieten. Schauplätze des Verbrechens sind in diesen drei Romanen nicht die Großstädte, sondern die ruhigen, eher beschaulichen Gegenden Ostfrieslands.

Nordseeurlauber, Einheimische und andere Leser können sich in die düstere Stimmung der herbstlichen oder winterlichen Landstriche Ostfrieslands hineinversetzen. - Friesische Eigenarten treten sowohl offen als auch versteckt auf, vielleicht vom Romanschreiber gar nicht beabsichtigt, doch den Romanstil prägend.

Einige wenige - allerdings nur in der ersten Mordgeschichte - anfänglich zäh anmutende Passagen friesischen Lokalkolorits könnten ein Indiz hierfür sein.

Doch die Schatten grausiger Morde schweben immer verdeckt über dem eigentlich eher beschaulichen Leben in den stürmischen Küstenlandschaften. Drei Romane:

DER MORD MACHT DIE MUSIK

Eine Familie verschwindet spurlos. Nur der Dozent einer Musikhochschule fragt hartnäckig immer wieder bei der Polizei wegen des Verschwindens seiner Verlobten nach. - Die anfängliche Fallkonstruktion läßt den Leser nur kurze Zeit in dem Glauben, ein mögliches Kapitalverbrechen vielleicht doch noch ausschließen zu können, paßt so etwas doch gar nicht in die eher ruhige Lebensführung der Menschen dieses Landstrichs. - Gleichwohl man hält schließlich einen Krimi in den Händen und erwartet mordsmäßige Unterhaltung.

Sogleich rüttelt ein grausiger Fund die ostfriesische Ruhe auf; ein kniffliger Fall für Kommissar Bentz, der Verdächtige schnellstens hinter Schloß und Riegel bringt und sich damit der Kritik aussetzt, völlig überzogen zu reagieren.

DU SOLLST NICHT BEGEHREN!

Unter der Knute der stürmischen Winde der Küstenlandschaften versammeln sich deren Bewohner nicht nur in den warmen Stuben der Bauernkaten, um im trauten Familienidyll den Feierabend zu genießen. Die Jagd nach persönlichen Vorteilen sowie Eifersucht und Mißgunst brodeln hinter manch bürgerlicher Fassade. Mordpläne werden geschmiedet und ausgeführt. Und Kommissar Ideus und Assistent de Fries haben die ganze Arbeit. Sie sind nicht zimperlich in ihren Vorgehensweisen und müssen persönliche Gefühle außen vor lassen, handelt es sich bei einem der Verdächtigen doch um einen Skatbruder.

DIE TOTEN MÄDCHEN VON JEVER

Ein Mädchen verschwindet spurlos. Sie ist Schülerin einer Berufsschule. Durch hartnäckige Recherchen wird auch bald schon ein Verdächtiger von der Kripo aufgetrieben, doch die tut sich schwer mit den Ermittlungen. Der Verhaftete will keinen Mord gestehen. Bei einem Mädchen soll es nicht bleiben, daß spurlos aus dem Ort verschwindet. Kommissar Klose ermittelt. Nur ein ganz bestimmter Mädchentyp scheint hochgefährdet zu sein. - Verklemmte Lehrer, Durchreisende - alle machen sich ein bißchen verdächtig und die Kripo reagiert und greift durch.


Für alle drei Romane gilt: Auf den wirklichen Mörder fällt der Verdacht noch lange nicht. Die Kommissare und deren Assistenten gehen verbissen den Spuren und Verdächtigungen nach; sie sind die beharrlichen Wühler, die sich auch irren können. Die Polizisten sind normale Menschen und Nachbarn, keineswegs genial und vor Irrtümern gefeit, zumal, wenn sie schnell reagieren müssen, um einen weiteren Mord verhindern zu können.

Die drei Romane kann man nicht zum Aktionsgenre zählen, doch die spannende Unterhaltung kommt auf keinen Fall zu kurz. Die Schilderung der Ermittlungsarbeiten, der Charaktere und die Reaktionen der Verdächtigen sind kurzweilig beschrieben und lassen Rückschlüsse auf ostfriesische Eigenarten zu. Die Neugier des Lesers bei den Ermittlungen bis hin zu der Lösung der Fälle wird durch alle Romane mitgetragen.

Empfehlung: Unterhaltung und Lesevergnügen nicht nur für den Nordseeurlauber


Th. J. Reisdorf
Noch mehr Friesenmorde
Drei Krimis in einem Band
Bastei-Lübbe Verlag, 1995