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REZENSION/142: Thierry Meyssan - Der inszenierte Terrorismus (SB)


Thierry Meyssan


11. September - Der inszenierte Terrorismus

Auftakt zum Weltenbrand? - "Kein Flugzeug traf das Pentagon"



Eineinhalb Jahre nach den Schreckensereignissen des 11. September 2001 herrschen weltweit - abseits der großen Medienkonzerne und der amtlichen Verlautbarungen - nicht unerhebliche Zweifel an der offiziellen Version der Flugzeuganschläge auf das New Yorker World Trade Center und das Arlingtoner Pentagon. Immer mehr erhärtet sich der Verdacht, die Regierung von George W. Bush sei entweder passiv - die sogenannte "Let It Happen On Purpose"- oder LIHOP-Theorie - oder aktiv an den Anschlägen beteiligt gewesen. Für beide Interpretationen sprechen das unerklärliche "Versagen" der nordamerikanischen Luftraumverteidigung NORAD, die mysteriöse Vereitelung zahlreicher Ermittlungen des FBI gegen arabische Flugschüler und andere der islamistischen Szene nahestehende, verdächtige Personen in den USA in den Wochen und Monaten vor den Anschlägen sowie die Tatsache, daß die Bush-Regierung von mehreren befreundeten ausländischen Geheimdiensten vor einem Großanschlag auf den zivilen Luftverkehr der USA selbst gewarnt worden war. Wie man weiß, benutzte US-Justizminister John Ashcroft ab Mitte des Sommers nur Regierungsflugzeuge und reiste mit keiner regulären Passagiermaschine mehr, während sich Bush jun. ungewöhnlich lange fernab von Washington auf seinem Ranch in Texas aufhielt.

Der Umstand des wachsenden Zweifels hängt mit den unzähligen Umgereimtheiten um den 11. September zusammen, die von einigen mutigen Autoren und Redaktionen aus der sogenannten alternativen Szene ausgearbeitet und hervorgehoben worden sind. Hierzu gehören unter anderen in den USA Jared Israel vom Emperor's Clothes, Michael Ruppert von From The Wilderness, Christopher Bollyn von American Free Press, Patrick Martin von der World Socialist Web Site und Carol Valentine von PublicAction.org, in Kanada Prof. Michael Chossudovsky vom Centre for Research on Globalisation, in Frankreich Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié mit dem Buch "Ben Laden: La verité interdite" über die "Die verbotene Wahrheit" der "Verstrickungen der USA mit Osama bin Laden" und Thierry Meyssan mit seinem Werk "L'Effroyable Imposture", zu deutsch "Der schreckliche Betrug", in Großbritannien Nafeez Mosaddeq Ahmed mit dem Buch "The War on Freedom: How and Why America was Attacked, September 11, 2001", zu deutsch "Der Krieg gegen die Freiheit: Wie und Warum Amerika am 11. September 2001 angegriffen wurde", und in Deutschland Matthias Bröckers mit seinem laufenden Fahndungsprotokoll für die Online- Zeitschrift Telepolis, aus dem im letzten Herbst das beim Verlag Zweitausendeins erschienene Buch "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9" hervorging. Letzteres liegt inzwischen in der 24. Auflage vor!

Im Nachbarland Frankreich machte Thierry Meyssans Enthüllungsbuch, dessen Grundthese darin besteht, daß hinter den Anschlägen vom 11. September auf das World Trade Center und das Pentagon nicht Osama bin Laden und dessen Al Kaida, sondern rücksichtslose Elemente innerhalb des Geheimdienst- und Militärapparates der USA stecken, nach seinem Erscheinen im letzten Frühjahr Furore. Bereits Anfang 2002 hatte der Menschenrechtler und Politikwissenschaftler Meyssan, Chefredakteur des linken Nachrichtenmagazins Maintenant ist, im Zusammenwirken mit der Gruppe um die beiden französischen Websites Reseauvoltaire.net und Asile.org mit seiner grundsätzlichen Infragestellung vor allem der offiziellen Version des Pentagon-Anschlages im Internet eine heftige Diskussion ausgelöst. Dort forderten Meyssan und Co. interessierte Besucher dazu auf, sich anhand der vom US- Verteidigungsministerium freigegebenen, in mehrfacher Ausführung präsentierten Bilder an der "Suche nach der Boeing" zu beteiligen. Mit dieser Aktion gelang es den französischen Anhängern Voltaires, eine klaffende Lücke in der regierungsamtlichen Verschwörungstheorie zum Pentagon-Anschlag aufzudecken: auf keinem einzigen der Bilder vom Unglücksort ist irgendein Teil des Flugs 077 von American Airlines zu sehen. Sollte sich die Passagiermaschine mit einer Länge von 47 Metern, einer Flügelspannweite von 38 Metern und einem Gewicht - vollbeladen wohlgemerkt - von 115 Tonnen in Luft aufgelöst haben? Hätten der Rumpf, der aus Alumium besteht, und die Motoren aus Stahl nicht das Abfackeln des Brennstoffs überstehen müssen?

Als Meyssan im letzten Frühjahr seine Recherche über die Hintergründe dessen, was er den "schrecklichen Betrug" genannt hat, veröffentlichte, wurde das Buch innerhalb von nur zwei Stunden mehr als 20.000mal verkauft und belegte wochenlang Platz eins der Bestsellerliste für Sachbücher in Frankreich. Ende des letzten Jahres ist der Überraschungserfolg in Deutschland vom Kasseler Verlag editio de facto unter dem Titel "11. September 2001 - Der Inszenierte Terrorismus/Auftakt zum Weltenbrand" erschienen. In dem Buch vertritt Autor Meyssan die These, wenn es am 11. September Flugzeugentführer gegeben hätte, dann höchstens als Bauernopfer, deren wichtigste Funktion darin bestanden hätte, daß man sie als Sündenböcke à la Lee Harvey Oswald der schockierten Weltöffentlichkeit präsentieren und diese damit zufrieden stellen konnte. Für Meyssan stellt der globale Antiterrorkrieg Washingtons also nichts anderes als ein gigantisches Täuschungsmanöver dar, mittels dessen die derzeitige militärische Überlegenheit der USA weltweit und dauerhaft gefestigt werden soll.

Meyssan weist auf jede Menge Widersprüche in der offiziellen Version der Ereignisse hin: die Schnelligkeit, mit der der US- Sicherheitsapparat den Vorfall aufgeklärt haben will, obwohl er davon angeblich "völlig überrascht" worden war; der verdächtig sprengungsähnliche Einsturz der WTC-Türme; die mangelnden Flugkünste der angeblichen "Todespiloten"; die bis heute unverständliche Zögerlichkeit, mit der NORAD und die US-Luftwaffe auf die bis dahin spektakulärste Flugzeugentführungsaktion der Geschichte Amerikas reagierten oder besser gesagt nicht reagierten; die zahlreichen Hinweise darauf, daß der Afghanistan-Krieg, gar der gesamte "globale Antiterrorkampf" Washingtons schon länger geplant war; u. v. m.

Im seinem Buch geht Meyssan auch auf das scheinbar längst vergessene Thema der sehr ungewöhnlichen Börsengeschäfte rund um den 11. September ein. In den Tagen vor den Flugzeuganschlägen war es bekanntlich zu auffällig hohen Bewegungen bei den Aktien der beiden Fluglinien American Airlines und United Airlines, derjenigen Geldhäuser, die Büros im World Trade Center hatten, sowie einiger großer Versicherungen gekommen. Als diese Tatsache wenige Tage nach den Anschlägen bekannt wurde, ging ein Aufschrei durch die Weltmedien angesichts der Vorstellung, Oberschurke Osama bin Laden und dessen Schattenarmee Al Kaida hätten von ihrem Mordhandwerk auch noch finanziell profitiert. Es wurden sofort weltweite Ermittlungen eingeleitet, anhand derer herausgefunden werden sollte, wer die verdächtigen Insider-Geschäfte betrieben hatte. Unter Verweis auf die Recherchen des ehemaligen US-Polizisten Michael Ruppert kommt Meyssan zu dem Ergebnis, daß die meisten verdächtigen sogenannten Put- Optionen vom dem der Deutschen Bank gehörigen New Yorker Finanzhaus Brown Brothers getätigt wurden, welches traditionell nicht nur der CIA, sondern auch der Bush-Familie nahesteht.

Für Thierry Meyssan stellt aber eines der allergrößten Rätsel jenes denkwürdigen Tags der Anschlag auf das Pentagon dar, dem im Vergleich zu den fernsehgerechten Ereignissen in Manhattan viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Er behauptet, daß in das US- Verteidigungsministerium kein Flugzeug - jedenfalls keine riesige Passagiermaschine - gestürzt ist, sondern daß dort ein Bombenanschlag verübt wurde. Meyssan verweist auf die Bilder der Schäden am Pentagon sowie die Fernsehaufnahmen von jenem Tag und stellt die ganz einfache Frage: Wo ist das Flugzeug abgeblieben? Im Vergleich zu anderen bekannten Unglücksstellen in der Geschichte der zivilen Luftfahrt - man denke an die Bilder von der Absturzstelle im schottischen Lockerbie im Jahre 1988 oder von der Bergung der vor Long Island in New York explodierten TWA 800 im Jahre 1996 - sind vor dem Pentagon überhaupt keine Flugzeugwrackteile zu sehen. Wieso nicht? Meyssan behauptet zudem, das Explosionsloch in der Seite des Pentagons sei zu klein, als daß eine ganze Boeing 757 samt Tragflächen darin hätte verschwinden können. Zum Beleg seiner These werden im Buch eine Reihe von Bildern vom Unglücksort präsentiert, auch das allererste Bild vom AP-Fotografen Tom Horan, auf dem die angekommenen Feuerwehrwagen, ein brennendes Pentagon, aber keine Boeing-Maschine oder auch nur ein Teil davon zu sehen sind. Des weiteren fügt Meyssan seinen Ausführungen eine Montage bei, auf der, von oben gesehen, der Umriß des Flugzeuges über das Bild des getroffenen Pentagon-Flügels gelegt wurde. Damit wird ersichtlich, daß höchstens der Bug in das entstandene Loch gepaßt hätte, die Flügel und der dahinterliegende Teil des Rumfes, wenn auch ausgebrannt, hätten eigentlich noch zu sehen gewesen sein müssen.

In seinem Buch nimmt Meyssan die Theorie, wonach die 19 "Schläfer" um Mohammed Atta in einer Art koordinierter Kamikaze-Aktion die Anschläge allein durchgeführt haben, dezidiert auseinander und entlarvt diese als "verrückte Lügengeschichte", als "Unsinn". Er geht detailliert auf den wenig überzeugenden Versuch der Verantwortlichen in Washington - in erster Linie der Stellvertretende Generalstabschef Luftwaffengeneral Richard Myers und Vizepräsident Dick Cheney -, das Versagen der Luftabwehr zu erklären, ein. Darüber hinaus führt er dem Leser die himmelschreiende Dürftigkeit und Widersprüchlichkeit der bislang gegen die mutmaßlichen Flugzeugentführer vorgebrachten "Beweise" wie den angeblichen "Abschiedsbrief" Attas vor Augen. Hierzu gehört die Tatsache, daß fünf der 19 "Selbstmordattentäter" heute noch wohlauf in der arabischen Welt leben.

In Frankreich und darüber hinaus hat der große Erfolg des im völligen Gegensatz zur offiziellen Legende vom 11. September als hinterhältiger Anschlag irgendwelcher fanatisierter Moslems stehenden Buchs Meyssans die Hüter des guten Geschmacks und Wächter der erlaubten öffentlichen Diskussion auf den Plan gerufen. Es bemühten sich alle großen französischen Blätter wie Le Figaro, Le Monde, Le Nouvel Observateur und Libération, die Thesen Meyssans als Spinnerei, welche die armen unschuldigen Opfer der Anschläge beleidige und die bösen "Terroristen" entlaste, abzutun. Und das, obwohl Libération und Le Monde mit ihrem Versuch, die offizielle Version des Pentagon- Anschlages doch noch zu belegen, selbst gescheitert sind. Für den peinlichen Mißerfolg machte damals Le Monde die Geheimniskrämerei Washingtons verantwortlich: "Es gibt keinen offiziellen Bericht über den Absturz. Der Mangel an Informationen ist es, welcher die Gerüchte nährt."

Sehr eindringlich räumt Meyssan mit der Legende vom zweiten "Pearl Harbor" auf und entlarvt die neue säkulare Religion des Westens vom "heiligen", niemals endenden "Kampf gegen den Terror" als verlogene wie durchsichtige Ideologie, welche das Ende der Demokratie - Stichwort PATRIOT-Gesetz in den USA - und einen permanenten Krieg der reichen Industrienationen gegen die Verdammten der Erde einzuleiten droht. Meyssan sieht den 11. September in einer Linie mit dem Lastwagenbombenanschlägen von 1993 auf das World Trade Center und von 1995 auf das Murrah-Gebäude in Oklahoma - beides Anschläge, bei denen die US-Behörden eine zwielichtige Rolle spielten.

Meyssan weist zudem auf die Kontinuität zwischen den Planern der berüchtigten Geheimoperation "Northwoods" und der heutigen Führung im Pentagon hin. Die 1962 im Auftrag der Vereinigten Stabschefs der USA entworfene Operation Northwoods sah die Inszenierung von tödlichen Terroranschlägen - darunter auch den Abschuß von amerikanischen Passagiermaschinen - vor, für die man das Kuba Fidel Castros verantwortlich machen und in der Folge mit Krieg überziehen wollte. Doch US-Präsident John F. Kennedy weigerte sich, dem teuflischen Plan zuzustimmen - was ihn womöglich das Leben kostete. Der Architekt des damaligen Plans, der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, General Lyman L. Lemnitzer, hat 1975 auf Drängen der Regierung Gerald Fords, in der sowohl Dick Cheney als auch Donald Rumsfeld wichtige Posten bekleideten, das berüchtigte Committee on Present Danger (CPD) mitgegründet, das bis in die Ära Ronald Reagans hinein durch rabiate Forderungen nach höheren amerikanischen Rüstungsausgaben zur Niederringung der Sowjetunion von sich reden machte. In diesem Komitee dienten bekanntlich auch die beiden Israel-Freunde und Chefideologen des "globalen Antiterrorkrieges", der heutige Rumsfeld- Vize Paul Wolfowitz und der Bush-Berater Richard "Fürst der Finsternis" Perle. Aus deren größenwahnsinnigen Schriften wird im Meyssan-Buch aus gutem Grund häufiger zitiert.

Als alternative technische Erklärung für die Ereignisse des 11. Septembers bringt Thierry Meyssan den Einsatz von ferngesteuerten Flugzeugen des US-Militärs ins Spiel - ein Szenario, welches vor dem Hintergrund der vom Rüstungskonzern Northrop Grumman entwickelten Technologie "Global Hawk" plausibel erscheint. In diesem Zusammenhang weist Meyssan auf verdächtige Äußerungen Bruce Hoffmans, des Vizepräsidenten der RAND Corporation, jener mit dem militärisch- industriellen Komplex Amerikas aufs Engste verbundenen und daher vielleicht bedeutendsten Denkfabrik der Welt, hin. Kurz nach den Anschlägen erklärte Hoffman anläßlich einer Anhörung des Repräsentantenhauses, für ihn seien die Flugzeuganschläge "unvorstellbar" gewesen. Tatsächlich aber hatte derselbe Hoffman auf einer Konferenz im März 2001 vor hohen Offizieren der US-Luftwaffe genau den eingetretenen Vorfall beschrieben. Unter Verweis auf den ersten WTC-Anschlag von 1993 entwarf der stellvetretende RAND-Chef das Szenario eines erneuten Angriffs auf die Zwillingstürme und erwähnte dabei ausdrücklich den möglichen Einsatz von Drohnen durch das Al-Kaida-"Netzwerk" Bin Ladens.

Als Gegenmittel gegen die staatlich verordnete Hysterie um mögliche ABC-Anschläge "der Bösen" auf die angeblich menschenfreundlichen westlichen Industrienationen eignet sich das Buch "Der inszenierte Terrorismus" von Thierry Meyssan vorzüglich - auch wenn dessen These, die Anschläge vom 11. September seien ein "Ultimatum" dunkler Kräfte an George W. Bush gewesen, nicht besonders plausibel wirkt. Sollten die Anschläge tatsächlich das Werk von Insidern gewesen sein, dann war sicherlich der Sproß des mächtigen Bush-Clans, dessen eigener Vater nicht nur Präsident, sondern auch CIA-Chef war, eingeweiht. An der deutschen Fassung dieses hochinteressanten Sachbuches sind nur die häufigen, der Seriosität abträglichen Rechtschreibfehler - wovon "Operation Mangoose" anstelle von "Operation Mongoose" der schwerwiegendste ist - zu kritisieren.

20. Januar 2003


Thierry Meyssan
11. September 2001 - Der Inszenierte Terrorismus/Auftakt zum Weltenbrand
"Kein Flugzeug traf das Pentagon!"
editio de facto, Kassel, 2002
240 Seiten, 18 Euro,
ISBN 3-9808561-0-0