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AFRIKA/189: Flüchtlingskrise am Horn von Afrika (ai journal)


amnesty journal 10/11/2011 - Das Magazin für die Menschenrechte

SOMALIA/KENIA

Flüchtlingskrise am Horn von Afrika


Bereits in den vergangenen 20 Jahren sind über 800.000 Somalier in die Nachbarländer geflüchtet. Wegen einer Hungersnot stieg in den vergangenen Wochen die Zahl somalischer Flüchtlinge in Kenia und Äthiopien noch einmal dramatisch an. Die Hauptlast trägt Kenia: In den Flüchtlingslagern im kenianischen Dadaab leben rund 470.000 Menschen und es werden täglich mehr. Allein seit Juni sind über 100.000 neue somalische Flüchtlinge in Kenia eingetroffen.

Dadaab, Anfang der neunziger Jahre erbaut, besteht aus den drei Lagern Ifo, Dagahaley und Hagadera und ist ausgelegt für die Aufnahme von rund 90.000 Flüchtlingen. Seit Bestehen des Camps wurde diese Zahl stets überschritten. Täglich kommen dort rund 1.300 neue Flüchtlinge an. Die ohnehin schon angespannte Situation in den Flüchtlingslagern führt durch den fortgesetzten Zustrom von noch mehr Menschen zu Engpässen in der medizinischen Versorgung, bei der Nahrungsmittelausgabe und bei den sanitären Einrichtungen.

Inzwischen wurde eine Erweiterung des Ifo-Lagers eröffnet, um jenen Flüchtlingen eine Unterkunftsmöglichkeit zu bieten, die wegen der Überfüllung nur noch außerhalb der Lager Platz fanden. Bis Ende November soll zudem ein viertes Flüchtlingslager in Dadaab fertiggestellt werden, das über 90.000 Menschen Platz bieten soll. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat bereits damit begonnen, Flüchtlinge dort unterzubringen, um die drei anderen überfüllten Lager zu entlasten.

Trotz der politischen Krise im Nachbarland entschied die kenianische Regierung im Jahr 2007, die Grenze zu Somalia und das an der Grenze liegende Transitcenter in Liboi zu schließen. In der Einrichtung wurden bis dahin alle Flüchtlinge registriert, medizinisch untersucht und geimpft. Mangelnde Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft mag ein Grund dafür gewesen sein, dass die Grenze und das Transitcenter in Liboi geschlossen wurden.

Zudem wurden im vergangenen Jahr trotz des Bürgerkrieges mehrfach somalische Asylbewerber in ihr Herkunftsland abgeschoben. Allein Anfang November 2010 wurden 8.000 Somalier von Kenia abgeschoben. Doch auch Großbritannien, Kanada, die Niederlande und Schweden haben Versuche unternommen, Flüchtlinge nach Somalia abzuschieben.


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Quelle:
amnesty journal, Oktober/November 2011, S. 14
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2011