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AKTION/1471: Urgent Action - Kolumbien, Drohungen von Paramilitärs


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-103/2013, AI-Index: AMR 23/017/2013, Datum: 19. April 2013 - ek

Kolumbien
Drohungen von Paramilitärs



Familien von El Tamarindo

Bewaffnete, aller Wahrscheinlichkeit nach Paramilitärs, haben einen Landrechtsaktivisten in Nordkolumbien erschossen und drohen nun den Angehörigen kleinbäuerlicher Gemeinschaften mit dem Tod, die versuchen ihre Landrechte geltend zu machen.

Landrechtsaktivist und Mitglied des Landarbeiterverbands (Asociacíon Trabajadores del Campo - ASOTRACAMPO), Narciso Enrique Tehrán Mejía, ist am 12. April bei sich zu Hause in El Tamarindo erschossen worden. Laut Angaben der Polizei wurde er mit einer Pistole mit Schalldämpfer getötet. Sein Vater Narciso Tehrán Maldonado ist Vize-Präsident von ASOTRACAMPO. Der Verband vertritt über 130 Familien, die seit 2001 friedlich einen Teil der Farm El Tamarindo besetzen.

Die in El Tamarindo lebenden Kleinbauernfamilien haben mehrfach Morddrohungen von paramilitärischen Gruppen in diesem Gebiet erhalten. Bei dem Versuch, einen Räumungsbefehl zur Vertreibung von Kleinbauerngemeinschaften am 28. Januar 2012 durchzusetzen, setzten die lokalen Zivilbehörden Sicherheitskräfte ein. Grundlage der Räumungsbefehle waren wirtschaftliche Interessen. Ein Unternehmen erhob Besitzansprüche auf das Grundstück. Lokale Paramilitärs bedrohten die Kleinbauerngemeinschaften während des Räumungsversuches; dieser blieb jedoch erfolglos.

Ein Paramilitär drohte einem Kleinbauern von El Tamarindo am 9. April, er solle das Gebiet verlassen: "Du wirst diesen Ort verlassen, ob du willst oder nicht. Dieses Land hat einen Besitzer." (Saldrán de aquí a las buenas o a las malas, estas tierras tienen su dueño).


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Etwa 135 Familien, die gewaltsam aus ihrem Zuhause in den Gemeinden Córdoba, Magdalena und Cesar vertrieben worden waren, besetzten 2001 120 Hektar der verlassenen Farm El Tamarindo im Department Atlántico. 2007 verkündeten die Behörden des Departamentos, dass eine Freihandelszone in einem Gebiet errichtet würde, das auch die Farm El Tamarindo einschließt. 2008 leitete ein lokales Unternehmen rechtliche Verfahren zur Beanspruchung des Landes ein. Im Laufe des schon seit Jahrzehnten währenden bewaffneten Konflikts sind Millionen Hektar Land geraubt worden. Dies geschah häufig unter Einsatz von Gewalt gegen die rechtmäßigen EigentümerInnen, insbesondere indigene, afrokolumbianische und Kleinbauerngemeinschaften. Die verschiedenen Konfliktparteien - Guerillagruppen sowie Paramilitärs und Sicherheitskräfte, die entweder allein oder im Einvernehmen miteinander handeln - haben mehr als fünf Millionen Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben. SprecherInnen der vertriebenen Gemeinschaften und Menschen, die sich für die Rückgabe des gestohlenen Landes einsetzen, werden bedroht und getötet, insbesondere seit das Gesetz 1448 (Opfer und Landrückgabegesetz) im Juni 2011 verabschiedet wurde und Anfang 2012 in Kraft trat. Dieses Gesetz erkennt das Bestehen eines bewaffneten Konflikts im Land an und auch das Recht der Opfer. Es stellt vielen Überlebenden von Menschenrechtsverletzungen, auch denen, die von Angehörigen der Behörden begangen wurden, Entschädigungen bereit. Doch viele andere Betroffene des Konflikts werden von Entschädigungsforderungen ausgenommen, obwohl bedeutende Größen gestohlenen Landes vielleicht nicht an die rechtmäßigen EigentümerInnen zurückgegeben werden. Es fehlt auch an Schutzmaßnahmen für diejenigen, die ihr Land zurückerhalten haben. Sie sollten nicht gezwungen werden, die Kontrolle über dieses Land erneut denjenigen zu übergeben, die sie zuvor vertrieben haben. Im vergangenen Jahr sind viele, die für die Rückgabe von Land eintreten, bedroht oder getötet worden. Dies könnte die Umsetzung des Gesetzes beeinträchtigen.

Am 9. April 2013, nur wenige Tage vor dem Mord in El Tamarindo, wurde Elver Cordero Oviedo vom Runden Tisch der Betroffenen von Valencia im Departmet Córdoba in Valencia getötet. Er war auf dem Weg zu einem lokalen Friedensmarsch, als ihn zwei Männer auf Motorrädern erschossen.


BITTE SCHREIBEN SIE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte sie, den Schutz der Familien in El Tamarindo in strikter Absprache mit ihnen sicherzustellen.
  • Leiten Sie bitte eine vollständige und unabhängige Untersuchung der Morddrohungen gegen die Familien ein. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass Kolumbien Vertragsstaat der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern aus dem Jahr 1998 ist und Sie somit die Pflicht haben, MenschenrechtlerInnen zu schützen.
  • Zudem fordere ich Sie auf, entsprechend der von der UN wiederholt ausgesprochenen Empfehlungen Maßnahmen zur Auflösung der paramilitärischen Gruppen zu ergreifen und ihre Verbindungen zu den kolumbianischen Sicherheitskräften zu lösen.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

LANDWIRTSCHAFTSMINISTER
Señor Juan Camilo Restrepo
Ministerio de Agricultura y Desarrollo Rural, Carrera 8 No.12B-31,
Piso 5,
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister/ Estimado Sr. Ministro / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: despachoministro@ minagricultura.gov.co


KOPIEN AN

NICHTREGIERUNGSORGANISATION
Comisión Intereclesial Justicia y Paz,
Calle 61A, No. 17-26
Bogotá,
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. Mai 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the authorities to guarantee the safety of the families of El Tamarindo, in strict accordance with their wishes;
  • Urging them to order full and impartial investigations into the death threats received by the families, publish the results and bring those responsible to justice;
  • Reminding them to fulfil their obligations set out in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders;
  • Reminding them to take action against paramilitary forces and break any links between them and the security forces, in line with repeated UN recommendations.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-103/2013, AI-Index: AMR 23/017/2013, Datum: 19. April 2013 - ek
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2013