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AKTION/1521: Urgent Action - Syrien, Ehrenamtler ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-156/2013, AI-Index: MDE 24/033/2013, Datum: 21. Juni 2013 - ek

Syrien
Ehrenamtler ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft



SUHAIB HASSAN SWAIDAN, 21 Jahre
ABDULLAH HASSAN SWAIDAN, 27 Jahre

Der bahrainische Student Suhaib Hassan Swaidan ist am 23. Mai festgenommen worden, als er gerade ehrenamtlich in einem Rettungsteam des syrisch-arabischen Roten Halbmonds arbeitete. Er befindet sich seitdem ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft. Sein Bruder, Abdullah Hassan Swaidan, wurde bereits am 9. Mai festgenommen und wird seither ebenfalls ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten. Der Aufenthaltsort beider Männer ist unbekannt.

Berichten zufolge ist der Wirtschaftsstudent Suhaib Swaidan in seiner Heimatstadt Homs im Westen von Syrien festgenommen worden, als der Rettungswagen, in dem er arbeitete, an einem Kontrollpunkt der syrischen Armee angehalten wurde. Den Amnesty International vorliegenden Berichten zufolge wurden keine Gründe für Suhaib Swaidans Festnahme genannt und die Soldaten legten auch keinen Haftbefehl vor.

Ein freigelassener Gefangener sagte später, dass er Suhaib Swaidan im Gewahrsam des militärischen Geheimdienstes in Homs gesehen und er seelisch verstört gewirkt habe. Allem Anschein nach ist Suhaib Swaidan zum Schmuggel von Waffen in Rettungswagen verhört worden. Örtliche Kontakte berichten, ein Angehöriger von Suhaib Swaidans Familie habe das Büro des militärischen Geheimdienstes in Homs aufgesucht und sei darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass Suhaib Swaidan und sein Bruder, Abdullah Swaidan - der am 9. Mai auf dem Weg nach Damaskus "verschwand" - aufgrund von Vorwürfen im Zusammenhang mit Protesten und der Zerstörung von Verkehrsampeln festgehalten würden. Dem Angehörigen wurde nicht gestattet, die Brüder zu sehen oder in anderer Weise mit einem von ihnen in Kontakt zu treten. Amnesty International wurde berichtet, dass die Familie seit der Festnahme nichts mehr von den beiden Männern gehört habe und es unklar sei, wo die beiden derzeit festgehalten werden. Kontakte vor Ort sind der Ansicht, dass die Anklagepunkte gegen die beiden Männer jeder Grundlage entbehren. Ihnen ist auch nicht bekannt, dass die Brüder in der Vergangenheit an Demonstrationen teilgenommen oder irgendwelche Verkehrsampeln zerstört haben.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Suhaib Swaidan arbeitet ehrenamtlich beim syrisch-arabischen Roten Halbmond, der Teil der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften ist, und leitet seit 2011 eine Erste-Hilfe-Einheit. Er arbeitet außerdem im Personalbüro des syrisch-arabischen Roten Halbmonds in Homs. Suhaib Swaidan erlitt in der Vergangenheit bei der Ausführung seiner medizinischen Arbeit Verletzungen. Die erste Verletzung zog er sich 2011 in Homs zu, als ihn Granatsplitter einer von syrischen Sicherheitskräften abgeworfenen Granate am Nacken trafen. Die zweite Verletzung erlitt er Anfang 2012 während eines Erste-Hilfe-Einsatzes, als eine Kugel seinen Oberschenkel durchbohrte.

Sein 27-jähriger Bruder Abdullah Swaidan studiert im fünften Jahr Architektur und "verschwand" auf dem Weg nach Damaskus, wo er seine Abschlussarbeit drucken lassen wollte. Kontakte in Syrien berichteten Amnesty International, dass die Umstände seiner Festnahme erst bekannt wurden, als ein Familienmitglied das Busunternehmen kontaktierte, um Näheres zum Schicksal und Aufenthaltsort von Abdullah Swaidan zu erfahren. Das Familienmitglied erfuhr dem Vernehmen nach von einem Mitarbeiter des Busunternehmens, dass Abdullah Swaidan an einem Kontrollpunkt auf dem Weg nach Damaskus festgenommen worden war.

Amnesty International hat in der Vergangenheit durch Sicherheitskräfte der Regierung oder regierungstreue Gruppierungen an verletzten Personen und Gesundheitspersonal begangene Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Viele der Betroffenen hatten verletzte Personen behandelt, ohne die Behörden zu informieren und damit versucht, ihre PatientInnen vor einer Festnahme oder vor möglicher Folter zu schützen,. Weitere englischsprachige Informationen zum Thema finden Sie in dem Bericht Health crisis: Syrian government targets the wounded and health workers vom Oktober 2011, online unter
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/059/2011/en

Weitere Informationen über die weitverbreitete Folter und andere Misshandlungen in syrischen Hafteinrichtungen finden Sie in dem Artikel Systematische Folter in Syrien, online unter
http://www.amnesty.de/presse/2012/3/14/systematische-folter-syrien

Amnesty International liegen die Namen von über 1.000 Menschen vor, die seit Beginn der Unruhen in Gewahrsam der syrischen Sicherheitskräfte zu Tode gekommen sind. Weitere englischsprachige Informationen finden Sie in dem Bericht Deadly detention: Deaths in custody amid popular protest in Syria vom 31. August 2011, online unter
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/035/2011/en


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, den Verbleib und das Schicksal von Suhaib Swaidan und Abdullah Swaidan bekanntzugeben und den beiden Männern sofort Zugang zu ihren Familien, Rechtsbeiständen und jeglicher benötigter medizinischer Versorgung zu gewähren.
  • Stellen Sie sicher, dass die beiden Männer weder gefoltert noch anderweitig misshandelt werden.
  • Ich bitte Sie zudem eindringlich um die Klärung des rechtlichen Status' von Suhaib und Abdullah Swaidan. Lassen Sie die beiden Männer bitte umgehend frei, es sei denn, sie werden einer international anerkannten Straftat angeklagt und gemäß internationalen Standards für einen fairen Prozesse vor Gericht gestellt.

APPELLE AN

STAATSPRÄSIDENT
Bashar al-Assad
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 332 3410 (Bitte sagen Sie "Fax")
(Briefe werden derzeit nicht zugestellt. Bitte nur Faxe schicken!)

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Brigadier General Fahd Jassem al-Freij
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 223 7842 oder (00 963) 11 666 2460
(Bitte sagen Sie "Fax") (Briefe werden derzeit nicht zugestellt.
Bitte nur Faxe schicken!)

AUSSENMINISTER
Walid al-Mu'allim
Ministry of Foreign Affairs
al-Rashid Street
Damascus, Syrian Arab Republic
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 214 6253


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK SYRIEN
Frau Abir Jarf
Geschäftsträgerin a. i., Gesandte - Botschaftsrätin
Rauchstr. 25, 10787 Berlin
Fax: 030-5017 7311
E-Mail: info@syrianembassy.de
press@syrianembassy.de
secretary@syrianembassy.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. August 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the Syrian authorities to reveal the whereabouts of the two men, grant them immediate access to their family, lawyer and any medical attention they may need.
  • Urging the Syrian authorities to ensure that the two men are protected from torture or other ill-treatment.
  • Asking for clarification of Suhaib and Abdullah Swaidan's legal status, and calling on the authorities to release them if they are not to be charged with an internationally recognizable criminal offence, and tried according to international fair trial standards.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN - FORTSETZUNG

Die Mehrzahl der von Amnesty International dokumentierten Menschenrechtsverletzungen wurde von den Streitkräften und Milizen der als Shabiha bekannten regierungstreuen Gruppierungen begangen. Doch auch bewaffnete Oppositionskräfte haben sich Menschenrechtsverstößen schuldig gemacht, darunter der Folterung und Tötung gefangengenommener Angehöriger der Armee und der Shabiha sowie auch der Entführung und Tötung tatsächlicher und vermeintlicher RegierungsanhängerInnen und -unterstützerInnen. Außerdem versuchten sie durch die Geiselnahme von Zivilpersonen Gefangenenaustausche herbeizuführen. Amnesty International verurteilt diese Menschenrechtsverstöße scharf und hat die Führungsebene sämtlicher in Syrien operierender bewaffneter Oppositionsgruppen dazu aufgerufen, derartige Handlungen in einer öffentlichen Bekanntmachung zu verbieten und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit oppositionelle Gruppen keine Menschenrechtsverstöße mehr begehen. Lesen Sie hierzu den Bericht Syria: Summary killings and other abuses by armed opposition groups vom 14. März 2013, online unter
http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE24/008/2013/en/8d527c4e-2aff-4311-bad8-d63dbc97c96a/mde240082013en.html

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-156/2013, AI-Index: MDE 24/033/2013, Datum: 21. Juni 2013 - ek
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2013