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AKTION/1580: Urgent Action - Kolumbien, Paramilitärs drohen mit Mord und Vertreibung


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-247/2013, AI-Index: AMR 23/041/2013, Datum: 13. September 2013 - dw

Kolumbien
Paramilitärs drohen mit Mord und Vertreibung



ANGEHÖRIGE DER AFRO-KOLUMBIANISCHEN GEMEINSCHAFT DER CACARICA-FLUSSREGION

Paramilitärs drohen damit, Angehörige der afro-kolumbianischen Gemeinschaft in der Cacarica-Flussregion im Nordosten Kolumbiens zu töten. Die Gemeinschaft befindet sich in unmittelbarer Gefahr, vertrieben zu werden.

Am 12. September erreichten Paramilitärs die Umgebung von Bijao und El Limón sowie die beiden humanitären Schutzzonen (Zonas Humanitarias) Nueva Vida und Nueva Esperanza en Dios in der Cacarica-Flussregion der Bezirkshauptstadt Ríosucio im Departemento Chocó. Paramilitärs haben angegeben, in Besitz einer Liste von Namen von GemeinschaftssprecherInnen zu sein, die ihrer Ansicht nach mit Guerillaeinheiten kollaborieren. Personen, die von Sicherheitskräften oder Paramilitärs in Kolumbien als Guerillakollaborateure bezeichnet werden, werden oft zu Opfern von Menschenrechtsverletzungen. Dazu gehören Drohungen, Verschwindenlassen, Vertreibungen und außergerichtliche Hinrichtungen.

Am 3. September machte sich eine große Gruppe von Paramilitärs aus dem Verwaltungsbezirk Unguía im Departamento Chocó zum Fluss Cacarica auf, um den dortigen BewohnerInnen eine "Lektion zu erteilen". Diesem Vorfall waren Zeugenaussagen vorausgegangen, wonach rund 100 Paramilitärs beim Besteigen mindestens eines Bootes im Hafen der Stadt Turbo im benachbarten Departamento Antioquia gesehen worden waren. In dieser Gegend herrscht durchgängig eine hohe Polizeipräsenz. Am 9. September erreichten Paramilitärs die Cacarica-Flussregion und durchquerten dabei das Gebiet Puente América. An diesem Ort finden regelmäßig Kontrollen durch die Armee statt. Als die Paramilitärs in dieses Gebiet kamen, war dieser Kontrollpunkt jedoch entfernt worden.

Die kolumbianische Regierung ist auf das jüngste Vorgehen der Paramilitärs aufmerksam gemacht worden, hat aber bislang keine entscheidenden Schritte eingeleitet, um ihnen entgegenzutreten. Paramilitärische Kräfte zeigen seit Jahren eine hohe Präsenz im Norden des Departamento Chocó und arbeiten eng mit der 17. Brigade der kolumbianischen Streitkräfte zusammen. Kolumbianische Menschenrechtsorganisationen und internationale NGOs verurteilen diese Zusammenarbeit bereits seit den neunziger Jahren.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Mehr als 3000 Angehörige der afro-kolumbianischen Gemeinschaft in der Cacarica-Flussregion wurden im Zuge der von der 17. Brigade koordinierten "Operation Génesis" im Februar 1997 von Paramilitärs vertrieben. Der Großteil der Vertriebenen begann Anfang der 2000-Jahre, wieder in die Cacarica-Flussregion zurückzukehren, nachdem sie mehrere Jahre in der Gemeinde Turbo im Departamento Antioquia und anderen Gebieten verbracht hatten.

Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, die aufgrund der andauernden Morddrohungen und Menschenrechtsverletzungen der Sicherheitskräfte und Paramilitärs gefährdet ist, gründeten die Angehörigen der betroffenen Gemeinschaften die beiden humanitären Schutzzonen (Zonas Humanitarias) Nueva Vida und Nueva Esperanza en Dios. Sie bestehen auf ihr Recht, als Zivilpersonen nicht in den Konflikt hineingezogen zu werden.

Seit ihrer Rückkehr nach Cacarica in den frühen 2000-er Jahren ist die afro-kolumbianische Gemeinschaft immer wieder Morddrohungen und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Die jüngsten Drohungen und Menschenrechtsverletzungen stehen im Zusammenhang mit einer Anhörung im Verfahren zur "Operación Génesis" vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (Inter-American Court of Human Rights - IACtHR) im April 2013. Die paramilitärischen Einsätze finden darüber hinaus zu einer Zeit statt, in der die afro-kolumbianische Gemeinschaft für ihre Rechte angesichts der wirtschaftlichen Interessen eintritt, die mit der Rohstoffgewinnung und Infrastrukturprojekten zusammenhängen.

In dem seit langem andauernden bewaffneten Konflikt in Kolumbien bezeichnen Sicherheitskräfte und Paramilitärs Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Organisationen häufig als KollaborateurInnen oder UnterstützerInnen von Guerillagruppen. In der Folge werden sie häufig bedroht, entführt oder getötet. Auch Guerillagruppen haben jedoch schon mehrere MenschenrechtsverteidigerInnen bedroht oder getötet, da sie der Ansicht waren, diese würden mit ihren GegnerInnen zusammenarbeiten.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin aufgrund der Drohungen und der hohen Präsenz von Paramilitärs in der Cacarica-Flussregion sehr besorgt um die Sicherheit der afro-kolumbianischen Gemeinschaften des Gebiets und deren SprecherInnen.
  • Leiten Sie bitte in Absprache mit den Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für sie ein. Des Weiteren bitte ich Sie, eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Drohungen und der Präsenz der Paramilitärs durchzuführen.
  • Leiten Sie sofortige Maßnahmen ein, um paramilitärische Gruppen sowie deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften entsprechend den Zusagen Ihrer Regierung und in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Vereinten Nationen und anderen zwischenstaatlichen Organisationen aufzulösen.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26, Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Juan Carlos Pinzón
Ministerio de Defensa
Carrera 54, no.26-29
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister Pinzón/
Sr. Ministro Pinzón / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 266 1003


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Comisión Intereclesial de Justicia y Paz
Calle 61ª
No. 17-26
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 25. Oktober 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Expressing concern for the Afro-descendants of the Cacarica River Basin, including their leaders, given the threats against the community and the incursion of a large number of paramilitaries into the area.
  • Urging the authorities to implement protection measures in strict accordance with the wishes of those threatened, and order full and impartial investigations into these threats and the presence of paramilitaries.
  • Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-247/2013, AI-Index: AMR 23/041/2013, Datum: 13. September 2013 - dw
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2013