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AKTION/1645: Urgent Action - El Salvador, Angriff auf Büro einer Menschenrechtsorganisation


ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-314/2013, AI-Index: AMR 29/011/2013, Datum: 18. November 2013 - mr

El Salvador
Angriff auf Büro einer Menschenrechtsorganisation



MITARBEITERiNNEN VON PRO-BÚSQUEDA (Namen sind Amnesty International bekannt)

Das Büro der Menschenrechtsorganisation Pro-Búsqueda in San Salvador ist am 14. November überfallen worden. Bewaffnete Angreifer hielten drei MitarbeiterInnen in ihrer Gewalt, während sie wichtige Unterlagen in Brand steckten und Computer mit vertraulichen Daten zu Gerichtsverfahren entwendeten.

Um 4.45 Uhr griffen drei bewaffnete Männer den Fahrer von Pro- Búsqueda an, als er gerade seinen Wagen geparkt hatte, um in das Büro der Organisation zu gehen. Die Angreifer warfen den Fahrer zu Boden, hielten ihm eine Schusswaffe an den Hals und drohten, ihn zu töten. Dann verschafften sich die drei Männer Zugang zum Gebäude, indem sie den Fahrer zwangen, sich dem Wachmann gegenüber zu identifizieren. Einmal im Gebäude fanden die Angreifer außer dem Wachmann auch den Vorstandsvorsitzenden der Organisation vor. Sie fesselten beiden die Hände auf dem Rücken.

Zwei der Angreifer gingen von Raum zu Raum und brachen Schränke auf. Sie nahmen Laptops und Computer mit, und das Ganze wirkte wie der gezielte Versuch, Informationen im Zusammenhang mit der Arbeit der Organisation habhaft zu werden. Pro-Búsqueda teilte Amnesty International mit, dass die gestohlenen Computer verfahrensrelevante Daten zu drei vor dem Obersten Gerichtshof anhängigen Fällen von Verschwindenlassen enthielten. In einem der Fälle war eine Anhörung auf den 11. November anberaumt, an der Angehörige des Militärs teilnehmen sollten, die jedoch nicht erschienen.

Ehe die Angreifer das Gebäude etwa eine halbe Stunde später verließen, übergossen sie drei Aktenschränke mit Benzin und steckten sie in Brand. Pro-Búsqueda teilte Amnesty International mit, dass die bei der Brandstiftung vernichteten Unterlagen Einzelheiten ihrer Recherche zu "verschwundenen" Kindern und ihren Familien seit 1994 enthielten. Es gibt keine digitalen Sicherungskopien dieser Dokumente, daher ist ein beträchtlicher Anteil der Arbeit der Organisation gewaltsam vernichtet worden. Wenige Stunden später, gegen 7 Uhr, soll eine Mitarbeiterin von Pro-Búsqueda in San Salvador von einem Auto und zwei Personen zu Fuß verfolgt worden sein, als sie sich auf dem Weg zur Arbeit befand. MitarbeiterInnen von Pro-Búsqueda gehen mit Sorge davon aus, dass der Einbruch mit der Absicht verübt wurde, die zwanzigjährige Arbeit der Organisation mit Angehörigen von "Verschwundenen" zu schädigen. Es besteht darüber hinaus Sorge um die Sicherheit der MitarbeiterInnen.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Pro-Búsqueda ist eine angesehene salvadorianische Menschenrechtsorganisation, die sich darum bemüht, Kinder ausfindig zu machen, die in den Jahren des bewaffneten Konflikts (1980-1992) "verschwanden". Die Organisation besteht aus mehr als 860 Familien, die ihre vermissten Kinder suchen, sowie einem aus Angehörigen und ehemaligen "Verschwundenen" bestehenden geschäftsführenden Komitee, das die Arbeit der Organisation leitet.

Seit Beginn der Arbeit 1994 hat Pro-Búsqueda 384 vermisste Kinder aufspüren können, 235 von ihnen konnten wieder mit ihren Herkunftsfamilien zusammengeführt werden.

Die Arbeit von Pro-Búsqueda umfasst die Untersuchung individueller Fälle, Einreichung beim inter-amerikanischen Menschenrechtssystem, psychologische Unterstützung der Angehörigen und ehemaligen "verschwundenen" Kinder und politische Lobbyarbeit. In den vergangenen Jahren war Pro-Búsqueda maßgeblich an dem Erwirken von Urteilen vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte beteiligt, 2005 im Fall der Schwestern Serrano Cruz und 2011 im Fall der Contreras-Kinder und andere.


SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS, FAXE, LUFTPOSTBRIEFE ODER TWITTERNACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie nachdrücklich, eine umfassende, unparteiische und unabhängige Untersuchung des Angriffs gegen MitarbeiterInnen von Pro-Búsqueda und dem Einbruch in ihr Büro zu untersuchen, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
  • Bitte sorgen Sie dafür, dass alle MitarbeiterInnen der Menschenrechtsorganisation Pro-Búsqueda in Absprache mit ihnen umfassend und angemessen geschützt werden.

APPELLE AN

GENERALSTAATSANWALT
Luís Martínez
Fiscalía General de la República
Calle Cortez Blanco Poniente, #20
Urbanización Madre Selva 3
Antiguo Cuscatlán
La Libertad
San Salvador
EL SALVADOR
(Anrede: Dear Attorney General / Estimado Sr. Fiscal / Sehr geehrter
Herr Generalsstaatsanwalt)
Fax: (00 503) 2246 4950
E-Mail: fiscalgeneral@fgr.gob.sv

POLIZEIPRÄSIDENT
Ing. Rigoberto Trinidad Pleités Sandoval
Policia Nacional Civil
6a Calle Oriente #42
entre 8a y 10a Ave. Sur Barrio La Vega
San Salvador, EL SALVADOR
(Anrede: Dear Sir / Estimado Sr Pleités Sandoval / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident)
Fax: (00 503) 2527 1145
Twitter: @ComunicacionPNC


KOPIEN AN

PRO-BÚSQUEDA
Colonia Buenos Aires 4
Av. Santa Monica, Casa 10
San Salvador
EL SALVADOR
Fax: (00 503) 2235 1039
E-Mail: info@probusqueda.org.sv

BOTSCHAFT DER REPUBLIK EL SALVADOR
I.E. Frau Anita Cristina Escher Echeverria
Joachim-Karnatz-Allee 47
10557 Berlin
Fax: 030-20 64 66 29
E-Mail: embasal@embasalva.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. Dezember 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS IMMEDIATELY

  • Calling for an independent, thorough and impartial investigation into the attack against Pro-Búsqueda staff members and the break into their office, with the results made public and those responsible brought to justice.
  • Urging the authorities to take immediate steps to fully provide appropriate protection to all Pro-Búsqueda staff members in strict accordance with their wishes.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-314/2013, AI-Index: AMR 29/011/2013, Datum: 18. November 2013 - mr
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2013