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AKTION/1664: Urgent Action - Vereinigte Arabische Emirate, Menschenrechtsverletzungen kennzeichnen Verfahren


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-347/2013, AI-Index: MDE 25/012/2013, Datum: 23. Dezember 2013 - mr

Vereinigte Arabische Emirate
Menschenrechtsverletzungen kennzeichnen Verfahren



MOHAMMED AL-MANSOORI
SALEH MOHAMMED AL-DHUFAIRI
HUSSAIN ALI ALNAJJAR AL-HAMMADI
sowie SIEBEN WEITERE STAATSANGEHÖRIGE DER VEREINIGTEN ARABISCHEN
EMIRATE und 20 ÄGYPTER

Zwanzig ägyptischen Staatsbürgern und zehn Staatsangehörigen der Vereinigten Arabischen Emirate drohen in einem neuen Sammelverfahren lange Haftstrafen. Die jüngste Anhörung fand am 17. Dezember statt. Bei mindestens drei der Angeklagten handelt es sich um gewaltlose politische Gefangene. Denjenigen, die sich in Haft befinden, wird allem Anschein nach der Zugang zu einem Rechtsbeistand verweigert. Die Urteile sollen am 21. Januar 2014 gefällt werden. Sollten die Angeklagten schuldig gesprochen werden, haben sie nicht das Recht Berufung einzulegen.

Der weithin bekannte Rechtsanwalt Mohammed al-Mansoori, der Arzt Hussain Ali Alnajjar al-Hammadi und der ehemalige Lehrer Saleh Mohammed al-Dhufairi sind drei der zehn Staatsangehörigen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die drei wurden 2013 bereits in dem als "VAE 94" bekannten Sammelverfahren verurteilt. In dem derzeit laufenden Gerichtsverfahren wird den zwanzig ägyptischen Staatsangehörigen vorgeworfen, in den VAE eine Zweigstelle der ägyptischen Muslimbruderschaft aufgebaut zu haben. Einem der Beschuldigten wird zudem angelastet, sich vertrauliche Informationen der Landesverteidigung rechtswidrig über einen USB-Stick angeeignet zu haben, den ihm ein Sicherheitsbeamter übergeben haben soll. Mohammed al-Mansoori, Hussain Ali Alnajjar al-Hammadi und Saleh Mohammed al-Dhufairi sowie weiteren Personen wird zur Last gelegt, von dem Diebstahl gewusst, aber die Behörden nicht verständigt zu haben. Saleh Mohammed al-Dhufairi und anderen wird vorgeworfen, die entwendeten Daten verbreitet zu haben. Nach Angaben seiner Familie hat er sich jedoch in der Zeit, in der er das getan haben soll, in Haft befunden. Weiterhin wird ihm und anderen angelastet, die Behörden nicht über die Einrichtung einer Zweigstelle der Muslimbruderschaft in Kenntnis gesetzt zu haben. Alle Angeklagten weisen die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Das Gerichtsverfahren begann am 5. November vor dem Obersten Gerichtshof in Abu Dhabi. Abgesehen von sechs Angeklagten, deren Fall in Abwesenheit verhandelt wird, wurden alle Ägypter zwischen November 2012 und Januar 2013 festgenommen und sollen monatelang ohne Kontakt zur Außenweilt in Haft gehalten worden sein. Viele der Inhaftierten haben vor Gericht ausgesagt, dass sie mit Elektroschocks gefoltert und in anderer Weise misshandelt und gezwungen wurden, Geständnisse zu unterzeichnen. Im Fall der "VAE 94" hat Amnesty International ähnliche Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Allem Anschein nach ist allen Angeklagten der Zugang zu einem Rechtsbeistand von Beginn an verweigert worden. Nach Ansicht der Organisation handelt es sich bei Mohammed al-Mansoori, Hussain Ali Alnajjar al-Hammadi und Saleh al-Dhufairi und möglicherweise weiteren Angeklagten um gewaltlose politische Gefangene, die sich nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihrer Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit in Haft befinden.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Das "VAE 94"-Verfahren war ein Massenprozess gegen 94 RegierungskritikerInnen und ReformbefürworterInnen, der nicht den internationalen Standards für faire Verfahren entsprach. Siehe dazu auch UA-238/2013 unter
http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-238-2013/gefangene-im-hungerstreik

Unabhängige politische Aktivitäten werden in den Vereinigten Arabischen Emiraten stark eingeschränkt. Im Zuge der weitreichenden Demonstrationen im Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika im Jahr 2011 setzen sich eine Handvoll Menschen in den VAE öffentlich für größere Rechenschaftspflicht, Transparenz und Demokratisierung ein. In der Folge schränken die Behörden das Recht auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit stark ein und gehen gegen sich kritisch äußernde Personen vor, indem sie sie festnehmen und ihnen vage formulierte Vergehen gegen die nationale Sicherheit vorwerfen. Bei den 30 Angeklagten im aktuellen Verfahren handelt es sich namentlich um:

  1. Mohammed al-Mansoori
  2. Saleh Mohammed al-Dhufairi
  3. Hussain Ali Alnajjar al-Hammadi
  4. Saleh Faraj
  5. Salah al-Meshad
  6. Medhat Rajab
  7. Abdullah Al-Arabi
  8. Ibrahim Abdulaziz
  9. Murad Muhammad
  10. Medhat Mohamed
  11. Mohammed Abdel-Moneim
  12. Abdel Moneim Al-Sayed
  13. Abdullah Mohammed
  14. Ali Ahmad
  15. Mohamed Mahmoud
  16. Ahmed Labib,
  17. Ahmed Mahmoud
  18. Othman Abdul Rahman
  19. Al-Sayed. Awad
  20. Hassan Al-Sayed
  21. Ashraf Kamel
  22. Ahmed Mohammed
  23. Hamada Abdulaziz
  24. Ahmad Al-Tabour
  25. Hassan Al Hammadi
  26. Khalid al-Shibeh
  27. Hamad Ruqait
  28. Ali Al-Kindi
  29. Rashid Imran
  30. Tariq Al-Qasim.

SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS, LUFTPOSTBRIEFE, FAXE ODER TWITTERNACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Mohammed al-Mansoori, Saleh Mohammed al-Dhufairi, Hussain Ali Alnajjar al-Hammadi und alle anderen Betroffenen dieses Falles unverzüglich und bedingungslos frei, sollten sie sich nur deshalb in Haft befinden, weil sie friedlich von ihren Rechten auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit Gebrauch gemacht haben.
  • Sorgen Sie bitte auch dafür, dass die Folter- und Misshandlungsvorwürfe umgehend unparteiisch untersucht werden und diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die dafür verantwortlich sind. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die Prozesse, in denen die Verantwortung geklärt wird, den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan
Ministry of Presidential Affairs
Corniche Road, Abu Dhabi, P.O. Box 280
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
(Anrede: Your Highness / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 971) 2 622 2228
E-Mail: ihtimam@mopa.ae

KRONPRINZ VON ABU DHABI
Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan
Crown Prince Court Bainunah Street
Abu Dhabi, P.O. Box 124
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
(Anrede: Your Highness / Eure Hoheit)
Fax: (00 971) 2 668 6622
Twitter: @MBZNews


KOPIEN AN

STELLVERTRETENDER STAATSCHEF UND MINISTERPRÄSIDENT
Shaikh Mohammad bin Rashid Al-Maktoum
Office of the Prime Minister
POB 2838, Dubai
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Fax: (00 971) 4 353 19 74
E-Mail: info@primeminister.ae
Twitter: @HHShkMohd

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATE
S. E. Herrn
Jumaa Mubarak Jumaa Salem Aljunaibi
Hiroshimastraße 18-20
10785 Berlin
Fax: 030-5165 1900
E-Mail: consulate@uaeembassy.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. Januar 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the UAE authorities to immediately and unconditionally release Mohammed al-Mansoori, Hussain Alnajjar, Saleh al-Dhufairi and anyone else in the case being held solely for peacefully exercising their rights to freedom of expression and association.
  • Calling on them to immediately and impartially investigate allegations of torture or other ill-treatment and bring to justice anyone found responsible in accordance with international fair trial standards.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN - FORTSETZUNG AUF ENGLISCH

Mohammed al-Mansoori, Saleh Mohammed al-Dhufairi and Hussain Ali Alnajjar Alhammadi, along with the other seven UAE nationals, were among the 69 people convicted and sentenced to between seven and 15 years' imprisonment in the "UAE 94" trial. Mohammed al-Mansoori was among 18 people who, in August 2013, started a hunger strike in protest at their conditions of detention and physical abuse by prison guards. See UAE: Jailed government critics on hunger strike (MDE 25/009/2013). The 10 UAE nationals, along with the 14 Egyptian nationals detained in relation to the current case, are held in al-Razeen Prison in Abu Dhabi.

Abdulhameed al-Kumaiti, the main defence lawyer in the case, has been refused access to his clients since the case began. On 15 December 2013, two days before the latest trial session, the authorities of al-Razeen Prison in Abu Dhabi forced him to wait for two hours to meet his clients before denying him access to them. Abdulhameed al-Kumaiti says he has noticed being under increased surveillance since his involvement in this case and that of the "UAE 94", in which he was also a defence lawyer, began. He has, for instance, been frequently followed by cars that he believes belong to UAE's State Security apparatus.

During his four-hour defence statement at the trial session on 17 December, Abdulhameed al-Kumaiti asked for the charges against his clients to be dropped and highlighted what he argued was a lack of due process and inconsistencies in the prosecution's case against them. He argued that the dates on which the prisoners were first detained differed from the arrest dates recorded by the court documents. Detainees claim that these dates were falsified and that they were in fact arrested without arrest warrants being shown to them beforehand and then held in secret detention for months, during which they were forced to sign "confessions" under torture. Abdulhameed al-Kumaiti said that detainees were also blindfolded and not given their glasses when forced to sign to "confessions". Amnesty International has previously documented the UAE's record of unfair trials. For more information see United Arab Emirates: End abuses in the criminal justice system (MDE 25/005/2013); UAE: Unfair mass trial of 94 dissidents (MDE 25/003/2013).

Independent political activity in the UAE is severely restricted. In the wake of the large demonstrations since 2011 across the Middle East and North Africa region, a small number of people in the UAE have openly called for greater accountability, transparency and democratization, but have faced repression in a widening crackdown on freedom of expression and association. People who criticize the UAE authorities have been arrested and charged with vaguely worded national security offences. Many of those arrested, charged and convicted have been labelled as "Islamists" and vilified by the UAE authorities, as well as the largely pro-government national media. Human rights defenders in the UAE have long been harassed, and intimidated. Some have been arbitrarily detained, subjected to travel bans or threatened with deportation. Some have received death threats, been physically attacked by government supporters or faced smear campaigns on social media networks and in government-run media.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-347/2013, AI-Index: MDE 25/012/2013, Datum: 23. Dezember 2013 - mr
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2013