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AKTION/1744: Urgent Action - USA (Texas), wieder eine Hinrichtung


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-048/2014-2, AI-Index: AMR 51/020/2014, Datum: 28. März 2014 - ar

USA (Texas)
Wieder eine Hinrichtung



Herr ANTHONY DOYLE

Anthony Doyle wurde am Abend des 27. März durch die Giftspritze hingerichtet. Damit wurde in Texas zum zweiten Mal in diesem Monat ein Gefangener hingerichtet, der zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war. Anthony Doyle wurde 2004 wegen des Mordes an der 37-jährigen Hyun Mi Cho im Jahr 2003 zum Tode verurteilt. Wäre er zum Tatzeitpunkt nur 93 Tage jünger gewesen, würde ihm nicht die Hinrichtung drohen: 2005 untersagte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten im Urteil des Falls Roper v. Simmons die Hinrichtung von Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Straftat unter 18 Jahre alt waren. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass Jugendliche häufig unreif, impulsiv und anfällig für Gruppenzwang sind, über ein noch nicht vollständig ausgereiftes Urteilsvermögen und Verantwortungsgefühl verfügen und sich noch weiterentwickeln und verändern können. Das Gericht betonte dabei, dass die "Eigenschaften, die Jugendliche von Erwachsenen unterscheiden, mit dem 18. Geburtstag nicht einfach verschwinden". Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass sich die Entwicklung des Gehirns sowie der psychische und emotionale Reifeprozess auch bei über 18-Jährigen noch fortsetzen.

Am 21. März wies das texanische Strafberufungsgericht den Antrag von Anthony Doyle auf eine gerichtliche Überprüfung zurück. Dabei ging es um die Frage, ob die Staatsanwaltschaft den Geschworenen in Anthony Doyles Prozess unwissentlich falsche Beweise präsentiert hat, die auf seine mangelnde soziale Wiedereingliederung in einer Einrichtung für jugendliche StraftäterInnen hindeuteten. Das Berufungsgericht erklärte, dem Antrag nicht weiter nachzugehen, da die Eingabe nicht den texanischen Kriterien für einen weiteren Antrag auf richterliche Haftprüfung entspreche. Diese Kriterien sind sehr schwer zu erfüllen. Etwa zwei Stunden vor der geplanten Hinrichtung am 27. März wies der Oberste Gerichtshof der USA eine Hinrichtungsaussetzung zurück. Der texanische Begnadigungsausschuss hatte eine Begnadigung bereits abgelehnt und der Gouverneur von Texas, Rick Perry, griff nicht ein. Anthony Doyle verzichtete auf seine letzten Worte, bevor er mit der Giftspritze hingerichtet wurde. Um 18.49 Uhr Ortszeit wurde er für tot erklärt, etwa 25 Minuten nach dem Setzen der Spritze.

Zwischen 1982 und 2003 hat der US-Bundesstaat Texas 13 Personen hingerichtet, die zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt minderjährig waren. Acht davon waren Afro-Amerikaner. Dies macht 60 Prozent aller in den USA vollzogenen Hinrichtungen von zur Tatzeit minderjährigen Personen aus. Texas kann landesweit nach wie vor die höchste Hinrichtungsrate an Personen vorweisen, die bei Begehen der Straftat 18 oder 19 Jahre alt waren. Seit 1987 sind in Texas mindestens 64 solcher Personen exekutiert worden, von denen 35 wie auch Anthony Doyle Afro-Amerikaner waren. Texas hat damit seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen in den USA im Jahr 1977 mehr Personen hingerichtet, die zur Tatzeit im Teenageralter waren, als Hinrichtungen jeder Art in 46 der 50 US-Bundesstaaten stattgefunden haben. Mit Anthony Doyle wurde in Texas zum zweiten Mal in diesem Monat ein Gefangener hingerichtet, der zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war. Weitere Informationen über den anderen Fall finden Sie in der UA-045/2014 vom 20. März 2014:
http://amnesty.de/urgent-action/ua-045-2014/ray-jasper-hingerichtet

In den USA sind im laufenden Jahr bisher 14 Hinrichtungen vollzogen worden, vier davon in Texas. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen im Jahr 1977 sind landesweit 1.373 Todesurteile vollstreckt worden, 512 davon in Texas.

Vielen Dank allen, die mit Appellen versucht haben, die Hinrichtung zu verhindern.

Weitere Informationen zu UA-048/2014 (AMR 51/016/2014, 6. März 2014 und AMR 51/018/2014, 20. März 2014)

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-048/2014-2, AI-Index: AMR 51/020/2014, Datum: 28. März 2014 - ar
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2014