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AKTION/1876: Briefe gegen das Vergessen, Juni 2017


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Juni 2017

- Jamaika - Shackelia Jackson
- Aserbaidschan - Mehman Huseynov
- Madagaskar - Clovis Razafimalala


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


JAMAIKA

Shackelia Jackson

Am 20. Januar 2014 wurde ein Mann namens Nakiea Jackson in Kingston in der Imbissstube, in der er arbeitete, von der Polizei erschossen. Augenzeugenberichten zufolge kamen mehrere Polizist_innen auf der Suche nach einem Mann mit Dreadlocks zu der Imbissstube, und als Nakiea (der Dreadlocks hat) zur Tür hereinkam, betrat ein Polizist mit einer Waffe den Laden. Es folgten zwei Knallgeräusche, woraufhin der leblose Körper von Nakiea Jackson von Polizist_innen aus dem Imbiss und in ein Auto geschleift wurde.

Unmittelbar darauf kam Shackelia Jackson, die Schwester von Nakiea, aus dem benachbarten Haus der Familie in den Imbiss und riegelte den Laden ab. Bald darauf führte die unabhängige Polizeiaufsichtsbehörde vor Ort eine Untersuchung durch. In der Folge wurde Anklage gegen einen Polizisten erhoben. Doch im Juli 2016 wurde eine gerichtliche Anhörung zur Beweisfeststellung abgebrochen, nachdem ein Zeuge nicht wie vereinbart vor Gericht erschien. Seinen Angaben zufolge fürchtete er sich vor Konsequenzen. Dies bedeutet, dass Shackelia Jackson und ihre Familie nun noch länger auf Gerechtigkeit für den Tod von Nakiea Jackson warten müssen.

Zudem werden sie seither von der Polizei eingeschüchtert, offenbar mit dem Ziel, sie von weiteren Schritten abzuhalten. Die Familie berichtet, im Gerichtssaal eingeschüchtert und schikaniert worden zu sein, und dass polizeiliche Durchsuchungen in ihrer Nachbarschaft oft an den Tagen stattfanden, an denen gerichtliche Anhörungen im Fall von Nakiea Jackson angesetzt waren. Trotz dieser Hindernisse und der im jamaikanischen Justizsystem herrschenden Straflosigkeit kämpft Shackelia Jackson weiterhin dafür, die Wahrheit hinter dem Tod ihres Bruders ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Justizminister und dringen Sie darauf, in Absprache mit der Familie von Nakiea Jackson wirksame Schutzmaßnahmen für sie bereitzustellen. Bitten Sie zudem um zusätzliche Mittel für den Special Coroner's Court (Gericht zur Untersuchung von Todesursachen) für eine umgehende, unabhängige und sorgfältige Untersuchung der rechtswidrigen polizeilichen Tötung von Nakiea Jackson. Fordern Sie ihn auf, dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden, auch diejenigen mit Befehlsverantwortung. Dringen Sie höflich auf eine Reform des Strafjustizsystems und besseren Zugang zu unabhängigen und unparteiischen Gerichten. Fordern Sie zudem dringend Schutz vor Einschüchterung und Schikane im Gerichtssaal für Zeug_innen und Familienangehörige.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Justizminister, Delroy Chuck
Ministry of Justice, Commerce Gate
61 Constant Spring Road
Kingston 10, JAMAIKA
(Anrede: Honourable Delroy Chuck, Minister of Justice / Sehr geehrter Herr Justizminister)
Fax: (00 1) 876 906 7665
E-Mail: delroy.chuck@moj.gov.jm
Twitter: @Delroychuckjm
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft von Jamaika
I. E. Frau Margaret Ann Louise Jobson
Schmargendorfer Straße 32, 12159 Berlin
Fax: 030-85 99 45 40
E-Mail: info@jamador.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)


ASERBAIDSCHAN

Mehman Huseynov

Mehman Huseynov ist ein Menschenrechtsverteidiger, Journalist und Blogger, der wegen seiner menschenrechtlichen und journalistischen Tätigkeiten schon seit Längerem von den Behörden schikaniert wird. Amnesty International wurde bereits 2012 für ihn aktiv, als er wegen "Rowdytums" unter Anklage stand und ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis drohten. Die Vorwürfe waren offenbar Vergeltungsmaßnahmen für seine Kampagne gegen Menschenrechtsverstöße im Vorfeld des Eurovision Song Contest.

Mehman Huseynov wurde im Januar 2017 unter der Anklage, "Polizeianweisungen missachtet" zu haben, kurzzeitig inhaftiert. Nachdem er den Vorwurf erhob, von der Polizei gefoltert worden zu sein, wurde er wegen Verleumdung angeklagt und am 3. März 2017 zu zwei Jahren Haft verurteilt. Mehman Huseynov leidet an Krampfadern, die ihm Schmerzen verursachen und seine Beine anschwellen lassen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich aufgrund der mangelhaften Haftbedingungen und unzulänglichen medizinischen Versorgung zunehmend.

Amnesty International wendet sich unter allen Umständen gegen die strafrechtliche Verfolgung von Verleumdungsvorwürfen und ist der Ansicht, dass Mehman Huseynov nur deshalb angeklagt wurde, um ihn zum Schweigen zu bringen und für seinen Aktivismus zu bestrafen. Amnesty International betrachtet Mehman Huseynov als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten und bitten Sie ihn, Mehman Huseynov umgehend und bedingungslos freizulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist. Dringen Sie auch darauf, dass die von Mehman Huseynov erhobenen Foltervorwürfe vom Januar 2017 wirksam untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Bitten Sie ihn zudem, dafür zu sorgen, dass Mehman Huseynov für die Dauer seines Gewahrsams Zugang zu jeder nötigen medizinischen Versorgung hat.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Russisch, Aserbaidschanisch oder auf Deutsch an:
Präsident
Ilham Aliyev
Office of the President of the Azerbaijan Republic
19 Istiqlaliyyat Street , Baku AZ1066, ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear President Aliyev / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 994) 12 492 0625
E-Mail: office@pa.gov.az
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Aserbaidschan S. E. Herrn Ramin Hasanov, Hubertusallee 43 14193 Berlin Fax: 030-219 161 52 E-Mail: berlin@mission.mfa.gov.az (Standardbrief: 0,70 Euro)

MADAGASKAR


Clovis Razafimalala

Der Umweltschützer Clovis Razafimalala befindet sich seit dem 16. September 2016 im Gefängnis von Toamasina in Untersuchungshaft. Er hat in der Vergangenheit den Schmuggel von Palisanderholz angeprangert, ein unter den Artenschutz fallendes Edelholz, das illegal aus Madagaskar verschifft wird. Man wirft Clovis Razafimalala vor, während einer Protestveranstaltung zur Plünderung eines Verwaltungsgebäudes und Zerstörung von Unterlagen aufgerufen zu haben. Die Anklagen gegen ihn lauten auf Rebellion, Verbrennung von Verwaltungsakten sowie Zerstörung öffentlicher Dokumente und Güter. Zahlreiche Personen können jedoch bezeugen, dass Clovis Razafimalala sich zum Zeitpunkt der Protestveranstaltung in einem Restaurant in Maroantsetra aufhielt. Er kann also weder an dem Protest teilgenommen noch die ihm vorgeworfenen Taten begangen haben.

Clovis Razafimalala sowie einige Umweltorganisationen sind der Ansicht, dass er wegen seines Engagements für den Umweltschutz ins Visier genommen wurde. Der Rechtsbeistand von Clovis Razafimalala gab an, dass der Antrag seines Mandanten auf eine Freilassung gegen Kaution ohne Begründung abgewiesen wurde, wohingegen andere Personen, die ebenfalls wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an der Protestveranstaltung festgenommen worden waren, gegen Kaution freigelassen wurden. Das Gerichtsverfahren gegen Clovis Razafimalala hat noch nicht stattgefunden.

Der Umweltschützer hat eine Frau und zwei Kinder, die infolge seiner anhaltenden Inhaftierung in finanziellen Schwierigkeiten sind, da er der Hauptverdiener in der Familie war. Seine Frau versorgt ihn im Gefängnis mit Nahrungsmitteln, was zusätzlich bedeutet, dass sie und ihre beiden Kinder nach Toamasina umziehen mussten. Seit dem Umzug kann das älteste Kind von Clovis Razafimalala nicht mehr zur Schule gehen, da die Familie sich die Schulgebühren nicht mehr leisten kann.

Umweltschützer_innen und andere Aktivist_innen, die wie Clovis Razafimalala Schmuggelaktivitäten anprangern, werden immer wieder willkürlich festgenommen und inhaftiert, um sie mundtot zu machen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Justizminister von Madagaskar und fordern Sie ihn höflich auf, Clovis Razafimalala umgehend und bedingungslos freizulassen. Dringen Sie auf angemessene Schutzmaßnahmen für Menschenrechtsverteidiger_innen und Umweltschützer_innen und bitten Sie darum, die Rechte auf freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung und Vereinigungsfreiheit in Madagaskar zu respektieren. Fordern Sie zudem eine Untersuchung des illegalen Handels mit Palisanderholz und bitten Sie darum, dass die mutmaßlich Verantwortlichen in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Malagassi, Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Justizminister
Charles Andriamiseza
Ministry of Justice
43 Rue Joel Rakotomolala
Faravohitra - Antananarivo, MADAGASKAR
(Anrede: Your Excellency / Son Excellence Monsieur le Ministre / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: spminjus@yahoo.fr
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Madagaskar
Frau Florence Isabelle Rafaramalala ep. Ratsimba (Geschäftsträgerin a.i.)
Seepromenade 92
14612 Falkensee
Fax: 033-22 23 14 29
E-Mail: info@botschaft-madagaskar.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2017

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