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AKTION/640: Briefe gegen das Vergessen, April/Mai 2011


amnesty journal 04/05/2010 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate April/Mai 2011

- Sri Lanka - Prageeth Eknaligoda
- Tadschikistan - Ilkhom Ismanov
- Irak - Samar Sa'ad Abdullah


Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


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SRI LANKA

Prageeth Eknaligoda

Der sri-lankische Journalist und Karikaturist Prageeth Eknaligoda wird vermisst. Er "verschwand" am 24. Januar 2010 auf dem Heimweg nach Homagama in der Nähe der Hauptstadt Colombo. Der Regierungskritiker hatte im Vorfeld über die Präsidentschaftswahlen am 26. Januar 2010 berichtet und dabei eine Analyse beider Präsidentschaftskandidaten veröffentlicht, die zum Vorteil des Oppositionskandidaten Sarath Fonseka ausfiel. Prageeth Eknaligoda hatte in den Tagen vor seinem "Verschwinden" einem Freund erzählt, dass er glaube, beobachtet zu werden. Nachdem er am 24. Januar abends nicht nach Hause zurückkehrte, unternahm seine Ehefrau Sandya Eknaligoda am nächsten Tag den Versuch, die Polizei einzuschalten. Zwei Wochen lang weigerten sich die Beamten, in dem Fall zu ermitteln oder eine Anzeige von Sandya Eknaligoda entgegenzunehmen. Sie vermuteten, dass es sich lediglich um eine konstruierte Geschichte handle. Später gaben sie Sandya Eknaligoda gegenüber an, die Protokolle zum Fall ihres Ehemanns verloren zu haben. Sandya Eknaligoda hat inzwischen eine Untersuchung beantragt, da sie die Unabhängigkeit der Ermittlungen bezüglich des "Verschwindens" ihres Ehemannes anzweifelt. Zudem hat sie eine Kampagne ins Leben gerufen, mit der sie dafür sorgen will, dass der Fall von Prageeth Eknaligoda und weiteren Opfern des "Verschwindenlassens" aufgeklärt wird.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten Sri Lankas und fordern Sie ihn auf, umgehend eine vollständige und gründliche Untersuchung des "Verschwindenlassens" von Prageeth Eknaligoda einzuleiten. Appellieren Sie an ihn, dafür zu sorgen, dass Angriffe und Entführungen von Journalisten in Sri Lanka ordnungsgemäß untersucht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Singhalesisch, Tamilisch, Englisch oder auf Deutsch an:
PRÄSIDENT
His Excellency the President Mahinda Rajapaksa
Presidential Secretariat
Colombo 1
SRI LANKA
(korrekte Anrede: Your Excellency)
Fax: 0094-11-24466 57
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an
Botschaft der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka
S.E. Herrn Tikiribandara Maduwegedera
Niklasstr. 19, 14163 Berlin
Fax: 030-8090 97 57
E-Mail: info@srilanka-botschaft.de


TADSCHIKISTAN

Ilkhom Ismanov

Ilkhom Ismanov wurde vermutlich in der Haft gefoltert. Am 3. November 2010 nahmen ihn Polizisten in der Stadt Chudschand fest. Seine Ehefrau konnte ihn drei Tage darauf besuchen. Sie berichtete von Schnittwunden an seinem Hals und Narben an seinen Händen. Außerdem verstießen die Behörden gegen die Strafprozessordnung Tadschikistans: Erst neun Tage nach seiner Festnahme wurde Ilkhom Ismanov einem Richter vorgeführt. Seine Anwältin soll ihren Mandaten erstmals bei der Anhörung getroffen haben.

Die Staatsanwaltschaft der Region Sughd teilte der Ehefrau von Ilkhom Ismanov im Dezember 2010 mit, dass sie die Vorwürfe über die Folterung ihres Mannes, seine widerrechtliche Inhaftierung und die Verwehrung des Zugangs zu seiner Anwältin nicht bestätigen könne. Amnesty International befürchtet, dass die Untersuchung unzureichend und ineffektiv war, da die Staatsanwaltschaft keine Angaben über den Verlauf der Untersuchung und die daraus resultierenden Ergebnisse gemacht hat. Die Ehefrau von Ilkhom Ismanov gab an, dass weder mit ihrem Mann, noch mit dessen Anwältin oder Zeugen Gespräche geführt wurden. Weiterhin befürchtet Amnesty International, dass Ilkhom Ismanov während der Haft nur unzureichenden Zugang zu medizinischen Untersuchungen und entsprechender Versorgung hatte.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den tadschikischen Präsidenten und bringen Sie Ihre Besorgnis über die Berichte zum Ausdruck, denen zufolge Ilkhom Ismanov gefoltert worden ist, widerrechtlich inhaftiert wurde, eingeschränkten Kontakt zu seiner Anwältin hatte sowie erst nach neun Tagen Untersuchungshaft einem Richter vorgeführt wurde. Betonen Sie, dass dies einen klaren Verstoß gegen die Strafprozessordnung Tadschikistans darstellt. Fordern Sie zudem, dass zu den Vorwürfen, Ilkhom Ismanov habe keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten, eine Untersuchung durchgeführt wird.

Schreiben Sie in gutem Tadschikisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Emomali Rahmon
Apparat Prezidenta Respubliki Tajikistan
or. Rudaki 80,
734023 g. Dushanbe
TADSCHIKISTAN
(korrekte Anrede: Dear President)
E-Mail: mail@president.tj
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an
Botschaft der Republik Tadschikistan
S.E. Herrn Imomudin Sattorov
Perleberger Straße 43, 10559 Berlin
Fax: 030-34 7930 29


IRAK

Samar Sa'ad Abdullah

Samar Sa'ad Abdullah droht die Hinrichtung. Am 15. August 2005 wurde sie in Bagdad wegen Mordes an ihrem Onkel, dessen Frau und einem der Kinder des Ehepaares zum Tode verurteilt. Ein Kassationsgericht bestätigte das Urteil am 26. Februar 2007. Während des Prozesses hatte Samar Sa'ad Abdullah wiederholt ihre Unschuld beteuert und angegeben, ihr "Geständnis" unter Folter in Polizeigewahrsam gemacht zu haben. Samar Sa'ad Abdullah beschuldigt ihren Verlobten, die Morde begangen zu haben. Die Behörden fahnden derzeit nach ihm. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe im Irak im August 2004 können Menschen wegen Gefährdung der inneren Sicherheit, Mord, Drogenhandel und Entführung zum Tode verurteilt werden. Elf Monate zuvor war die Todesstrafe ausgesetzt worden. Die irakischen Behörden begründeten die Wiedereinführung mit der angespannten Sicherheitslage im Land und der hohen Anzahl politisch motivierter Gewalttaten. Zwischen 2004 und Ende 2009 wurden mindestens 255 Menschen hingerichtet. Rund 1.300 Menschen sitzen nach vorliegenden Informationen in den Todeszellen ein. Die meisten Todesurteile liegen schon einige Jahre zurück. Die Betroffenen befinden sich jedoch in ständiger Gefahr, hingerichtet zu werden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Ministerpräsidenten des Irak und fordern Sie ihn auf, das gegen Samar Sa'ad Abdullah verhängte Todesurteil nicht zu vollstrecken. Erkundigen Sie sich nach den Einzelheiten der gegen Samar Sa'ad Abdullah vorgebrachten Anklagepunkte und dringen Sie darauf, dass eine unverzügliche Untersuchung der von ihr vorgebrachten Foltervorwürfe erfolgt und sämtliche dafür Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Appellieren Sie an den Ministerpräsidenten, alle verhängten Todesurteile umzuwandeln und ein Hinrichtungsmoratorium zu erlassen, um eine Abschaffung der Todesstrafe einzuleiten.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Excellency Nuri Kamil al-Maliki
Prime Minister
(korrekte Anrede: Your Excellency)

Senden Sie bitte Ihr Schreiben an die irakische Botschaft und bitten Sie um Weiterleitung an den Ministerpräsidenten:
Botschaft der Republik Irak
S. E. Herrn Hussain Mahmood Fadhlalla Alkhateeb
Pacelliallee 19-21, 14195 Berlin
Fax: 030-81 4882 22
E-Mail: info@iraqiembassy-berlin.de
(Standardbrief bis 20 g innerhalb Deutschlands: 0,55 Euro)


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Quelle:
amnesty journal, April/Mai 2011, S. 70-71
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionsanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2011