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AKTION/671: Urgent Action - Russische Föderation - Verschwindenlassen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-160/2011, AI-Index: EUR 46/023/2011, Datum: 2. Juni 2011 - pn

Russische Föderation
Verschwindenlassen


Herr TAMERLAN DOKUVICH SULEIMANOV

Uniformierte Männer, bei denen es sich vermutlich um Angehörige der Polizei handelte, verschleppten einen Tschetschenen von seinem Arbeitsplatz. AugenzeugInnen gaben einen ausführlichen Bericht darüber bei den zuständigen Behörden ab, die Untersuchungen zu seinem Verschwindenlassen machen jedoch keine Fortschritte.

Der Tschetschene Tamerlan Dokuvich Suleimanov wurde am 9. Mai um die Mittagszeit von bewaffneten Männern in schwarzer Uniform verschleppt. Die Männer ergriffen ihn, als er sich an seinem Arbeitsplatz, einer Autowerkstatt in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, befand. Berichten seiner KollegInnen zufolge betrat eine Gruppe von sieben bis zehn Männern die Werkstatt im Bezirk Oktiabrskii in Grosny. Sie bedrohten Tamerlan Dokuvich Suleimanov mit einer Waffe und drängten ihn in eines ihrer beiden Fahrzeuge.

Tamerlan Dokuvich Suleimanovs Familie verständigte umgehend die Behörden und bat diese um Hilfe. Der Staatsanwalt des Bezirks Oktiabrskii nahm den Fall jedoch nicht sofort auf, da der 9. Mai in Russland ein Feiertag ist. Am 10. Mai befragten ErmittlerInnen die KollegInnen von Tamerlan Dokuvich Suleimanov, die Zeuge des Verschwindenlassens geworden waren. Sie lieferten wichtige Hinweise über die Entführer, einschließlich der Marken und Kennzeichen ihrer Fahrzeuge sowie der genauen Beschreibung ihrer Uniformen. Die Behörden eröffneten am 18. Mai ein Strafverfahren und sprachen Doku Suleimanov als Vater von Tamerlan Dokuvich Suleimanovs einen Opferstatus zu. Dies bietet der Familie bessere Möglichkeiten, das Verfahren zu verfolgen und Schutz zu verlangen. Amnesty International gingen seither Informationen aus nicht offiziellen Quellen zu, dass die tschetschenische Polizei für das Verschwindenlassen verantwortlich sein könnte. Die Kennzeichen der Autos sind scheinbar nirgends registriert.

Die Familie von Tamerlan Dokuvich Suleimanov fürchtet, dass eine umfassende Untersuchung nicht möglich sein wird und eine Verwicklung der tschetschenischen Polizei, sofern diese sich bestätigen sollte, ein weiteres Hindernis darstellen wird.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN AUF ENGLISCH

Amnesty International has been aware for some years of a complete lack of political will and practical ability to conduct full and thorough investigations into human rights violations in Chechnya in which members of the police and other law enforcement bodies have been implicated. Many victims of human rights violations in the Chechen Republic have told Amnesty International that during investigations into crimes such as enforced disappearance or extrajudicial executions, members of law enforcement bodies are not questioned and no proper investigation of their involvement is conducted.

At a 20 April 2011 press conference, a group of Russian human rights defenders published two letters issued by senior officials in the Chechen Republic, the Head of the Investigative Committee and Deputy Prosecutor. These letters, copies of which have been received by Amnesty International, are an admission that effective investigation of enforced disappearances and other serious human rights violations alleged to have been committed by police officers in Chechnya is virtually impossible.

A number of people have told Amnesty International about government officials and members of the law enforcement bodies using physical violence against investigators and prosecutors, rather than cooperating with them.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich appelliere an Sie, sofortige und umfassende Untersuchungen über das Verschwindenlassen von Tamerlan Dokuvich Suleimanov einzuleiten.

- Ich fordere Sie höflich dazu auf, alle Verdächtigen in dem Fall zu befragen und alle möglichen Aufenthaltsorte von Tamerlan Dokuvich Suleimanov zu prüfen.

- Sollte sich Tamerlan Dokuvich Suleimanov in Ihrem Gewahrsam befinden, bitte ich Sie eindringlich, ihn frei zu lassen oder ihm den Zugang zu einem Anwalt zu ermöglichen, wenn er einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt wird.

- Ich möchte meine Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass Untersuchungen von Straftaten in der Republik Tschetschenien bekanntermaßen immer dann erschwert werden, wenn mutmaßlich Angehörige der Polizei in die Straftat verwickelt sind.


APPELLE AN

INNENMINISTER DER RUSSISCHEN FÖDERATION
Army General Rashid Nurgaliev
Ministry of Interior
Ul. Zhitnaia, 16
119049 Moscow
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 7) 499 237 49 25

VORSITZENDER DES UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSSES DER RUSSISCHEN FÖDERATION
Aleksandr Bastrykin
Technicheskii per. 2
105005 Moscow
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Dear Chairman / Sehr geehrter Herr Vorsitzender)
Fax: (00 7) 495 265 90 77


KOPIEN AN

TSCHETSCHENISCHER INNENMINISTER
Colonel General Ruslan Alkhanov
Ministry of Interior of the Chechen Republic
Prospekt im. Kh. Isaeva d. 21
364051 Groznyi
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: (00 7) 8712 62 40 29
E-Mail: über die Website http://www.mvdchr.ru/rus/obsh/1.html#8
(kyrillisch)

BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
S.E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65
10117 Berlin
Fax: 030-2299 397
E-Mail: info@Russische-Botschaft.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 14. Juli 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Urging the authorities to investigate promptly and fully the enforced disappearance of Tamerlan Suleimanov.

- Urging them to ensure that all possible suspects in the crime are questioned and that all locations where Tamerlan Suleimanov might be held are investigated.

- Urging them to release Tamerlan Suleimanov, if he is in their custody or give him access to a lawyer if he is to be charged with a recognizably criminal offence.

- Expressing concern that investigating bodies in the Chechen Republic are known to face obstacles when investigating crimes in which police officers are implicated.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-160/2011, AI-Index: EUR 46/023/2011, Datum: 2. Juni 2011 - pn
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2011