Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/749: Urgent Action - Russische Föderation - Zwei Männer in Inguschetien verschleppt


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-257/2011, AI-Index: EUR 46/037/2011, Datum: 25. August 2011 - gs

Russische Föderation
Zwei Männer in Inguschetien verschleppt


Herr AKROMAN UGURCHIEV
Herr UMALAT BERSANOV

Am 23. August gegen 18.00 Uhr wurden Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov in der inguschetischen Ortschaft Ordzhonikidzevskaia verschleppt, vermutlich von Angehörigen der russischen Sicherheitskräfte.

Am Nachmittag des 23. August traf sich Akroman Ugurchiev mit Umalat Bersanov, dessen Auto er unter Umständen kaufen wollte. Wenig später beobachteten AugenzeugInnen, wie zwei Fahrzeuge vom Typ Gazelle und ein silberfarbener Lada Priora mit getönten Scheiben vor dem Haus von Umalat Bersanov vorfuhren. Eines der Autos vom Typ Gazelle trug laut Erinnerung der AugenzeugInnen die Kennziffer 491, die Fahrzeugnummer des Lada Priora begann mit einer 2. Aus den beiden Autos sprangen zivil gekleidete Männer, die mit einer Ausnahme ihre Gesichter hinter Masken verborgen hatten. Sie riefen Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov zu: "Bleiben Sie, wo Sie sind". Der unmaskierte Mann, so erinnern sich die AugenzeugInnen, hatte slawische Gesichtszüge. Die Männer schlugen Akroman Ugurchiev mit einem schweren Gegenstand auf den Kopf, woraufhin er das Bewusstsein verlor. Anschließend schleppten sie ihn in eines der Gazelle-Fahrzeuge. Auch Umalat Bersanov wurde schwer geschlagen und ebenfalls in einen Wagen gezerrt. Anschließend fuhren die Entführer mit den zwei Männern fort. Familienangehörige von Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov erkundigten sich bei der Polizei nach den beiden Männern und wandten sich hilfesuchend an den Generalstaatsanwalt und den Präsidenten von Inguschetien wie auch an andere VertreterInnen der inguschetischen Behörden. Sie erhielten jedoch keinerlei Auskünfte. Über Schicksal und Verbleib von Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov herrscht Ungewissheit. Unklar ist auch, ob wegen der Entführung der beiden Männer ein Strafverfahren eingeleitet worden ist.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Inguschetien und der Großraum Nordkaukasus werden regelmäßig von bewaffneten Gewalttaten erschüttert; die Sicherheitslage ist instabil. Neben den Strafverfolgungsbehörden ist auch die Zivilbevölkerung immer wieder das Ziel von Anschlägen, die von bewaffneten Gruppen verübt werden. Die Behörden setzen zur Bekämpfung dieser Gewalttaten fast ausschließlich Strafverfolgungskräfte ein (Angehörige der Polizei, der Staatssicherheit und des Militärs), die weder transparent agieren noch öffentlich Rechenschaft über ihre Handlungen ablegen. Oftmals führen Angehörige der Strafverfolgungsorgane auch verdeckte Ermittlungen im Rahmen so genannter "Antiterrormaßnahmen" durch. Vorwürfe, dass Angehörige der Strafverfolgungsbehörden straffrei bleiben, wenn sie rechtswidrige Methoden anwenden und in Inguschetien und dem gesamten Nordkaukasus systematisch Menschenrechtsverletzungen begehen, sind weit verbreitet. Aus der Region werden regelmäßig Fälle von "Verschwindenlassen", rechtswidriger Haft, Folter, Misshandlungen sowie außergerichtliche Hinrichtungen gemeldet.

Amnesty International hat zahlreiche Berichte aus Inguschetien erhalten, denen zufolge maskierte Angehörige der Sicherheitsbehörden Menschen, die sich in ihren Häusern oder auf der Straße aufhalten, festnehmen. Dabei weisen sie sich weder aus noch nennen sie den Grund für die Festnahme oder geben an, wohin die Betroffenen gebracht werden. In einigen Fällen räumten die Behörden im Nachhinein ein, dass die Festnahmen von Angehörigen der Strafverfolgungsbehörden vorgenommen worden waren; in der Mehrheit der Fälle bleiben die Betroffenen jedoch dauerhaft "verschwunden". Es erfolgt keine Untersuchung und Ermittlung der Aufenthaltsorte seitens der Behörden. Einige der "Verschwundenen" werden später tot aufgefunden. Es sind Fälle bekannt geworden, in denen die Behörden behaupteten, "Verschwundene" hätten sich bewaffneten Widerstandsgruppen angeschlossen und seien bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften erschossen worden. Allerdings liegen auch Hinweise darauf vor, dass Menschen gefoltert und anschließend außergerichtlich hingerichtet worden sind.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich fordere Sie auf, unverzüglich eine umfassende und unabhängige Untersuchung der Entführung von Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov einzuleiten und seine Familienangehörigen über die Ergebnisse zu informieren.

- Leiten Sie umgehend Schritte ein, um den Aufenthaltsort von Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov zu ermitteln und ihre Sicherheit zu gewährleisten.

- Sollten sich Akroman Ugurchiev und Umalat Bersanov im Gewahrsam der Sicherheitskräfte befinden, lassen sie beide Männer mit sofortiger Wirkung frei, sofern sie nicht einer erkennbar strafbaren Handlung angeklagt werden. Gewähren Sie ihnen außerdem Zugang zu einem Rechtsbeistand.


APPELLE AN

PRÄSIDENT DER REPUBLIK INGUSCHETIEN
Yunus-Bek Yevkurov
Administration of the Head of the Republic of Ingushetia
386000 Magas
Republik Inguschetien
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Dear Head of the Republic of Ingushetia/ Sehr geehter Präsident von Inguschetien)
Fax (00 7) 873 455 11 29

INNENMINISTER DER REPUBLIK INGUSCHETIEN
Aleksandr E. Trofimov
Ministry of Internal Affairs of the Republic of Ingushetia
ul. Kulieva, 14
Magas 386000
Republik Inguschetien
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehter Herr Innenminister)
Fax: (00 7) 873 455 01 28 E-Mail: oios-mvd-ri@yandex.ru

STAATSANWALT DER REPUBLIK INGUSCHETIEN
Yurii Ya. Chaika
ul. B.Dimitrovka, d. 15a
Moscow
GSP-3, 107048
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Dear Prosecutor General)
Fax: (00 7) 495 692 17 25
E-Mail: prgenproc@gov.ru

BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
S. E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65
10117 Berlin
Fax: 030-2299 397
E-Mail: info@Russische-Botschaft.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Russisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. Oktober 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Urging the authorities to conduct an immediate, effective and impartial investigation into the abduction of Akroman Ugurchiev and Umalat Bersanov and inform their families of its outcomes.

- Urging the authorities to promptly establish Akroman Ugurchiev's and Umalat Bersanov's whereabouts and ensure their safety.

- Pointing out that if thy are held by one of the law enforcement agencies they must either be charged with a recognizable offence and granted access to a lawyer, or immediately released.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-257/2011, AI-Index: EUR 46/037/2011, Datum: 25. August 2011 - gs
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2011