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AKTION/794: Urgent Action - Mexiko - Verfechter von Migrantenrechten erneut bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-274/2011-1, AI-Index: AMR 41/055/2011, Datum: 19. September 2011 - gs

Mexiko
Verfechter von Migrantenrechten erneut bedroht


BRUDER TOMÁS GONZÁLEZ, Leiter der Migrantenherberge La 72
RUBEN FIGUEROA, Verfechter von Migrantenrechten

Verteidiger der Rechte von MigrantInnen, die in einer Migrantenherberge in Tenosique im Süden Mexikos tätig sind, sind von der Polizei des Bundesstaates und von Angehörigen des Militärs bedroht und eingeschüchtert worden.

Am 17. September machten sich nach Angaben von AugenzeugInnen Bruder Tomás González, Leiter der Migrantenherberge La 72 und Präsident des Menschenrechtszentrums von Usumacinta (Centro de Derechos Humanos del Usumacinta - CDHU), sowie Ruben Figueroa, ein Verfechter der Rechte von MigrantInnen, gemeinsam mit zwei MigrantInnen auf den Weg nach Tenosique. Dort wollten sie für in der Herberge lebende MigrantInnen Kleidung einkaufen. Unterwegs wurde die Gruppe von Militärangehörigen angehalten, die sich anschickten, den Pick-up, in dem Bruder Tomás González und seine Mitreisenden unterwegs waren, zu durchsuchen. Der Menschenrechtsverteidiger wies das Ansinnen zurück. Daraufhin trafen zwei Polizeiwagen ein, die den Pick-up umstellten. Einer der Polizisten versetzte Ruben Figueroa einen Schlag ins Gesicht.

Wenig später tauchte ein Mann in Zivilkleidung am Ort des Geschehens auf und befahl den Militärangehörigen, den Pick-up zu durchsuchen und die Insassen aussteigen zu lassen. Bruder Tomás González machte Fotos von dem Mann, da dieser sich nicht auswies. Daraufhin begann der Mann, ihn zu beschimpfen. "Du Hurensohn, ich werde Dich in Stücke reißen, Scheißindio, Du bist keinen Pfifferling wert". Wenige Augenblicke später rief ein Mitglied der Nationalen Menschenrechtskommission Bruder Tomás González auf seinem Handy an und bat darum, mit dem Mann sprechen zu können. Dieser war dazu jedoch nicht bereit und erwiderte nur, die Menschenrechte seien ohnehin bedeutungslos. Keiner der anwesenden PolizistInnen noch das Militär schritten ein. Kurze Zeit darauf fuhren drei Wagen der städtischen Polizei vor, und es trafen weitere schwer bewaffnete Soldaten ein, die Sturmmützen trugen. Bruder Tomás González, Ruben Figueroa und die beiden Migranten weigerten sich angesichts der Angst einflößenden Situation, aus ihrem Fahrzeug auszusteigen. Der Vorfall zog sich über vier Stunden hin, bis schließlich MitarbeiterInnen der Nationalen Menschenrechtskommission eintrafen, woraufhin Polizei und Militär den Ort des Geschehens verließen.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Bruder Tomás González war am 9. September schon einmal bedroht worden. An dem fraglichen Tag nahm er in seiner Gemeinde in Tenosique einen Telefonat entgegen. Der Anrufer drohte: "Dir wird etwas zustoßen" und legte dann auf.

MenschenrechtsverteidigerInnen sehen sich aufgrund ihrer Arbeit häufig Drohungen und Einschüchterungsversuchen gegenüber. Sie sind insbesondere zur Zielscheibe geworden, weil sie die Menschenrechtsverletzungen an MigrantInnen durch BehördenvertreterInnen und kriminelle Banden thematisieren. Amnesty International hat kürzlich einen Film über die schwierige Lage mittelamerikanischer MigrantInnen auf ihrem Weg durch Mexiko und die Menschen, die ihnen dabei zur Seite stehen, gedreht. Den Film finden Sie hier:
http://www.amnesty.de/2010/11/8/invisibles-migranten-mexiko.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich bin in großer Sorge um die Sicherheit von Tomás González, Ruben Figueroa und anderen MenschenrechtsverteidigerInnen, die in der Migrantenherberge La 72 in Tenosique und im Menschenrechtszentrum Usumacinta arbeiten.

- Ich möchte Sie daher dringend bitten, umgehend in Absprache mit den Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für sie zu ergreifen, dazu gehören auch Polizeipatrouillen.

- Ich fordere Sie höflich auf, unverzüglich eine gründliche und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Tomás González und Ruben Figueroa einzuleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

- Ich möchte Sie an Ihre Verpflichtung aus der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern von 1998 erinnern, derzufolge MenschenrechtsverteidigerInnen das Recht haben, ihre Arbeit ohne Einschränkung und Angst vor Repressalien auszuführen.


APPELLE AN

INNENMINISTER
Lic. José Francisco Blake Mora
Secretario de Gobernación
Abraham González No. 48
Col. Juárez
Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06600
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Señor Secretario/Sehr geehter Herr Innenminister)
Fax: (00 52) 55 5093 3414 (eine Stimme wird Sie bitten, die
Durchwahl zu wählen: 323 56)

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES TABASCO
Q.F.B. Andrés Granier Melo
Independencia # 2, Col. Centro,
Villahermosa, Tabasco,
México, CP 86000

MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor/Estimado Gobernador/
Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 52) 993 314 2612
E-Mail: gobernador@tabasco.gob.mx


KOPIEN AN

GEMEINDEVORSTEHER VON TENOSIQUE
Lic. Raúl Gustavo Gutiérrez Cortés
Calle 21 X 26 Frente al Parque Central
Col. Centro 86900, Tenosique
Tabasco
MEXIKO
Fax: (00 52) 934 3420036 (Bitten Sie um den Faxton: Tono de fax, por favor)
E-Mail: presidenciatenosique2010-2012@hotmail.com

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN
STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. Oktober 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Express concern for the safety of Fray Tomás González, Ruben Figueroa and other human rights defenders working at the migrants shelter La 72 and the Usumacinta Human Right Centre in Tenosique.

- Call for protection measures, including police patrols, to be implemented immediately in strict accordance with the wishes of those at risk.

- Call on the authorities to fully and impartially investigate the threats and intimidation against Fray Tomás González and Ruben Figueroa and for those responsible to be brought to justice.

- Remind the authorities of their obligation to ensure that human rights defenders can carry out their legitimate work without fear of reprisal, as established in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-274/2011-1, AI-Index: AMR 41/055/2011, Datum: 19. September 2011 - gs
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2011