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EUROPA/267: Serbien und Kosovo - 10 Jahre Kriegsende, 10 Jahre Straflosigkeit


Pressemitteilung vom 8. Juni 2009

Serbien und Kosovo: 10 Jahre Kriegsende, 10 Jahre Ungewissheit, 10 Jahre Straflosigkeit

Noch immer kommen Untersuchungen zum Schicksal von knapp 2.000 Verschwundenen nicht voran
Einfluss der alten Machthaber weiter gross
amnesty fordert effektive aufklärung


BERLIN, 08.06.2009 - Zehn Jahre nach Ende des Kosovo-Krieges warten immer noch rund 1.900 Familien im Kosovo und in Serbien auf Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Wie ein heute veröffentlichter Bericht von Amnesty International zeigt, haben die Behörden Serbiens wie des Kosovos versagt, Kriegsverbrechen, insbesondere das Verschwindenlassen, angemessen aufzuarbeiten. Das hat zu einer de-facto-Straflosigkeit für die Verbrechen des Kosovo-Krieges geführt. Amnesty International fordert die Behörden in Serbien und Kosovo und die Mission der Europäischen Union im Kosovo EULEX auf, Untersuchungen der Fälle von Verschwindenlassen während des Krieges wirksam zu unterstützen.

Da es keine wirksamen Zeugenschutzprogramme gibt, trauen sich potentielle Zeugen nicht, auszusagen. Machthaber zu Kriegszeiten verfügen weiterhin über großen Einfluss in ihren Gebieten. Das gilt für serbische Polizeioffiziere wie für Führer der Befreiungsarmee der Kosovo (UCK).

Im Verlauf des Konflikts vor zehn Jahren verschwanden mehr als 3.000 Albaner sowie etwa 800 Serben, Roma und Angehörige anderer Minderheiten im Kosovo.

1999 und 2000 befragte Amnesty International die Angehörigen von Vermissten aller Konfliktparteien. In diesem Jahr ist Amnesty erneut nach Serbien und in den Kosovo gefahren und hat dieselben Personen befragt, um herauszufinden, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Obwohl die Leichen von etwa der Hälfte der Verschwundenen aufgefunden wurden, laufen in nur wenigen Fällen offizielle Ermittlungen. Bis heute sind nur wenige Täter vor Gericht gebracht worden.


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Quelle:
ai-Pressemitteilung vom 8. Juni 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2009