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EUROPA/350: Schiffsunglück vor Libyen - Es fehlen sichere Fluchtrouten!


Amnesty International - 5. August 2015

Flüchtlingskatastrophe auf dem Mittelmeer

Schiffsunglück vor Libyen: Es fehlen sichere Fluchtrouten!


5. August 2015 - Angesichts der erschütternden Nachricht über eine erneute Schiffskatastrophe auf dem Mittelmeer am 5. August erklärt Amnesty International: "Die europäischen Regierungen müssen mehr tun, um für Schutzbedürftige sichere und legale Einreisewege in die EU einzurichten, damit nicht mehr Tausende Menschen ihr Leben bei der Überfahrt über das Mittelmeer riskieren".

Währenddessen ist eine großangelegte Such- und Rettungsaktion im zentralen Mittelmeer in Gange. Laut Medienberichten sollen Hunderte Menschen auf See ihr Leben verloren haben, als ein Fischerboot, auf dem sich Schätzungen zufolge 600 Menschen befanden, vor dem libyschen Hafen Zuwara kenterte. Bislang sind über 400 Menschen gerettet und 25 Leichen geborgen worden.

Schiffe aus verschiedenen Nationen sowie Nichtregierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Migrant Offshore Aid Station beteiligen sich an den Rettungsaktionen, die auch noch in der Nacht des 5. August andauerten. "Immer noch überqueren fast jede Woche Tausende Menschen das Mittelmeer, um in Europa ein sicheres und besseres Leben zu finden, somit werden diese tödlichen Unglücke weiterhin traurige Realität bleiben", so Denis Krivosheev, stellvertretender Direktor für die Region Europa und Zentralasien bei Amnesty International.

"Dieses furchtbare Schiffsunglück macht erneut deutlich, dass die europäischen Regierungen umgehend sichere und legale Routen für schutzbedürftige Menschen einrichten müssen, damit die Zahl der Menschen, die den gefährlichen Seeweg über das Mittelmeer wählen, drastisch zurückgeht. Dies ist das erste Schiffsunglück dieses Ausmaßes, nachdem die EU-Regierungen Ende April vereinbart hatten, die Such- und Rettungsaktionen im Mittelmeer aufzustocken, um auf die dramatische Zahl der Todesfälle auf See in den Anfangsmonaten 2015 zu reagieren.

Amnesty International fordert mehr Zusagen von Ländern, Flüchtlinge aufzunehmen, die Einreise nach Europa auf der Grundlage humanitärer Visa und Familienzusammenführungen zu erleichtern und Einschränkungen des Rechts auf Bewegungsfreiheit für anerkannte Flüchtlinge aufzuheben.

"Weil weiterhin Flüchtlinge und Migranten versuchen, über gefährliche Routen nach Europa zu gelangen, ist es zwingend erforderlich, den Rettungsmissionen auf See höchste Priorität zu geben. Die humanitären Operationen, die die europäische Regierungen eingeleitet haben, nachdem im April über 1.200 Menschen im Mittelmeer ertrunken waren bzw. vermisst wurden, müssen weiterhin mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet und umgesetzt werden", erklärte Denis Krivosheev.

Erst am 4. August hatte die Internationalen Organisation für Migration erklärt, dass in diesem Jahr bereits etwa 2.000 Migranten und Asylsuchende bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben gekommen seien. Etwa 98.000 Flüchtlinge und Migranten haben bislang 2015 über das Mittelmeer Italien erreichen können.

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Quelle:
ai-Meldung vom 5. August 2015
http://www.amnesty.de/2015/8/6/nach-erneutem-schiffsunglueck-auf-dem-mittelmeer-es-fehlen-sichere-fluchtrouten?destination=node%2F2817
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2015

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