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NAHOST/159: Gaza - Hamas muss Hinrichtungen sofort stoppen!


Amnesty International - Meldung vom 22. August 2014

Gaza: Hamas muss Hinrichtungen sofort stoppen!



22. August 2014 - Nachdem am Freitag, den 22. August, mindestens 18 weitere Palästinenserinnen und Palästinenser wegen des Vorwurfs, Informationen an Israel weitergegeben zu haben, durch Exekutionskommandos ums Leben gebracht wurden, fordert Amnesty International, dass die Hamas ihre Kampagne der Hinrichtungen im Schnellverfahren sofort stoppen muss. Die Zahl der mutmaßlichen InformantInnen, die am 22. August sowie in den Tagen davor hingerichtet wurden, stieg damit auf 21. Unter den Hingerichteten befinden sich mehrere Personen, die erst einen Tag vor ihrer Hinrichtung im Zusammenhang mit der Tötung von drei hochrangigen Hamas-Kommandanten durch die israelische Armee festgenommen worden waren.

"Diese Hinrichtungswelle der Hamas wird durch die Tatsache noch schockierender, dass die Opfer nach Gerichtsverhandlungen zum Tod verurteilt wurden, die - falls sie überhaupt stattfanden - im Schnellverfahren abgewickelt wurden und grob unfair waren", sagte Anne FitzGerald, Direktorin der Ermittlungsabteilung bei Amnesty International. "Die Hamas muss die Vollstreckung der Todesstrafe unverzüglich und vollständig einstellen."

Am 22. August wurden mindestens 11 Menschen, darunter zwei Frauen, im Gefängnis von al-Katiba im Westen von Gaza-Stadt durch ein Exekutionskommando erschossen, sieben weitere wurden nach den Freitagsgebeten vor der größten Moschee in Gaza-Stadt hingerichtet.

Einem Stück Papier zufolge, das an die Wand der Moschee genagelt wurde, sollen die Betroffenen den Feind mit Informationen über Tunnel, Häuser und Örtlichkeiten, an denen Raketen gelagert waren, versorgt haben. Diese Orte seien dann bombardiert worden, was zum Tod vieler Hamas-Kämpfer geführt habe. "Infolgedessen wurde das Urteil des Revolutionsgerichts umgesetzt", so der Zettel.

Die Identitäten der Hingerichteten sind bislang unbekannt, da die Köpfe der Opfer abgedeckt worden waren. Die Beteiligten des Erschießungskommandos waren ebenfalls maskiert.

Die von der Hamas betriebene Webseite Al Rai warnte, dass "dieselbe Strafe schon bald gegen noch weitere Personen verhängt wird". Verrat ist nach palästinensischem Recht ein Kapitalverbrechen.

Nach palästinensischem Recht müssen alle Todesurteile durch den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas ratifiziert werden. Die Hamas-Verwaltung führt jedoch Exekutionen durch, ohne die Zustimmung des Präsidenten einzuholen.

"Menschen nach grob unfairen Prozessen, die im Schnellverfahren durchgeführt wurden, hinzurichten, ist eindeutig grausam und inhuman. Die Hamas muss sich ins Gedächtnis rufen, dass das Recht auf eine faire Verhandlung vor einem zuständigen Gericht auch in Zeiten bewaffneter Konflikte in Kraft bleibt", sagte Anne FitzGerald.

Am 21. August hatte Israel drei Militärkommandanten der Hamas mit einem Luftschlag auf ein Haus im südlichen Gazastreifen getötet. Bei diesem Angriff wurden außerdem sieben Familienangehörige und Nachbarn der Männer getötet.

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Quelle:
ai-Mitteilung vom 22. August 2014
http://www.amnesty.de/2014/8/25/gaza-hamas-muss-hinrichtungen-sofort-stoppen?destination=node%2F2817
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2014