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AFRIKA/392: Sudan will internationale Hilfe stärker reglementieren


Presseerklärung vom 23. August 2013

Sudan will internationale Hilfe stärker reglementieren

Scharfe Kritik an menschenverachtendem Umgang mit Notleidenden und Helfern im Sudan



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Ankündigung der sudanesischen Regierung, die Arbeit internationaler Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen durch neue Bestimmungen stärker zu reglementieren und einzuschränken, scharf kritisiert. "Wer trotz schlimmster Hungersnot internationale Helfer mundtot macht und zur Untätigkeit verdammt, begeht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Dringend müssen die Vereinten Nationen aktiv werden, damit internationale Hilfsorganisationen den insgesamt rund 4,5 Millionen Notleidenden im Sudan auch weiterhin beistehen können."

Internationale Menschenrechtsorganisation sollen ganz aus dem Sudan ausgesperrt werden. Hilfsorganisationen müssen sich zukünftig wohl stärker an den Vorgaben der Regierung und nicht an den Bedürfnissen der Notleidenden orientieren, befürchtet die GfbV. "Damit werden internationale Helfer einerseits zu Erfüllungsgehilfen des sudanesischen Regimes gemacht. Andererseits entledigt sich Khartum so lästiger Augenzeugen im Krieg."

Angekündigt wurden die neuen Bestimmungen von Innenminister Ibrahim Mahmoud Hamid nach einem Treffen mit Staatspräsident Omar al-Bashir am Mittwoch. Die detaillierten Vorgaben zur Regelung der Arbeitsmöglichkeiten internationaler Hilfsorganisationen sollen in Kürze in Kraft treten.

"Dass ausländische Menschenrechtler bei Sudans Machthabern nicht beliebt sind, überrascht nicht, hat doch der Internationale Strafgerichtshof auch aufgrund ihrer Recherchen einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Staatspräsidenten Omar Hassan al Bashir erlassen", sagte Delius. Verlogen sei jedoch der Hinweis Khartums, sudanesische Menschenrechtler würden offiziell zugelassen. Denn die sudanesischen Behörden haben seit Dezember 2012 in einer beispiellosen Kampagne einheimische Menschenrechtsgruppen verunglimpft, eingeschüchtert und verboten, Menschenrechtler wurden inhaftiert.

"Bislang haben Helfer versucht, sich in bewaffneten Konflikten neutral zu verhalten und alle Notleidenden zu unterstützen", berichtete Delius. "Jetzt wird sich die Lage für die 1,7 Millionen Kriegsflüchtlinge in Darfur noch zuspitzen." Schon jetzt verweigern die Behörden 20 Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshochkommissariats eine Arbeitserlaubnis in Darfur, obwohl die Zahl der Flüchtlinge seit Januar 2013 um mehr als 300.000 Menschen zugenommen hat. Auch in den umkämpften Provinzen Südkordofan und Blauer Nil erhalten internationale Helfer keinen Zugang zu zehntausenden Notleidenden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. August 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2013