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AFRIKA/417: Südsudan - 85.000 Menschen fliehen vor der Gewalt


Presseerklärung vom 25. Dezember 2013

85.000 neue Flüchtlinge im Südsudan - Jeden Tag fliehen weitere 10.000 Menschen

Vereinte Nationen sollen mehr Menschenrechtsbeobachter in den Südsudan entsenden



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Entsendung von mehr Menschenrechtsbeobachtern der Vereinten Nationen in den umkämpften Südsudan gefordert. "Täglich berichten Augenzeugen von neuen Massengräbern und extralegalen Hinrichtungen. Dringend müssen die Vereinten Nationen mehr unabhängige Menschenrechtsbeobachter in den Südsudan entsenden, um den marodierenden Kämpfern der SPLA und der Rebellen deutlich zu machen, dass sie für Kriegsverbrechen später zur Verantwortung gezogen werden", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Die Kultur der Straflosigkeit wird im Südsudan nur enden, wenn schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zeitnah dokumentiert und Verantwortliche beim Namen genannt werden." Die Vereinten Nationen sprechen inzwischen von mehreren tausend Toten seit Ausbruch des Machtkampfes vor zehn Tagen.

Jeden Tag fliehen rund 10.000 Südsudanesen vor der eskalierenden Gewalt. Seit Ausbruch der Kämpfe sind mindestens 85.000 Menschen geflohen. Rund 45.000 dieser Flüchtlinge haben in Camps der UN-Friedenstruppen Zuflucht gesucht, die mit der Betreuung der stetig wachsenden Zahl von Schutzsuchenden hoffnungslos überfordert sind. "Die humanitäre Versorgung dieser Flüchtlinge wird zu einem immer größer werdenden Problem, zumal die Zahl der Schutzsuchenden weiter drastisch steigen wird, solange es wenig Perspektiven für eine friedliche Lösung des Machtkampfes gibt." Rund 30.000 Flüchtlinge haben in dem bislang von der Gewalt noch nicht betroffenen Bundesstaat Lakes Zuflucht gesucht. Aus sechs von zehn Bundesstaaten des Südsudan werden inzwischen Kämpfe gemeldet.

Gestern erklärte die Regierung in Juba, die zuvor von Rebellen eingenommene Stadt Bor (Bundesstaat Jonglei) sei wieder unter der Kontrolle der SPLA. "Noch gibt es keine unabhängigen Berichte aus der umkämpften Stadt Bor", erklärte Delius. "Sollte die Stadt tatsächlich von der SPLA wieder eingenommen worden sein, so schließen wir Vergeltungsakte gegen Angehörige der Nuer-Minderheit nicht aus." Schon in der letzten Woche hatten SPLA- Soldaten in der Hauptstadt Juba willkürlich Nuer erschossen, um den Aufruf zum Umsturz des Nuer-Politikers und ehemaligen Vizepräsidenten des Südsudan, Riek Machar, zu rächen.

Doch auch Nuer haben willkürlich Dinka ermordet und unter anderem ein Massaker unter Schutzsuchenden in einem UN-Lager verübt. "Jahrzehnte der Instrumentalisierung von Ethnien im Krieg im Südsudan durch alle Konfliktparteien erschweren heute jede Suche nach einem Ausgleich im Machtkampf und nach einer Friedenslösung", erklärte Delius.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 25. Dezember 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Dezember 2013