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AFRIKA/566: Flüchtlingskrise im Westen des Sudan verschärft sich


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 25. Februar 2016

Flüchtlingskrise im Westen des Sudan verschärft sich

Mindestens 87.000 neue Flüchtlinge in Darfur - Humanitäre Hilfe muss dringend verstärkt werden


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat eine Verstärkung der humanitären Hilfe für Flüchtlinge in Darfur im Sudan gefordert. Die Vereinten Nationen hatten gestern alarmierende neue Zahlen zu Flucht und Vertreibung im Westen des Sudan veröffentlicht. Demzufolge mussten seit Mitte Januar 2016 mindestens 87.000 Menschen vor neuen Militärangriffen aus dem Jebel Marra-Bergmassiv (Provinz Nord-Darfur) flüchten. "Dieser erneute Exodus von Frauen und Kindern aus dem Jebel Marra wird die Flüchtlingskrise in Darfur weiter verschärfen. Denn seit Monaten klagen Hilfsorganisationen bereits über eine deutlich nachlassende Bereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft, humanitäre Hilfe für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Darfur zur Verfügung zu stellen. Humanitäre Organisationen mussten deshalb bereits ihre Versorgung von Flüchtlingen in der Krisenregion einschränken", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.

"Darfur droht zum Opfer der weltweiten Flüchtlingskrise zu werden", warnte Delius. "In Europa und den USA, wo noch vor zehn Jahren der Darfur-Konflikt in aller Munde war, hat die weltweite Flüchtlingskrise die Aufmerksamkeit von der Tragödie im Westen des Sudan abgelenkt. Zugleich bemühen sich die EU und die USA um ein besseres Verhältnis zu der Regierung des Sudan, deren Mithilfe man sich erwünscht, um im Rahmen des "Khartum-Prozesses" die Flucht zehntausender Afrikaner nach Europa einzudämmen. Die EU-Kommission versprach dem Sudan erst letzte Woche für entsprechende Projekte 100 Millionen Euro. Auch die USA bemühen sich eine Verbesserung ihrer Beziehungen zu Khartum, nicht zuletzt weil sudanesische Soldaten an der Seite Saudi-Arabiens im Jemen gegen Rebellen kämpfen.

Mindestens 47 Dörfer im Jebel Marra-Bergmassiv wurden im Rahmen einer Militäroffensive seit dem 15. Januar 2016 von der sudanesischen Luftwaffe und von Bodentruppen bombardiert und zerstört. Die aus den Siedlungen fliehende Zivilbevölkerung - fast alles Frauen und Kindern - wurde sogar noch auf der Flucht von regierungstreuen Milizen erpresst und ausgeraubt. Tausende weitere Flüchtlinge aus dem Bergmassiv werden von den Vereinten Nationen in der Provinz Zentral-Darfur vermutet. Doch bislang gibt es für humanitäre Helfer keinen Zugang zu der Region, so dass auch nicht die genaue Zahl der Not Leidenden geklärt werden kann.

Am morgigen Freitag jährt sich zum 13. Mal der Beginn des Völkermords in Darfur. Am 26. Februar 2003 hatten Rebellen der Darfur Liberation Front ein Armee-Camp im Jebel Marra-Bergmassiv angegriffen. Mindestens 1,7 Millionen Darfuris sind seither im eigenen Land auf der Flucht. Weitere 300.000 Flüchtlinge leben im Nachbarland Tschad.

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Quelle:
Pressemitteilung - Göttingen, den 25. Februar 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2016

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