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AFRIKA/634: Sudan - schwierige Lage von Christen


Presseerklärung vom 1. Februar 2017

Schwierige Lage von Christen im Sudan

- Drei Christen zu hohen Haftstrafen verurteilt
- 25 Kirchen droht Zerstörung


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem Sudan vorgeworfen, Christen aufgrund ihres Glaubens zu diskriminieren und in ihrer Religionsfreiheit zu verletzen. "Wir sind erschüttert über einen unfairen Gerichtsprozess und hohe Gefängnisstrafen gegen drei Christen, die sich nur für mehr Religionsfreiheit in dem überwiegend muslimischen Staat eingesetzt haben", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Wie erst jetzt offiziell bestätigt wurde, wurden am letzten Sonntag der tschechische Filmemacher Petr Jasek in einem Spionageprozess in Khartum zu lebenslanger Haft und der sudanesische Pastor Hassan Abdelrahim Kodi sowie der Konvertit Abdelmoneim Abdelmoula zu jeweils zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verurteilten wurden unter anderem beschuldigt, das Ansehen des Sudan durch kritische Berichte über die Lage der Christen beeinträchtigt zu haben.

Die nun verurteilten Christen waren im Dezember 2015 festgenommen worden nach ihrer Teilnahme an einer Konferenz in Äthiopien, bei der sie öffentlich die Lage der Christen im Sudan kritisierten. Im August 2016 begann der Prozess gegen die Beschuldigten, der sich über Monate hinzog und von vielen Regelverstößen gekennzeichnet war. Verurteilt wurden sie schließlich zu zehn Jahren Haft wegen Spionage und weiteren zwei Jahren Gefängnis wegen der vermeintlichen Verbreitung "falscher Nachrichten" und des "Schürens von Hass". Sowohl der aus den umkämpften Nuba-Bergen stammende Pastor als auch der in der Bürgerkriegsregion Darfur geborene und zum Christentum konvertierte Menschenrechtler bestritten die Vorwürfe.

Ein zunächst ebenfalls mitangeklagter sudanesischer Pastor, Kuwa Shemaal, war am 2. Januar 2017 mangels Beweisen freigelassen worden.

"Mit großer Besorgnis verfolgen wir auch jüngste Berichte von Pastoren, die vor der drohenden Zerstörung von 25 Kirchen in der sudanesischen Hauptstadt warnen", erklärte Delius. Kirchengemeinden unterschiedlichster Konfessionen in den nördlichen Vororten Khartums wurden in den letzten Tagen über den bevorstehenden Abriss von 25 Gotteshäusern offiziell von den Behörden informiert. Die Abrissverfügungen seien bereits erteilt worden, berichteten die Behörden. Sie werden mit Verletzungen des Raumordnungsplanes begründet.

Im Sudan gibt es seit Jahren Streit um den Neubau und die Erhaltung von Kirchengebäuden. Der willkürliche Abriss von Gotteshäusern wird von Sudans Christen als massive Verletzung ihrer Freiheit zur Religionsausübung angesehen.

Der Bau neuer Kirchen wird oft verweigert. Christen stellen nur drei Prozent der Bevölkerung des Landes.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. Februar 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2017

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