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AFRIKA/668: Libyen - Sklaverei verurteilt, Rassismus in Nordafrika mit öffentlicher Debatte


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 29. November 2017

Weltsicherheitsrat verurteilt Sklaverei in Libyen - Öffentliche Debatte über Rassismus in arabisch-muslimischen Staaten Nordafrikas gefordert


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert eine breitere öffentliche Diskussion über Rassismus in Nordafrikas muslimisch-arabisch geprägten Gesellschaften, um die Versklavung von Flüchtlingen und Migranten aus West-und Ostafrika zu bekämpfen. "Wenn Sklaverei endlich beendet werden soll, dann muss sich auch die Wahrnehmung von Menschen aus den Subsahara-Ländern verändern. Der auch in Nordafrika weit verbreitete Rassismus ist mit mehr Rechtsstaatlichkeit und Strafverfolgung von Menschenhändlern allein nicht wirksam zu verhindern", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Die arabisch-muslimisch geprägten Gesellschaften Nordafrikas ignorieren seit Jahren das Weiterbestehen der Sklaverei in Mauretanien, und Übergriffe auf Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten sind weit verbreitet. Dies ist auch kein neues Phänomen, denn schon unter Diktator Gaddafi gab es in Libyen pogromartige Übergriffe auf Menschen anderer Hautfarbe."

Am Dienstagabend hatte der Weltsicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung die Sklaverei in Libyen verurteilt. Die Sondersitzung fand auf Antrag Frankreichs statt, das UN-Sanktionen gegen Menschenhändler in Libyen ankündigte. Großbritannien will den Schutz der Flüchtlinge in den libyschen Lagern verbessern. Die EU-Kommission strebt eine baldige Auflösung der Camps an. Rund 400.000 Flüchtlinge und Migranten aus Subsahara-Ländern halten sich in Libyen auf. Rund 15.000 von ich ihnen sind in 30 Lagern interniert, die überwiegend von bewaffneten Milizen kontrolliert werden. In und außerhalb dieser Camps sind Diskriminierung, Verschleppung, Folter und andere schwere Menschenrechtsverletzungen verbreitet.

"Libyen hat wie Marokko und Algerien ein akutes Rassismus-Problem. Rechtlosigkeit und katastrophale Zustände in Flüchtlingslagern schüren Übergriffe auf Flüchtlinge und Migranten. Doch solange der Rassismus weiter tabuisiert wird, wird auch eine Auflösung der Camps in Libyen nicht zu einer spürbaren Verbesserung der Lage der Betroffenen führen", erklärte Delius.

Libyens Regierung hat zwar eine Untersuchung der Sklaverei-Vorwürfe zugesichert, doch es wurden auch Zweifel laut. So unterstellte die libysche Fernsehstation "Libya 218" dem Fernsehsender CNN politische Motive für seinen Beitrag über die Versklavung von Flüchtlingen. "Libya 218" bezog sich dabei auf US-Präsident Donald Trump, der CNN für die vermeintliche Verbreitung von "Fake News" kritisiert hat. Allerdings hatten die Internationale Organisation für Migration (IOM) schon im Mai 2017 und EU-Diplomaten im Sommer 2017 über die grausame Behandlung von Flüchtlingen und Migranten in Libyen berichtet.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. November 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2017

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