Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

AKTION/166: Auf dem Kirchentag Unterstützung für Iraks Christen gefordert


Presseerklärung vom 7. Juni 2007

31. Deutscher Evangelischer Kirchentag

Trauerprozession auf zentralem Kirchentagsforum klagt Unterstützung für gejagte Christen aus dem Irak ein


Mit einer von aramäischem Gesang und Gebeten begleiteten symbolischen Trauerprozession hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) während eines großen Kirchentagsforums zum Nahen Osten am Donnerstag in Köln auf das tragische Schicksal der Assyro-Chaldäer im Irak hingewiesen und dringend zur Solidarität mit diesen gejagten Christen aufgerufen. "Im Stich gelassen: Iraks Christen brauchen Eure Hilfe!." Stand auf dem zweieinhalb Meter hohen Kreuz, das GfbV-Mitarbeiter und in Deutschland lebende Assyro-Chaldäer durch die Menge der Kirchentagsteilnehmer trugen. Symbolisch in lange schwarze Umhänge gehüllte "Sargträger" folgten.

"Offenbar will die Kirchentagsleitung den gewaltsamen Exodus der Assyro-Chaldäer nicht zur Kenntnis nehmen, obwohl sie unter entsetzlichen Verbrechen leiden", kritisierte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. "Auf keiner ihrer zentralen Großveranstaltungen werden öffentliche Diskussionen zum Beispiel über mögliche Hilfsinitiativen der Christen und Kirchen in Deutschland für ihre Glaubensbrüder im Irak angekündigt." Dabei stünde die fast 2000 Jahre alte Geschichte der Christen im Zweistromland vor dem Aus. Drei Viertel der früher etwa 650.000 Assyro-Chaldäer hätten bereits vor dem gezielten Terror islamistischer Fundamentalisten in die kleinen Nachbarländer Jordanien und Syrien oder in das mit Flüchtlingen überfüllte autonome irakische Bundesland Kurdistan flüchten müssen. Sie lebten dort in Armut und Elend und seien dringend auf Unterstützung angewiesen.

"Wir rufen den Deutschen Evangelischen Kirchentag, unsere Kirchen, Gemeinden und kirchlichen Institutionen dazu auf, sich der Menschenrechtskampagne der GfbV anzuschließen und von der Bundesregierung die Aufnahme eines Kontingents von 20.000 christlichen Flüchtlingen aus dem Irak zu fordern", sagte Zülch. Die großen europäischen Nachbarländer müssten den Vertriebenen ebenfalls die Hand reichen. Die Kirche müsse sich auch dafür engagieren, dass Assyro-Chaldäer, die vor dem Sturz Saddam Husseins nach Deutschland geflohen seien, hier ein sicheres Bleiberecht bekämen. Ihnen jetzt den Asylstatus wieder abzuerkennen, weil der irakische Diktator nicht mehr an der Macht sei, sei angesichts des neuen Terrors blanker Hohn.

Alle Christen im mittleren und südlichen Irak schwebten ständig in Lebensgefahr, selbst Kinder und Greise, Priester und Nonnen. Hunderte von Christen seien in den vergangenen Jahren verschleppt, Frauen vergewaltigt, Menschen bestialisch ermordet worden. Auf 30 Kirchen, aber auch auf christliche Schulen oder Geschäfte christlicher Kaufleute seien Bombenanschläge verübt worden. Selbst islamische Geistliche beteiligten sich inzwischen an der Hetze gegen Christen, forderten sie dazu auf, zum Islam überzutreten oder das Land sofort zu verlassen. Todesdrohungen gegen assyro-chaldäische Christen kursierten täglich auf Flugblättern, kämen per SMS oder mit der Briefpost.


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen / Köln vom 7. Juni 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2007